Andreas Wellinger aus Ruhpolding kennt die großen Schanzen bisher nur aus dem Fernsehen, ab Sonntag ist er nun selbst am Start.
Oberstdorf.
Es geht wieder los. Am Sonntag beginnt die Vierschanzen-Tournee der Skispringer in Oberstdorf (16 Uhr/ZDF). Der 17-jährige Andreas Wellinger aus Ruhpolding hat sich in dieser Saison von Null auf Hundert in den Kreis der Mitfavoriten katapultiert.
Herr Wellinger, wie kommt man in Ruhpolding dazu, statt Biathlet Skispringer zu werden?
Andreas Wellinger:
Ich bin schon als Kind beim Skifahren über jede Schanze gesprungen. Irgendwann bin ich zu einem Sichtungstraining nach Ruhpolding. Beim Biathlonstadion gibt’s auch Sprungschanzen.
Als Hobby geben Sie Wellenreiten an. Wie sind Sie dazu gekommen?
Andreas Wellinger: Wir sind häufig nach Sardinien in den Urlaub gefahren. An der Westküste hat es ordentlich Wellen. Und mit zehn Jahren hab ich’s mal probiert – Wahnsinn.
Mit Ihrem Preisgeld vom Skispringen gönnen Sie sich im Sommer eine Reise nach Hawaii?
Andreas Wellinger: Das wäre schön, geht aber nicht. Denn wir haben ständig Lehrgänge. Und so schnell von Freitag bis Sonntag – dafür ist Hawaii zu weit.
Ihre Leistungen sind konstant auf einem hohen Niveau. Wie reagieren Ihre Konkurrenten darauf?
Andreas Wellinger: Ein Gregor Schlierenzauer oder ein Anders Bardal kommen her und gratulieren. Vor Lillehammer haben die noch nie etwas von einem Wellinger gehört. Jetzt beobachten sie mich, weil sie gesehen haben, dass ich Skispringen kann.
Denken Sie auch schon an Werbeverträge?
Andreas Wellinger: Ich geb’s zu: Das habe ich im Hinterkopf. Aber der Fokus liegt auf dem Sport. Bei mir kommt ja noch die Schule dazu, die nebenbei mitlaufen muss. Damit bin ich genug ausgelastet, deshalb habe ich momentan nicht die Nerven dazu, einen Manager zu suchen.
Was heißt denn das: Die Schule nebenbei mitlaufen lassen?
Andreas Wellinger: Das Hauptziel liegt momentan klar beim Sport. Aber ich bin ja am Christophorus-Gymnasium in Berchtesgaden, dort werden Sport und Schule koordiniert.
Was haben Sie vor, wenn es mit dem Skispringen nicht mehr klappt?
Andreas Wellinger: Ich habe schon einen Plan B, möchte nach der Schule studieren.
Träumen Sie nachts von großen Erfolgen?
Andreas Wellinger: Vom Skispringen träume ich nicht. Wenn ich von der Schanze weg bin, dann mache ich wie jeder normale Mensch etwas anderes. Da ist Skispringen außen vor.
Waren Sie schon einmal bei einem Springen der Tournee?
Andreas Wellinger: Nein, die Tournee kenne ich nur als Zuschauer am Fernseher.
Wie ist diese Veranstaltung bei Ihnen angekommen?
Andreas Wellinger: Die erste Tournee, die ich so richtig mitbekommen habe, war die, als Sven Hannawald alle vier Springen gewonnen hat. Das war unglaublich. Er wurde darauf mein Vorbild.
Sie haben noch vor wenigen Monaten Autogramme gesammelt, wie viele geben Sie jetzt selbst?
Andreas Wellinger: Es sind es schon ein paar geworden.
Sie kommen viel herum, beneiden Sie Ihre Freunde um dieses Leben?
Andreas Wellinger: Teils ja, teils nein. Dass ich viel rumkomme, ist schön. Aber von den Orten sehen wir nicht viel. Mit Fliegen oder Fahren, Training und Springen hat man kaum Zeit.
Sie sind viel unterwegs, was sagt Ihre Freundin dazu?
Andreas Wellinger: Im Moment habe ich keine Freundin. Wenn ich eine hätte, würden wir das schon irgendwie auf die Reihe bekommen.
Macht Ihr Erfolg Sie nicht interessant?
Andreas Wellinger: Mal schau’n.