Veröffentlicht inRegion

NRW-Wahl: So schlugen sich Wüst und Kutschaty im TV-Duell

NRW-Wahl: So schlugen sich Wüst und Kutschaty im TV-Duell

NRW_Wahl.jpg

NRW-Wahl: So schlugen sich Wüst und Kutschaty im TV-Duell

NRW-Wahl: So schlugen sich Wüst und Kutschaty im TV-Duell

So viel verdient ein Landtagsabgeordneter und der Ministerpräsident

Wieviel Geld bekommen unsere Volksvertreter im Landtag in Düsseldorf?

Gut aufgelegt und selbstbewusst präsentierten sich beide im TV-Duell: Ministerpräsident Hendrik Wüst und SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty am Donnerstagabend im WDR.

Im 75-Minuten-Talk wurde den WDR-Zuschauern vor Augen geführt, dass es viel Einigkeit bei den Zielen und Vorhaben der beiden Politiker gibt. Unterschiede mussten oft erst im Detail herausgearbeitet werden.

Vor den jeweiligen Themenblöcken hatten sich die WDR-Moderatorinnen Ellen Ehni und Gabi Ludwig eine besonders fiese Herausforderung einfallen lassen: Kutschaty und Wüst sollten sich festlegen, ob eingeblendete Forderungen im SPD- oder CDU-Wahlprogramm stehen. Oft lagen die Politiker daneben, zu ähnlich sind die Formulierungen und Ziele der beiden großen Parteien.

TV-Duell vor NRW-Wahl: Kutschaty zeigt sich besonders betroffen vom vereilten Anschlag in seiner Heimat

Zu Beginn der Sendung ging es um den vereilten Amoklauf in Essen-Borbeck. Hendrik Wüst und Thomas Kutschaty zeigten sich betroffen. Hier komme „vieles zusammen, was uns Sorgen machen muss“, so Wüst. Der Ministerpräsident machte klar, dass man beim Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nachlassen dürfe. Sein Innenminister Herbert Reul geriet dagegen am Nachmittag im Netz in die Kritik, weil er die geplante Amoktat als einen „Hilferuf“ eines „suizidgefährdeten jungen Mannes“ bezeichnete. Er habe, so die Kritik, so den rechtsextremen Hintergrund verharmlost.

Großes Lob sprach Wüst an den Mitschüler aus, der dafür sorgte, dass die Polizei den Amoklauf verhindern konnte. Auch Thomas Kutschaty zeigte sich dankbar für die Courage des Mitschülers. Der SPD-Politiker erklärte, dass er auch deshalb besonders erschüttert über das Ereignis sei, weil sein ältester Sohn auf einer der betreffenden Schulen seinen Abschluss gemacht habe. Aus seiner Sicht müsse mehr getan werden, um Rechtextremismus zu bekämpfen.

+++ NRW-Wahl: Plötzlich wieder alles anders! Letzte Umfrage zeigt brisanten Trend +++

Hendrik Wüst jonglierte im TV-Duell immer wieder mit Erfolgsbilanzen seiner Landesregierung

Einen ersten Schmunzler im TV-Duell gab es für die Frage der Moderatorinnen, ob Thomas Kutschaty den allseits anerkannten CDU-Innenminister Reul in eine von ihm geführte Regierung übernehmen würden. „Ich glaube nicht, dass Herbert Reul in eine SPD-geführte Landesregierung passen würde“, so Kutschaty. Während Christdemokrat Wüst hervorhob, dass Reul die Clan- und Rockerkriminalität entschlossen angegangen sei, kritisierte Kutschaty, dass man vielmehr an die Bosse und großen Vermögen heranmüsse. Die Clankriminalität sei nur ein kleiner Teil in der vielschichtigen organisierten Kriminalität. Deshalb stehe der Begriff Clans auch gar nicht im SPD-Wahlprogramm.

+++ News-Blog zur NRW-Wahl 2022 +++

Wüst wurde nicht müde mit Bilanzen und Zahlen für die Arbeit seiner Landesregierung zu werben. Unter dem Strich habe NRW nun 600 Polizeibeamte mehr und die Wohnungseinbrüche seien um 70 Prozent zurückgegangen. „Das ist auch kein Wunder, wenn Corona ist und alle im Home Office sind. Mich wundert, dass Sie die Anzahl der Ladeneinbrüche nicht erwähnt haben“, konterte Kutschaty schlagfertig. Wegen der Lockdowns im Einzelhandel habe es auch hier einen Rückgang gegeben.

+++ NRW-Wahl: Hier sind 4 wichtige Fragen an die Spitzenkandidaten – und ihre 4 KURZEN Antworten +++

Der SPD-Politiker versuchte immer wieder mit konkreten Beispielen insbesondere aus Großstädten die Erfolgstatistiken von Wüst in Frage zu stellen. „In Essen gibt es heute 62 Beamte weniger im Wach- und Wechseldienst als vor fünf Jahren“, sagte er beispielsweise.

