„Zur Sache, Schätzchen“ war jung und frech. Dennoch war Uschi Glas nie eine 68erin. Vielmehr stand die Schauspielerin in Treue fest zum Bayern-Patriarchen Franz-Josef Strauß. Noch heute wirft sie in Talkshows mit manch krauser These um sich. Am Sonntag wird sie 70.
München.
Alle Wetter, einen Joint hat Uschi Glas einmal auf einer Party geraucht. Aber es war natürlich auch nur dieser eine und dann nie wieder, hat sie in der „Bunten“ unlängst beteuert. Sie fand das nicht sexy, sagt sie. Es war aus ihrer Sicht vermutlich ihre schwerste Sünde, die sie so kurz vor ihrem 70. Geburtstag endlich mal öffentlich beichten musste.
Denn Uschi Glas, die Schauspielerin aus Landau, die Sonntag im Kreis der Familie feiern will, gefällt sich seit Jahrzehnten in der Rolle der bayerischen Vorzeige-Powerfrau und räumt gründlich mit dem Missverständnis auf, das ihre erste bekannte Filmrolle heraufbeschwor: Wer sie 1968, bildhübsch und frech, in der ebenso launigen wie gesellschaftskritischen Zeitgeistkomödie „Zur Sache, Schätzchen“ beim wenn auch unvollendeten Striptease auf der Polizeiwache erlebte, kann verstehen, dass sie für eine Weile zum Schätzchen der Flowerpower-Generation wurde. Eine Sympathie, die nicht einmal unter den Auftritten in den berüchtigten Pauker-Klamotten an der Seite von Roy Black, Georg Thomalla oder Theo Lingen litt.
Schwabinger Sekretärin mit bürgerlicher Lebenshaltung
Doch Uschi Glas machte schon ein paar Jahre später kein Hehl aus ihren großen Sympathien für Franz-Josef Strauß und die CSU. Die 68er waren der Frau, die sich zuvor als Sekretärin in Schwabing durchgeschlagen hatte, in ihrer bürgerlichen Lebenshaltung eher suspekt. Im Jahr 2000 sprang sie Helmut Kohl in dessen Schwarzgeldaffäre mit 10 000 Mark zur Seite. Politische Entgleisungen sind ihr nicht fremd.
Noch im Dezember musste sie sich nachträglich dafür entschuldigen, dass sie in einer Talkrunde bei Markus Lanz den Mindestlohn mit der Begründung verteufelt hatte, im Osten gebe es zu viele schlecht ausgebildete Menschen. Ein Proteststurm setzte ein.
Für seichte Unterhaltung mit Preisen überhäuft
Uschi Glas wird es im Grunde schnurz sein, sie hat stets polarisiert, und es scheint, als könne man ihr nicht gleichgültig gegenüberstehen. Mit Bambis, Zeitschriften- und Fernsehpreisen für seichtes Unterhaltungsprogramm wie „Anna Maria – eine Frau geht ihren Weg“ wurde sie überhäuft, es gibt nach wie vor ein Publikum, das sie in ihren burschikosen Rollen mag.
Aber wenn sie scheitert, ist die Häme gewaltig, nicht erst, seit jeder seinen Meinungsunrat ins Internet kippen kann. Bekenntnisse wie der morgendliche Einsatz von Bürsten im Kampf gegen Cellulite oder eine empfindliche Gerichtsniederlage um eine von ihr vermarktete Gesichtscreme, die als „mangelhaft“ durch den Test rauschte, machen ihren Gegnern das Leben leicht.
Genervt vom Image als Sauberfrau
Dass man sie oft als Sauberfrau belächelte, hat sie stets gefuchst. „Das Einzige, was man mir vorwerfen konnte, war, dass ich verheiratet war, drei Kinder hatte, meine Arbeit gemacht habe, nicht betrunken unterm Tisch lag und nicht 17 Liebhaber gleichzeitig aufbieten konnte“, polterte sie.
Glas ist mit dem Unternehmer Dieter Hermann (61) verheiratet, ihre erste Ehe mit dem Produzenten Bernd Teewag (69) wurde 2004 nach einem öffentlichen Rosenkrieg quer durch alle bunten Blätter geschieden. Er hatte sie offenbar jahrelang mit einer Imbissbudenbesitzerin betrogen, heikle Fotos tauchten auf.
Da riss die heile Welt der Uschi Glas kurz. Ist natürlich längst wieder gekittet.