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Die drei Ks des Mannes: Konkurrenz, Karriere, Kollaps

Die drei Ks des Mannes: Konkurrenz, Karriere, Kollaps

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Düsseldorf. 

Der entwertete Mann, der vaterlose Mann. Der Männerkongress am Freitag und am Samstag an der Uni Düsseldorf nähert sich dem „starken Geschlecht“ auf unterschiedlichen Wegen. Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education in Berlin, stellt den „neuen Mann“ vor.

An der Universität Düsseldorf findet am Freitag und Samstag ein Kongress zum Thema „Neue Männer – muss das sein?“ statt. Sie werden dort einen Vortrag über den neuen Mann halten. Was darf ich mir darunter vorstellen?

Klaus Hurrelmann: Schon junge Männer müssen dazu ermutigt werden, ihre Männlichkeitsrolle gestaltend ausbauen. Sie müssen wissen, dass sie, wenn sie mal so richtig männlich sein wollen, nicht nur die klassischen stereotypen Verhaltensweisen drauf haben müssen: körperlich stark sein, kräftige Worte sprechen wie „Hier bin ich“ oder „Das ist mein Revier“. Sondern sie dürfen auch diplomatisch und geschickt sein. Das Einüben von unterschiedlichen Spielarten der Männlichkeit, das wäre die Basis für den neuen Mann. Mann sein muss endlich auch bedeuten, dass er individuell sein kann, dass verschiedene Spielarten von Männlichkeit gelebt werden können. So wie Frauen das ja auch geschafft haben, teilweise durch ihre kritische feministische Bewegung, aber auch durch langjährige erfolgreiche Mädchen- und Frauenförderung.

Frauen haben es also längst geschafft, nicht bloß das „Heimchen am Herd“ zu sein, sondern auch Karriere zu machen. Aber beim Mann scheint es immer noch so zu sein: Karriere oder gar nichts…

Ja, das ist eine meiner Thesen. Man kann das immer symbolisch mit den drei Ks ausdrücken: Kinder, Küche, Kirche. Bei den Frauen ist jetzt das vierte K, die Karriere, hinzugekommen. Frauen machen gar keinen Hehl daraus, dass Karriere ihnen wichtig ist. Sie wollen alle vier Ks erschließen. Die Männer haben dies dagegen noch nicht auf ihrem Schirm. Die meisten unterliegen nach wie vor dem traditionellen Männerbild und glauben: Karriere, das ist mein Job. Kinder, Küche, Kirche – da docke ich mir eine Frau an. Da habe ich nichts mit zu tun, ich bin voll ausgelastet mit meinem Beruf. Das ist ein Realitätsverlust, der dringend korrigiert werden muss.

Der sich selbst gestaltende Mann

In Ihrem Vortrag sprechen Sie auch über die drei Ks des Mannes: Auf Konkurrenz und Karriere folgt der Kollaps…

Das ist ein Wortspiel. Es signalisiert, dass diese enge Männerrolle, in die sich Männer oft auch unfreiwillig einsperren, gesundheitliche Konsequenzen haben kann. Ein Blick auf die geringere Lebenserwartung der Männer im Vergleich zu der der Frauen verrät dies. Auch bekommen Männer sehr oft viel früher als Frauen lebensbedrohliche Krankheiten.

Bleiben wir bei Männerklischees. Männer können nur schwer über ihre Gefühle sprechen. Warum eigentlich?

Männer können nur schwer über Gefühle sprechen, weil sie glauben, ihr Status als das starke Geschlecht gebe dies nicht her.

Wie stellen Sie sich denn Mann der Zukunft vor?

Den Mann der Zukunft stelle ich mir wie die Frau der Zukunft vor. Ich wünsche mir, dass das, was typisch ist, nicht mehr von der Umwelt festgelegt wird. Der Mann gestaltet sich selbst. Gerade in demokratischen Gesellschaften haben wir diese Möglichkeit der Individualisierung. Aber viele Männer sind noch nicht soweit und brauchen Nachhilfeunterricht. Einmal darin, dass ihnen bewusst gemacht wird, dass sie heutzutage sein können, wie sie wollen und auch Gefühle zeigen dürfen. Zum anderen müssen sie darin bestärkt werden, auch pädagogische Berufe wie die des Erziehers zu ergreifen. Man muss ihnen klar machen: Das ist eure Rolle, es gibt keine gesellschaftliche Blockade mehr. Aber dabei möchte ich auch Mann bleiben. Ich behalte meine typischen Eigenschaften. Das ist das neue Bild vom Mann.

Der neue Mann wird kommen. Nur wann?

Und was ist realistisch? Ist es überhaupt möglich, die Rollenmuster- und klischees, die sich seit Jahrhunderten in den Köpfen der Männer festgesetzt haben, zu verändern?

Ja. Aber wir wissen nicht, wie lange das dauert. Das hat ja auch die Emanzipation der Frau gezeigt. Manches hat enorm schnell um sich gegriffen, aber das meiste dauert länger, als man dachte. Eines ist sicher: Der neue Mann wird kommen. Nur wann, darüber kann man keine Prognose geben. Das kann noch zwei Generationen dauern. Oder vielleicht ist er schon in der nächsten Generation da.

Schauen wir noch mal auf die jungen Männer. Bedürfen sie einer besonderen Förderung?

Studien zeigen, dass Männer im Bildungsbereich zurückfallen. Ihre Leistungen sind im Vergleich zu denen der Mädchen und jungen Frauen seit etwa 15 Jahren abgesunken und die der Mädchen gestiegen. An den Gymnasien machen mittlerweile 55 Prozent der jungen Frauen Abitur, bei den jungen Männern aber nur 40 Prozent. Die Schere geht weiter auseinander. Die Jungen sammeln sich an den Haupt- oder Sonderschulen. Manchmal sind dort 60, 70 oder auch 80 Prozent Jungen angemeldet.

Weiter geht es an den Hochschulen. In Deutschland zwar noch etwas zurückhaltend, aber andere Länder zeigen uns, wohin die Reise geht: Der Frauenanteil ist in fast allen Studiengängen höher als der der Männer. Darüber muss man nachdenken. Was ist da los? Warum fallen die jungen Männer in einer so wichtigen Kategorie wie der der Bildungsabschlüsse so stark zurück?

Haben Sie eine Erklärung?

Zum einen investieren Mädchen mehr in die Bildung, weil sie darin eine Chance wittern. Shell-Jugendstudien der vergangenen Jahre haben gezeigt: Die Mehrheit der jungen Frauen will heute berufstätig sein und eine Familie haben. Das traditionelle Frauenbild wird nur noch von einer ganz kleinen Minderheit getragen. Das ist bei den Männer eben anders: Sie glauben, in der Schule nicht viel investieren zu müssen, denn sie bekommen ja eh einen Job.