Gleicher Einstiegslohn für alle Lehrer und mehr Talentschulen: Im TV-Duell kommt es auf die Details an

Beim Thema Bildungspolitik mussten die WDR-Zuschauer schon genau hinhören, um die Unterschiede zu auszumachen. Einig waren sich beide, dass die Einstiegsgehälter von Grundschul- bis Gymnasiallehrer angeglichen werden sollten. „Es wird eines der ersten Projekte sein, gleich in den ersten 100 Tagen“, versprach Wüst mit Blick auf seine ansgestrebte zweite Amtszeit. Kutschaty bemängelte, dass dies bislang auf der Strecke geblieben sei, denn ein gleiches Einstiegsgehalt sei eine Frage der Gerechtigkeit und Wertschätzung.

+++ Hendrik Wüst macht vor der NRW-Wahl große Versprechen – für SIE soll es billiger werden +++

Während Kutschaty bemängelte, dass 8.000 Stellen an Schulen unbesetzt seien, darunter 5.000 Lehrerstellen, unterstrich Wüst, dass seine schwarz-gelbe Landesregierung bei den Einstellungen gegengesteuert habe und anstelle von Streichungen wie unter Rot-Grün viele neue Lehrerstellen geschaffen habe.

TV-Duell im WDR: Beim Themenfeld Bildungspolitik punktet Ministerpräsident Wüst

Einen starken Moment hatte Ministerpräsident Wüst, als er Kutschaty bei der Frage der Dokumentation von Fehlstunden in Schulen alt aussehen ließ. Der SPD-Mann hielt das für nebensächlich, denn jeder wisse doch, dass zu viel Unterricht ausfalle („Fragen Sie doch die Eltern!“). Doch Wüst machte klar, dass es schon die Wahrheit brauche. „Da gab es eine Menge Intransparenz“, hielt er der alten rot-grünen Landesregierung vor.

Beim schwarz-gelben Projekt der Talentschulen musste Kutschaty zugeben, dass er diese vom Grundsatz sehr lobe. Doch brauche es deutlich mehr als die bisher 60 Talentschulen in sozial schwierigen Stadtteilen. Er forderte, dass 1.000 der rund 6.000 NRW-Schulen solche besonders geförderten Schulen werden müssten, um gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.

+++ Wüst und Kutschaty: DIESE tolle Szene spielte sich nach dem TV-Duell ab – bitte mehr davon! +++

Wüst konnte genüsslich festhalten, was der konkrete Unterschied zwischen ihm und Kutschaty in der Bildungspolitik sei: „In den letzten fünf Jahren haben wir das alles gemacht“, was die SPD jetzt lediglich fordere. Es bleibe mit ihm bei dem neuen Kurs: „Nicht wieder Bildung nach Kassenlage zu machen“.

Beim Thema Kita-Gebühren hielt Kutschaty dagegen Wüst vor, dass es ungerecht sei, wenn Eltern in Duisburg welche zahlen müssen, in der reicheren Stadt Düsseldorf aber nicht. Es dürfe keinen Flickenteppich der Kommunen geben. Darum ist der SPD-Politiker für eine Abschaffung aller Kita-Gebühren. Ganz so weit will Wüst nicht gehen. Solide gerechnet sei eine Abschaffung in den letzten drei Jahren vor der Schule möglich. Das würde zwar 600 Millionen Euro jährlich kosten, sei aber zu stemmen.

Kutschaty flirtet mit Erstwählern vor NRW-Landtagswahl im TV-Duell

Nach den Themenblöcken Krankenhäuser und Pflege sowie Wohnungsbau ging es zur Schlussrunde. Die letzte Frage lautete, welcher Punkt für Wüst und Kutschaty unverhandelbar sei bei der Bildung einer neuen Landesregierung. Der CDU-Politiker antwortete: „Klimaschutz und Arbeitsplätze müssen zsuammenpassen.“ Eine klare Ansage an die Grünen als möglicher Koalitionspartner!

+++ NRW-Wahl: Fliegt die FDP aus dem Landtag? Eine große Überraschung ist möglich +++

Kutschaty dagegen will als unverhandelbaren Punkt „Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellen“. Die junge Generation hätte unter Corona viel einstecken müssen. Offenbar ein letzter Versuch des SPD-Mannes, um bei den Erst- und Jungwählern zu punkten. Hier hatte die SPD bei der Bundestagswahl viel an Grüne und FDP verloren.

Wird das TV-Duell nun die Landtagswahl entscheidend beeinflussen? Einen großen Patzer erlaubte sich keiner der beiden Kandidaten. Im Gegenteil: Beide traten souverän und selbstsicher auf. Die WDR-Zuschauer konnten sich ein gutes Bild der Kandidaten machen. Dazu trugen auch Kutschaty und Wüst selbst bei, denn es blieb ein faires, menschlich sympathisches und sachlich geführtes TV-Duell. Eine Werbung für die Demokratie!

Vorbericht zum TV-Duell im WDR vor NRW-Wahl: In jüngster Umfrage konnte Hendrik Wüst davonziehen

Drei Tage vor der NRW-Wahl hatten Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty am Donnerstabend eine letzte große Chance, die Landtagswahl für sich zu beeinflussen. Ab 20.15 Uhr treffen die Politiker in einem TV-Duell im WDR aufeinander.

