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Hubschrauber rettet Wanderer aus NRW nach Sturz in die Tiefe

Hubschrauber rettet Wanderer aus NRW nach Sturz in die Tiefe

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Foto: imago/blickwinkel
Dramatische Rettungsaktion an der Loreley. Ein Wanderer aus NRW war auf einem Felsvorsprung ins Straucheln geraten. Als ein Freund ihn halten wollte, riss er diesen mit in die Tiefe. Ein Hubschrauber holte sie aus dem unwegsamen Gelände. Wie durch ein Wunder erlitten sie nur leichte Verletzungen.

Koblenz. 

„Königsetappe des Rheinsteigs“ werden sie genannt, diese knapp 22,4 Kilometer zwischen Kaub und St. Goarshausen. Voller fantastischer Ausblicke, aber von den meisten Wanderführern im Schwierigkeitsgrad „schwer“ eingestuft. Auch weil über 900 Höhenmeter zwischen Start und Ziel liegen. Internetportale mahnen „absolute Schwindelfreiheit“ für diesen Trip an. Am Wochenende sind dort zwei Wanderer aus NRW in die Tiefe gestürzt.

Hilferufe hallen am Samstagnachmittag über das beschauliche Oberwesel im Rheintal. Sie kommen von der anderen Seite des Flusses, aus Richtung eines Örtchens namens Dörscheid. Anwohner alarmieren Polizei und Feuerwehr. Aber die wissen bereits Bescheid.

Schwierige Rettungsaktion

Mitglieder einer 25-köpfigen Wandergruppe aus Nordrhein-Westfalen haben sie angerufen und von einem Unglück berichtet. Ein 50-jähriger Mann aus ihrer Mitte sei auf einem schmalen Felsvorsprung ins Straucheln geraten. Ein Freund habe ihn noch festhalten wollen, sei stattdessen aber mit in die Tiefe gerissen worden. Fünf Meter sei der eine gestürzt, geschätzte 15 Meter mehr der andere.

Die Rettungskräfte setzen sich sofort in Bewegung, müssen zunächst aber passen. So unwegsam ist das Gelände, dass sie die Verunglückten nicht lokalisieren, geschweige denn erreichen können. Das kann erst ein angeforderter Rettungshubschrauber. Doch der hat keine Winde an Bord. Erst einem zweiten Helikopter gelingt es, die Wanderer an Bord zu hieven. Beide haben offenbar Glück im Unglück gehabt. Einer blieb nach Angaben der Polizei in Koblenz „nahezu unverletzt“, der andere wurde mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus geflogen.

Das Unglück am Rheinsteig ist kein Einzelfall, wie die Bergunfallstatistik des Deutschen Alpenvereins (DAV) für 2013 zeigt. Die Zahl der Bergsportler, die von Klettersteigen gerettet werden mussten, ist rasant angestiegen. Insgesamt ist es 2013 beim Wandern zu 220 Unfällen gekommen – zwölf davon endeten tödlich. Knapp die Hälfte aller Wanderunfälle (49 Prozent) sind die Folge von Stolpern, Umknicken oder Stürzen. Drei Viertel dieser sturzbedingten Unfälle passieren im Abstieg – also dann, wenn die Ermüdung zunimmt. „Ein Großteil der Rettungseinsätze geht auf die Überforderung der Bergsportler zurück“, sagt DAV-Pressesprecher Thomas Bucher. Besonders beim Klettersteiggehen.

Viele überschätzen sich

Immer mehr überschätzen sich und wählen eine Route, die sie überfordert, heißt es beim DAV. Irgendwann kommen sie nicht mehr weiter, blockieren die Route und müssen vom Rettungsdienst abgeholt werden. Solche „Blockierungen“ machen mittlerweile 46 Prozent aller Meldungen aus. In den letzten zehn Jahren hat sich diese Quote verzehnfacht. Um sie wieder zu senken, hat der DAV einen simplen Tipp: „Ehrliche Selbsteinschätzung und die entsprechende Auswahl der Tourenziele.“