Die Lotto-Verantwortlichen im ZDF-Studio bemerkten nichts, als bei der Ziehung des Mittwochslott „6 aus 49“ zwei Kugeln nicht in die Trommel fielen. Ziehungsleiter Dirk Martin spricht von einem technischen Defekt. Solch eine Panne gab es in 58 Jahren Lottoziehung in Deutschland noch nicht.
Mainz.
„Maschine versagte, Mensch passte auf“, meldete der Deutsche Lotto- und Totoblock noch in der Nacht. Schön wär’s gewesen, richtiger aber ist: Mensch merkte nichts. „Weder der Ziehungsleiter, noch die Aufsichtsbeamtin, das ZDF-Team oder die Lottofee Heike Maurer“, zählt Lotto-Sprecher Clemens Buch auf, hätten gesehen, dass das Mittwochslotto streikte. Dass zwei Kugeln im „Schlitten“ liegen blieben, während 47 andere im Trommelwirbel tanzten. „Von keiner Kameraperspektive aus“ sei das zu erkennen gewesen, von „Lichtreflexen“ sprach Maurer später etwas heiser im „heute-journal“.
Erstmals falsche Lottozahlen verkündet
So kam es, dass zum ersten Mal in 58 Jahren nachkriegsdeutschen Glückspiels falsche Lottozahlen verkündet wurden. Weil angeblich nicht zu sehen war, was Millionen Fernsehzuschauer, wenn auch mit besserem Wissen, in späteren Wiederholungen sehr deutlich erkannten: dass da zwei Bällchen nicht mitspielten, unten links in der Ecke. Die 46 und die 47, behauptet eine Zeitung, doch Details wiederum gab das Plexiglas der Lostrommel im Vordergrund nicht preis und wird auch nicht bestätigt.
„Die schlimmste Panne“ aller Lotto-Zeiten, stöhnt am Donnerstag Hans-Peter Schössler, Geschäftsführer der Lotto Rheinland-Pfalz: „Es ist das Unfassbare passiert.“ Womit er nicht Unrecht hat, denn das gab es noch nie. Da hatte zwar im Mai vor 29 Jahren ein kurzfristiger Stromausfall die Kugeln festgehalten. Da war im Februar 1999 beim „Spiel 77“ die Nummer 6 zerbrochen.
Im Juli 2002 ging die Maschine kaputt
Und im Juli 2002 ging die Maschine kaputt, eine neue musste her. Einmal, vor acht Jahren, ist es tatsächlich passiert, dass Samstags-Lottofee Franziska Reichenbacher in einer Wiederholung eine falsche Zusatzzahl verlas. Da hatte der Computer versagt, die Ziffern waren per Hand eingegeben worden – aber eben nicht richtig. Menschliches Versagen.
Was es diesmal war? Lotto Rheinland-Pfalz stellt gerade das Gerät auf den Kopf. Ziehungsleiter Dirk Martin spricht von einem technischen Defekt, der „noch nie vorgekommen“ sei. Martin war am Mittwoch derjenige, der die zunächst ausgespielten Zahlen für ungültig erklärte. Und neu ausspielen ließ: mit derselben Maschine, ohne Probleme. Beobachter fordern nun eine bessere Überwachung; „es hätte gleich auffallen sollen, und man hätte früher eingreifen müssen“, sagt der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim, Tilman Becker. Aber da waren ja sicher zehn Menschen im Studio, darunter ein vom Landesministerium als Aufsichtsbeamter eingesetzter Jurist, plus 2,33 Millionen vor den heimischen Bildschirmen. „Wir haben alle da hingeguckt“, klagte Lottofee Heike Maurer hilflos.
Mittwochs-Ziehung „6 aus 47“
Sie soll schon fast aus der Tür gewesen sein, als man sie zurückrief. So konnten die gerade vorgelesenen Zahlen schließlich keine Gültigkeit haben, das waren ja „6 aus 47“ statt „6 aus 49“! Und man muss keinen Mathematik-Professor bemühen, wie es einige Medien taten, um zu wissen: Bei zwei Kugeln weniger erhöht sich die Chance auf einen Treffer. Die Ziehung wurde also für ungültig erklärt, weshalb auch kein enttäuschter Kurzzeit-Gewinner irgendwelche Rechte haben dürfte, sich sein Geld einzuklagen.
Wobei ohnehin fraglich ist, ob jemand sechs Richtige hatte: Zwar jammern einige Lottospieler im Netz herum; unter denen, die sich bei den Lottogesellschaften ernsthaft beklagten, soll aber kein Hauptgewinner gewesen sein. Lotto Rheinland-Pfalz hat die Quoten der falschen Zahlenfolge gar nicht erst überprüft. Die richtige hatte jedenfalls niemand. Damit wächst der Jackpot für das morgige Samstagslotto auf 14 Millionen Euro. Und schiefgehen soll dabei nichts: Das Gerät ist zwar vom selben Typ, aber nicht dasselbe.