Reichersbeuern. Kind, ärgere dich – damit du für’s Leben gewappnet bist: Eltern sollten ihren Nachwuchs bei Spielen nicht gewinnen lasen, fordert eine Erziehungsexpertin. Ihre Argumentation: Mit Frust umzugehen könnten Kinder schließlich nur lernen, wenn sie diesen Frust auch erleben.
Für Kinder ist es oft ein großes Drama, bei Gesellschaftsspielen zu verlieren. Trotzdem sollten Erwachsene nicht absichtlich schlecht spielen, um die Kleinen großzügig gewinnen zu lassen. «Man kann und muss Kindern so eine frustrierende Erfahrung zumuten. Nur so können sie lernen, mit Frust umzugehen», sagt Cornelia Nitsch, Autorin mehrerer Erziehungsratgeber aus dem bayerischen Reichersbeuern. Wichtig sei, dass man auf diese Enttäuschung eingehe und mit dem Kind bespreche, dass das Verlieren zum Spielen wie zum Leben dazugehöre – und dass es keine Katastrophe sei.
Damit die Kleinen durch längere Pechsträhnen nicht zu sehr demotiviert werden, kann man zwischendurch auch mal Spiele spielen, bei denen Gewinnen reine Glückssache ist, oder solche, bei denen Kinder die Nase meist vorn haben. «Bei Memory sind Kinder beispielsweise meistens besser als Erwachsene», sagt Nitsch.
Sie hält Gesellschaftsspiele für Kinder für unverzichtbar. «Sie lernen dabei viel fürs Leben und haben nebenher einen Riesenspaß», sagt die Autorin. Ein wichtiger Lerneffekt sei beispielsweise, sich an Regeln zu halten. «Wenn das Kind schummelt, sollte man das Spiel unterbrechen und ihm erklären, dass es so keinen Spaß macht – falls es gar nicht klappt, muss eben abgebrochen werden», sagt Nitsch. Auch die Geduld der Kleinen werde trainiert: «Bei Gesellschaftsspielen ist es schließlich wichtig, bei der Sache zu bleiben und nicht mitten im Spiel einfach vom Tisch aufzustehen.»
Ein regelmäßiger Spielenachmittag sei ein besonders schönes Familienritual. «In diesem Rahmen entstehen oft auch gute Gespräche zwischen Eltern und Kindern», betont Nitsch. (ddp)