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Kameramann nietet 200-Meter-Weltmeister Usain Bolt um

Kameramann nietet 200-Meter-Weltmeister Usain Bolt um

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Beijing 2015 IAAF World Championships Foto: dpa
Justlin Gatlin konnte Usain Bolt bei der Leichtathletik-WM in Peking nicht stoppen. Das gelang nach dem 200-Meter-Rennen lediglich einem Kameramann.

Peking. 

Wie man Usain Bolt stoppen kann, machte am Ende nur ein Kameramann vor. Der Superstar aus Jamaika hatte bei der Leichtathletik-WM in Peking gerade auch das zweite Duell mit seinem großen Rivalen Justin Gatlin gewonnen, er befand sich auf seiner Ehrenrunde, als der Mann mit der Kamera hinter ihm angefahren kam und den Titelverteidiger, Weltrekordhalter und Olympiasieger einfach umfuhr. Bolt fiel kurz zu Boden, rappelte sich wieder auf und lachte einfach weiter.

Bei der Pressekonferenz nach dem Rennen machten beide schon wieder Witze über diese Szene, die sich über die sozialen Netzwerke sofort in alle Welt verbreitete. „Es gehen hier schon die ersten Gerüchte um, dass Justin Gatlin den Mann bezahlt hat“, meinte Bolt. Der Amerikaner meinte daraufhin: „Ich will mein Geld zurück. Der hat da etwas falsch verstanden. Er sollte das vor dem Rennen machen. Nicht danach.“

Der diesmal ziemlich eindeutige Sieg über 200 Meter in der Weltjahresbestzeit von 19,55 Sekunden brachte dem 29-jährigen Usain Bolt bereits den zehnten WM-Titel in seiner beispiellosen Karriere ein. Vier Tage zuvor hatte er im „Vogelnest“ bereits das 100-Meter-Rennen gewonnen. „Es ist alles halb so wild, er ist mir in die Wade gefahren“, kommentierte Bolt später die Panne nach dem Rennen. „Für die Staffel ist das kein Problem.“

Auf seiner Lieblingsstrecke zeigte sich der Favorit unantastbar. „Gut gemacht, Usain!“, lobte sich der schnellste Mann der Welt diesmal selbst. „Ich bin einfach nur glücklich. Ich hatte auch nie Zweifel an mir. Wenn es um die 200 Meter geht, bin ich ein anderer Mensch.“

Usain Bolt ließ Justin Gatlin über 200 Meter keine Chance

Sein Herausforderer Gatlin bekam das in diesem Finale schnell zu spüren. In 19,74 Sekunden lief er als Zweiter immer noch eine starke Zeit. Anders als am Sonntag über 100 Meter war der Amerikaner diesmal aber chancenlos. Spannend war lediglich die Frage, wer Bronze gewinnt – der Südafrikaner Anaso Jobodwana schob sich am Ende mit dem nationalen Rekord von 19,87 Sekunden noch knapp vor den zeitgleichen Alonso Edward aus Panama. Gatlin aber sah Bolt diesmal schon kurz vor der Ziellinie jubeln – und akzeptierte seine Rolle als Verlierer erneut sportlich fair.

Der frühere Doping-Sünder, der bei dieser WM so sehr in die Rolle des Buhmanns hineingewachsen ist, schnappte sich eine amerikanische Fahne, lächelte zufrieden – und begleitete Bolt einfach auf Teilen seiner Ehrenrunde. „Ich war der älteste Mann in diesem Finale und ich laufe immer noch. Ich laufe sogar noch ziemlich schnell“, sagte er. „Es fühlt sich immer noch gut an, gegen diesen Mann hier anzutreten.“

Jamaikaner bleibt die Ikone der Leichtathletik

Tatsächlich aber scheint ein bemerkenswertes und nach wie vor hochumstrittenes Comeback nach seiner vierjährigen Dopingsperre mit dieser WM ausgereizt zu sein. Der Amerikaner hatte im Vorfeld fast zwei Jahre lang kein Rennen verloren. Mehr als WM-Silber wie schon 2013 und 2015 über 100 Meter scheint für Gatlin bei Großereignissen gegen einen halbwegs fitten Bolt nicht möglich zu sein.

Seit 2007 hat der Jamaikaner auf der halben Stadionrunde nicht mehr verloren. Die 19,55 Sekunden von Peking waren auch seine schnellste Zeit über diese Distanz seit den Olympischen Spielen 2012 in London.

Kurz vor seiner Karambolage mit dem Kameramann landete Bolt auf seiner Ehrenrunde wieder genau da, wo er schon nach dem 100-Meter-Finale für die Fotografen posiert hatte: Vor einem Plakat mit der Aufschrift „Usain Bolt. Nr 1“. Die Nummer eins und die einzige globale Ikone seines Sports ist der 29-Jährige nun schon seit den Olympischen Spielen in genau diesem Stadion im Jahr 2008. Bei seiner Rückkehr nach Peking sieben Jahre später steckte Bolt sogar seine monatelangen Verletzungsprobleme und seine fehlende Wettkampfpraxis weg.

Usain Bolt will mit der Staffel das nächste Gold holen

„Ich war heute nicht so sehr auf die Zeit fokussiert, denn ich wusste, dass ich nicht in der Form für einen Weltrekord bin“, meinte er. „Für mich zählte allein der Sieg – und der ist ein großes Geschenk für mich und mein Land.“ Am Samstag soll mit der 4 x 100-Meter-Staffel Jamaikas noch der elfte WM-Titel für Bolt herausspringen. Allerdings ließ der Superstar zunächst offen, ob er sich dazu noch in der Lage fühlt. „Ich weiß noch nicht, in welcher Formation wir starten werden. Das entscheiden wir am Freitag.“ (dpa)