Innerhalb von 75 Minuten stellen sich Thomas Kutschaty und Hendrik Wüst den Fragen der WDR-Chefredakteurinnen Ellen Ehni und Gabi Ludwig in der Alten Schloßfabrik in Solingen. In jüngsten Umfragen vor der NRW-Wahl sieht es zwar weiterhin knapp aus, jedoch konnte sich Hendrik Wüst mittlerweile offenbar einen Vorsprung erkämpfen.

Der Trend scheint aktuell in Richtung CDU auszuschlagen, was auch an den jüngsten Schlagzeilen rund um SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht liegen könnte. Am vergangenen Sonntag konnte die CDU zudem in Schleswig-Holstein mit dem beliebten Amtsinhaber Daniel Günther einen großen Wahlsieg einfahren, in dessen Glanz sich auch Wüst sonnen konnte. Die NRW-Wahl hat somit natürlich auch eine nicht zu unterschätzende bundespolitische Bedeutung für Kanzler Olaf Scholz, CDU-Chef Friedrich Merz und die anderen Parteien.

So geht eine am Donnerstag vom Meinungsforschungsinstitut INSA für die „Bild“-Zeitung veröffentliche Umfrage davon aus, dass die CDU von Wüst mit 32 Prozent die Wahl gewinnen könnte. Die SPD von Kutschaty liegt nun mit 28 Prozent dahinter. In früheren Umfragen sah es mehr nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus, nun ist der Abstand zwischen den Parteien offenbar gewachsen.

———————–

Die wichtigsten Infos zur NRW-Landtagswahl 2022:

  • Am 15. Mai 2022 findet die NRW-Wahl statt.
  • 2017 erreichte die schwarz-gelbe Koalition aus CDU und FDP die Mehrheit.
  • Armin Laschet löste Hannelore Kraft als Ministerpräsident ab. Im Oktober wurde sein Nachfolger Hendrik Wüst gewählt.
  • SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty will, dass Wüst direkt wieder aus der Düsseldorfer Staatskanzlei ausziehen muss.
  • Im Landtag sind aktuell fünf Fraktionen vertreten: CDU, SPD. FDP, Grüne und AfD.

———————–

NRW-Landtagswahl: Bringt das TV-Duell im WDR die Vorentscheidung?

Doch auch ein solcher Wahlausgang müsste nicht automatisch bedeuten, dass Hendrik Wüst weiterhin in der Düsseldorfer Staatskanzlei bleibt. Die SPD könnte mit Grünen (16 Prozent laut INSA-Umfrage) und FDP (8 Prozent) eine Ampel-Koalition bilden. Dagegen hätte Wüst die Option auf eine schwarz-grüne Koalition. Für die Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition würde es nicht reichen, ebenso nicht für Rot-Grün, sollte die INSA-Umfrage richtig liegen. Rechnerisch möglich wäre auch ein Jamaika-Bündnis oder eine Große Koalition.

+++ Hendrik Wüst macht vor der NRW-Wahl große Versprechen – für SIE soll es billiger werden +++

Besonders für Thomas Kutschaty wird es also wichtig sein, als Sieger aus dem TV-Duell zu kommen, um das Ruder noch herumzureißen. Wer hat gewonnen – diese Frage ist am Ende von solchen Fernsehduellen genauso wichtig wie das Endergebnis eines Spiels im Fußball. Der Sozialdemokrat wird daher in der WDR-Sendung deutlich angriffslustiger erwartet als Ministerpräsident Wüst, der sich wiederum darum bemühen dürfte, Signale in Richtung der Grünen zu senden, ohne die CDU-Klientel abzuschrecken.

+++ NRW-Wahl: Eine Unbekannte wird die mächtigste Frau im Bundesland – Wüst und Kutschaty nur Bittsteller +++

Landtagswahl in NRW: Neuer Rekord bei Briefwählern an Rhein und Ruhr

Ein möglicherweise entscheidender Teil der Wählerschaft kann aber sowieso nicht mehr umgestimmt werden. Die Briefwahl wird nämlich immer beliebter. So meldete nun die Domstadt Köln einen neuen Rekord an Briefwählern vor der NRW-Wahl. Über 250.000 Menschen haben in Köln bisher schon die Briefwahlunterlagen beantragt, so viele wie nie zuvor bei einer NRW-Landtagswahl. Ähnliche Meldungen gibt es aus Düsseldorf, Dortmund und anderen Großstädten an Rhein und Ruhr.

———————

Mehr zur NRW-Wahl 2022:

———————

Bereits am vergangenen Dienstag fand im WDR-Fernsehen eine TV-Diskussion mit Wüst, Kutschaty und den Spitzenkandidaten der Grünen, FDP und AfD statt. Bei dieser kristallisierte sich kein eindeutiger Sieger heraus, jedoch „ampelte“ es mehrfach in der TV-Sendung. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise bestimmten einen Großteil des TV-Talks, so dass am Ende für andere wichtige landespolitische Themen Zeit fehlte.