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Ex-„Mister Germany“ soll Polizisten ins Gesicht geschossen haben – er bezeichnete seine Richter als „Spinner“

Ex-„Mister Germany“ soll Polizisten ins Gesicht geschossen haben – er bezeichnete seine Richter als „Spinner“

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Der ehemalige "Mister Germany" Adrian Ursache (vorn) wird am 09.10.2017 von Justizbeamten in den Saal des Landgerichts in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) begleitet. Er hält u.a. eine Bibel in der Hand. Knapp 14 Monate nach einer Schießerei mit einem Spezialeinsatzkommando (SEK) bei einer Zwangsräumung muss sich der 42 Jahre alte Ursache wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten. Ursache war bei dem Schusswechsel selbst schwer verletzt worden. Er gilt als Mitglied der Reichsbürgerbewegung. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
  • Adrian Ursache wurde 1998 zum schönsten Mann Deutschlands gekürt
  • Seit Montag steht er wegen versuchten Mordes vor Gericht
  • Das Verfahren verlangt schwere Sicherheitsvorkehrungen und er beleidigt seine Richter

Halle. 

Was für ein Prozessauftakt! Der Angeklagte Adrian Ursache, mutmaßlicher Reichsbürger, soll einem SEK-Beamten ohne Vorwarnung ins Gesicht geschossen haben. Er selbst sieht sich als „politischen Gefangenen“ und bezeichnet seine Richter als „Spinner“.

Der ehemalige „Mister Germany“ des Jahres 1998 muss sich seit Montag vor dem Landgericht Halle wegen versuchten Mordes, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.

Bei der Zwangsräumung kam es zum Schusswechsel

Er hatte auf dem Grundstück seiner Schwiegereltern sein eigenes Reich „Ur“ gegründet. Als dieses 2016 geräumt werden sollte, mussten rund 200 Polizisten anrücken, um die Gerichtsvollzieher gegen Adrian Ursache und seine Unterstützer zu schützen.

Bei der Zwangsräumung habe der ehemalige „Mister Germany“ ohne Vorwarnung mit einem Revolver auf den Kopf eines Polizeibeamten geschossen, so die Staatsanwaltschaft. Nur der Sichtschutz seines Helms habe verhindert, dass der Polizist tödlich getroffen worden sei.

Scharfe Sicherheitsvorkehrung während des Prozesses

Die Fronten sind starr, Ursache wies die Vorwürfe zurück. Er habe eine Waffe in der Hand gehabt, aber nicht geschossen, seine Richter seien „Spinner“.

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„Der Angeklagte hat versucht, einen Menschen aus niedrigen Beweggründen zu töten“, sagte Oberstaatsanwalt Uwe Damaschke. Der Prozess wird von scharfen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Ursache musste im Gerichtssaal Fußfesseln tragen.

Von vermummten Polizisten bewacht

Der Angeklagte wollte seine Personalien nicht nennen. Neben seinen beiden Verteidiger sitzen, wollte er auch nicht. Polizisten mit Sturmhauben bewachten den Raum und das Gebäude.

Einen Antrag der Verteidigung auf eine Einstellung des Verfahrens und Aufhebung des Haftbefehls lehnte das Gericht ab. Mit einem Urteil gegen Adrian Ursache wird Ende November gerechnet. (dahe/dpa)