Der ehemalige Gladbecker Polizist Joachim Peters hat in seiner neuen Wahlheimat Lippe das Schreiben entdeckt. Von seinen ersten Krimis wurden 12 000 Exemplare verkauft. Mit einem Trick will es Peters sogar ins Guinnes-Buch der Rekorde schaffen.
Detmold.
„Der Krimi zum Bier“ steht auf der einen Seite des Bierdeckels. Auf der anderen wirbt die lokale Brauerei für ihren Gerstensaft. Joachim Peters hat die kleinen Untersetzer gleich in 100facher Ausführung unter dem Arm, als er seine Stammkneipe im Detmolder Stadtteil Hiddesen betritt. „Nachschub“, ruft er seinem Freund Volker zu. Später, als er sich ein Riesenschnitzel aus Volkers Bistro-Küche schmecken lässt, erklärt er: „Wir wollen die ,Knispel’ ins Guinness-Buch der Rekorde bringen.“
Nicht wegen der überdimensionierten Fleischlappen. Nein, Joachim Peters, der frühere Bezirkspolizist aus Gladbeck, hat es in seiner neuen Heimat Detmold zum Autor gebracht. Drei Regionalkrimis hat der 53-Jährige in den letzten zwei Jahren geschrieben, und immer wieder landet sein Protagonist Koslowski in seinen fiktiven Geschichten im ,Bistro Knispel’. Genau wie Peters im richtigen Leben.
Hier schleppt er Freunde aus der alten Heimat hin, hier testet er sich selbst. „Lesungen sind der TÜV für den Autor, man weiß erst hinterher, ob man durchgekommen ist“, sagt er. Die Knispel spiegelt sein Konzept von modernem Sponsoring in Tagen knapper Kassen wider. Er schreibt die Knispel ins Guinness-Buch der Rekorde, will sie eines Tages zum Restaurant machen, das weltweit am häufigsten zitiert wird. Im Gegenzug bekommt er von Volker, der im Krimi Volkmar heißt, Sonderkonditionen bei seinen Lesungen. Die Inhaberin der örtlichen Brauerei konnte er von seinem Konzept ebenfalls überzeugen: Sie sponsert seine Lesungen mit Detmolder Bier. Dafür bekam sie in seinem im Sommer erschienenen Buch „Koslowski und die lebenden Puppen“ einen Gastauftritt. Unter ihrem realen Namen, als Brauereibesitzerin.
Mord ist sein Hobby, sein Beruf: die Sicherheit und Ordnung. Den Umzug vor sieben Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Lippe hat er nicht bereut. „Im Gegenteil“, sagt er, „ich ärgere mich, dass ich nicht zehn Jahre eher gegangen bin.“ Wäre er sicher, wenn das Angebot, das er nicht abschlagen konnte, früher gekommen wäre. Eines Tages überraschte ihn die Sanitätsstelle der Polizei mit einem seltsamen Anruf. Man sei sehr erfreut, ihm mitteilen zu können, dass seine Kur bewilligt sei, ließ ihn ein ihm unbekannter Sachbearbeiter wissen. Allerdings: Er hatte nie einen Antrag auf Auszeit gestellt. So kam er unerwartet ins Lipper Land, lernte die Gegend und eine neue Liebe kennen und blieb.
Die Geschichten spielen im Schatten des Herrmann
Im Schatten des Hermann, der „in Sachen Totschlag zu einem großen Vorbild wurde“, entwickelt er seine Geschichten. Auf ausgedienten Wanderungen mit Schwarzwildbracke „Bruno“ durch den Teutoburger Wald tüftelt er an neuen Plots. Weitere Lippe-Krimis sind geplant, ein Kurkrimi in Bad Driburg angedacht, ein „Mordkompott“, bei dem „Mordsgeschichten mit Essen kombiniert werden“ in Arbeit.
Peters genießt sein neues Leben in der Abgeschiedenheit des Lippischen Landes. Denn auch sein Job als Polizist ist weniger stressig als in Gladbeck. Anfangs hat er sich gewundert. „Wir standen zwei Stunden am Samstagabend in der Fußgängerzone von Detmold und nichts passierte“, erzählt er. In Gladbeck, so erinnert er sich, hätten mindestens vier Jugendgruppen in der Zeit auf den Streifenwagen geprügelt, die Jungs in Grün angepöbelt oder sonst etwas Seltsames unternommen. „Fehlanzeige“ in Detmold. Diese Ruhe kann er genießen. Die Kriminalitätsrate in Ostwestfalen ist geringer, die Menschen sind entspannter.
12 000 verkaufte Bücher
Ein bisschen stolz ist Peters auf seine zweite, späte Karriere. Das wird spätestens deutlich, wenn er von seinem weiblichen Fanclub, von ausverkauften Lesungen erzählt. Und dem gescheiterten Versuch, bereits in Gladbeck zu schreiben. Daher kehrt er jetzt, nach sieben Jahren und über 12 000 verkauften Büchern in seine Geburtsstadt zurück. Und zu später Stunde, nach mindestens drei Bierchen im Knispel, gesteht er: „Ich bin ganz schön neugierig, wer zu meiner Lesung kommen wird.“ Publikum, das weiß er, braucht er. „Sonst stehe ich schnell auf der Abschussliste.“