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Die Lust der Erniedrigung

Die Lust der Erniedrigung

Seit Monaten schon fühle ich dieses gewisse Unbehagen. Kann es denn sein, dass sich plötzlich alle Frauen nach Strich und Faden erniedrigen lassen wollen?

Erst diese „Shades of Grey“-Welle, und jetzt kommt der alte Mann mit der „Venus im Pelz“ um die Ecke. Meine Freundinnen haben Polanskis Sado-Maso-Streifen gesehen. Sagen wir so: Ihre Männer fanden es gut. Denen kann es schließlich auch egal sein, was das für Auswirkungen hat. Zum Beispiel in den Schaufenstern – ich sehe immer mehr weibliche Schaufensterpuppen, die knapp bekleidet vor der Attrappe eines Muskelprotzes knien.

Aber das Ganze ist doch nur ein Spiel. Das Spiel der Geschlechter. Dazu braucht es natürlich einen ganz bestimmten Frauentypus. Ganz klar, dass dieser Typus vor allem eines sein muss: superschön. Und wenn er (also sie) es nicht ist, wofür gibt es Körperdoubles? Selbst Pretty Woman hat sich ja doubeln lassen. Nicht dass Julia Roberts keine schönen Beine gehabt hätte. Aber eben nicht makellos. Es muss aber makellos sein. Deshalb gibt es Doubles für alles, was Makel haben könnte – Handdouble, Fußdouble – bloß keinen Leberfleck auf der Hand oder ein eingerissenes Nagelhäutchen. Igitt, sieht zu echt aus.

Hollywood-Star Uma Thurman hat jetzt auf den Tisch gehauen: Sie will kein Körperdouble! Endlich mal eine, die zu sich steht. Der Film übrigens heißt „Nymphomaniac“. Ziemlich explizite Sexszenen seien inbegiffen, was immer das heißt. Na ja, irgendwie drehen wir uns im Kreis.