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Kraftwerk Hamm entwickelt sich zum Desaster für die Region

Kraftwerk Hamm entwickelt sich zum Desaster für die Region

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Foto: www.blossey.eu
Das könnte für RWE und 23 Städte, darunter Dortmund, Bochum und Herne, furchtbar teuer werden: RWE muss die Inbetriebnahme eines Kraftwerks-Blocks in einem Steinkohle-Großkraftwerk in Hamm „auf unbestimmte Zeit“ verschieben. Die Städte müssen sich auf empfindliche Verluste vorbereiten.

Essen. 

Der Bau eines Steinkohle-Großkraftwerks in Hamm entwickelt sich mehr und mehr zum finanziellen Fiasko. Wegen erheblicher Baumängel bleiben die Betreiber, der Essener Energiekonzern RWE sowie die Stadtwerke von 23 beteiligten Kommunen, auf Kosten womöglich in Milliardenhöhe sitzen. RWE verschob jetzt die Fertigstellung eines der beiden 800-Megawatt-Kraftwerksblöcke „auf unbestimmte Zeit“. Nach Unternehmensangaben gibt es technische Probleme bei der Dampferzeugung. Experten rechnen damit, dass der Block möglicherweise niemals ans Netz gehen wird. Der zweite Block nahm im August den Betrieb auf.

Wie das „Handelsblatt“ schreibt, laufen die Investitionskosten völlig aus dem Ruder und drohen von ursprünglich zwei auf drei Milliarden Euro zu klettern. Kritiker des gigantischen Baus sprechen von einem „Desaster“ und einer „krassen Fehlentscheidung“ der Verantwortlichen. 50 Prozent des Kraftwerks seien ein „Totalausfall“.

Hinzu kommt: Infolge der Energiewende wird das gigantische Steinkohlekraftwerk in Sichtweite der Autobahn A 2 wohl nie auch nur einen Cent Gewinn abwerfen. Im Gegenteil: Die beteiligten Stadtwerke müssen schon seit Jahren zuschießen und Millionenrückstellungen in ihren Bilanzen verbuchen. Hintergrund ist der wegen der hohen Einspeisung von Wind- und Solarenergie stark gesunkene Strompreis. Vertraglich sind die Stadtwerke jedoch zur Abnahme zum damals üblichen, heute aber überhöhten Preis gebunden. Die Vertragsbindung läuft nach WAZ-Informationen 20 Jahre.

Dortmunder DEW21 macht eine bittere Rechnung auf

Allein beim größten kommunalen Anteilseigner, der Dortmunder DEW21, sind so bisher Verluste in Höhe von knapp 60 Millionen Euro aufgelaufen. Hinzu kommen rund 110 Millionen Euro, für die die Dortmunder ihre 5,5-Prozent-Beteiligung 2007 erworben hatten. „Wir können zur Zeit nicht absehen, was das für uns bedeutet. Wir warten noch auf die Fakten“, sagte DEW-Chef Frank Brinkmann gestern der WAZ. Dortmunds SPD hatte den Kauf seinerzeit in einer Kampfabstimmung im Stadtrat mit der FDP durchgesetzt. Die Gerüchte verstummten nie, dass die knappe Mehrheit der geheimen Abstimmung nur durch die Stimmen der rechtsextremen DVU zustande kam.

Die Bochumer Stadtwerke haben sich ihre Beteiligung von knapp 2,2 Prozent 46 Millionen kosten lassen. Mit im Boot sind auch die Stadtwerke Herne.