Als RTL 1984 auf Sendung ging, war Moderator Jan Köppen ein Jahr alt. Trotzdem moderiert er die Nostalgie-Show „I like the 80s“. Oder gerade deswegen?
Köln.
Erinnerungsfernsehen liegt im Trend. Es ist eine Reaktion auf das steigende Durchschnittsalter des Fernsehvolks, ganz gleich ob es öffentlich-rechtliche oder private Kanäle bevorzugt. RTL reagiert darauf. Die Nummer eins unter den Privatsendern hat nostalgische Dauerbrenner wie „Die ultimative Chart Show“ mit Oliver Geissen ergänzt um „Back To School – Gottschalks großes Klassenzimmer“, und jetzt feiern die 80er fröhliche Auferstehung bei dem Kölner Kanal. So weit, so vertraut. Ungewöhnlich aber ist, dass ein neues Show-Talent durch den bunten Abend führt: Jan Köppen. Wer ist dieser Mann?
Der 32-jährige Schalk mit Tolle und Vollbart gehört zu den jungen Milden. Der gebürtige Gießener ist ein smarter Typ. Nach Abi und Zivildienst studierte er ein paar Semester Jura und Betriebswirtschaft und heuerte vor zehn Jahren beim damals angesagten Musikfernsehen an, erst bei Viva Plus in Köln, dann bei MTV in Berlin. Die Musikvideo-Kanäle hatten zwar stets nur ein übersichtliches Publikum, aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen waren sie der Talentschuppen fürs deutsche Fernsehen schlechthin.
RTL holte Köppen einst für „Yps – Die Sendung“
Allein die Liste ehemaliger MTV-Moderatoren liest sich beinahe wie ein Branchenlexikon. Da tauchen Namen auf wie das Weimarer „Tatort“-Duo Christian Ulmen und Nora Tschirner oder ProSiebens Show-Doppel Joko & Klaas, selbst Pop-Autor und Late-Night-Talker Benjamin von Stuckrad-Barre stand einst in den Diensten von MTV. Und eben Jan Köppen.
Vor einigen Jahren wurde die RTL-Gruppe auf das Nachwuchs-Gesicht aufmerksam. Für den männerorientierten Nischensender RTL Nitro durfte Köppen ein Format moderieren, das an Jugenderinnerungen junger Kerle appellierte: die Wissenssendung „Yps – Die Sendung“. Das Format griff Themen der schrägen Zeitschrift „Yps“ auf und bebilderte sie zeitgeistig. Köppen gelang der Spagat zwischen jugendfrischer Lässigkeit und professioneller Seriosität so gut, dass das TV-Magazin im vorigen Jahr für den Grimme-Preis nominiert wurde. Der Jubel in der Kölner Konzernzentrale war groß. Eine Nominierung für die Marler Fernsehtrophäe gilt als kleine Auszeichnung.
Jan Köppen als Moderationshoffnung
Kein Wunder, dass Köppen zu dem Quartett junger Moderationshoffnungen gehörte, das durch das RTL-Comedyprojekt „Was wäre wenn“ führte. Neben Köppen waren Palina Rojinski, Katrin Bauerfeind und Grimme-Preisträger Jan Böhmermann dabei.
Jetzt also steht Jan Köppen vor dem Sprung ins Hauptfernsehprogramm des Muttersenders. Die 80er-Jahre sind für RTL ein besonderes Jahrzehnt. Es markiert die Öffnung des bis dahin komplett öffentlich-rechtlichen Fernsehmarktes für private Anbieter; RTL ging 1984 auf Sendung.
Schrill, schriller, RTL. Früher mal
Kein Wunder, dass Köppen auch auf das Archiv der Privatfunker zurückgreifen kann, die in ihren ersten Jahren jung und wild waren. Dass ausgerechnet Hugo Egon Balders Nackedei-Parade „Tutti Frutti“ zum Markenzeichen des Senders wurde, ist kein Zufall. Schrill, schriller, RTL. Das passte damals in die Zeit.
Die erste Folge führt allerdings zurück in eine Phase, als es den Kölner Kanal noch gar nicht gab. Köppen beginnt chronologisch brav mit den Jahren 1980/81.
RTL, Freitag, 4. Juni, 21.15 Uhr