Die ARD hat ihre Uhrmacher-Komödie „Alle Zeit der Welt“ (Freitag, 20.15 Uhr) clever getimt – gut eine Woche vor der Umstellung auf Winterzeit. Da lag das Thema im Gespräch mit Katja Weitzenböck nahe.
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Cleverer hätte der Sendetermin nicht gewählt werden können. Eine gute Woche vor Umstellung auf Winterzeit zeigt das Erste die romantische Komödie „Alle Zeit der Welt“ (20.15 Uhr) mit Katja Weitzenböck.
Interviewtag. Ihr Zeitplan ist eng getaktet und wird, fast logisch, schnell Makulator. Sie greift schnell zum Telefon und verschiebt das Gespräch. Doch beim Interview selbst, so scheint es, hat die 44-jährige Schauspielerin alle Zeit der Welt; sie wirkt entspannt, ja gelöst, Humor blitzt auf – und Sinn für Unsinn.
Drehen wir die Uhr zurück. Die groß gewachsene Blonde ist die geborene Weltbürgerin. In Tokio, Japan, kam sie als Tochter eines deutschen Ehepaars zur Welt. In Australien wollte sie auf einer Rinderfarm arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren. Als Model jobbte sie viel in den Staaten. Jetzt lebt Katja Weitzenböck in Deutschland – mit österreichischem Pass.
Seit fast 20 Jahren gilt sie als unverzichtbar in der Romantik-Branche. „Alle Zeit der Welt“ ist in diesem Jahr, nach dem ZDF-Vierteiler „Wilde Wellen“ und der Arztfehler-Schmonzette „Engel der Gerechtigkeit“, der dritte Film mit Katja Weitzenböck.
Das erfordert ein strenges Zeitmanagement. „Ich sehe es – um es neutral auszudrücken – als große Herausforderung“, gesteht Katja Weitzenböck. Eine Schauspielerin im diplomatischen Dienst? „Ja!“, gesteht sie unumwunden und klingt dabei ein wenig schicksalsergeben, „Selbst wenn ich die Uhr an die Wand pfeffere, bleibt die Zeit ja leider nicht stehen. Aber ich will nicht über Dinge lamentieren, die ich nicht ändern kann.“ Katja Weitzenböck macht eine Pause. „Meine Kinder sehen das natürlich ganz anders. Die halten die Zeit an. Selbst auf einer Straße kann man so viel entdecken, Baustellen, Pfützen.“
Da stellt sich die Frage, ob einem Profi wie Katja Weitzenböck der Zeit-Sinn in die Wiege gelegt wurde. „Ich muss es mir jeden Tag antrainieren.“
Disziplin pur. Diese Tugend sieht Katja Weitzenböck aber mit gemischten Gefühlen. „Disziplin kann eine Stütze sein, und manchmal ist sie ein Gefängnis. Ich mag in manchen Dingen preußisch sein, in anderen bin ich es nicht.“
Bei der Arbeit ist die Tochter fränkischer Eltern preußisch. „Da bin ich akribisch. Ich habe ein immer gleiches Vorbereitungssystem, zu dem gehört auch, einen Plan der Reihenfolge der Szenen zu schreiben.“
„Alle Zeit der Welt“ spielt in der Welt der Uhrmacher, gedreht wurde in Goslars Fachwerk-Altstadt. Katja Weitzenböck ist einzige Angestellte eines schrulligen Uhrmachers (Johannes Herrschmann). Sicher, die Komödie von Regisseurin Andrea Katzenberger und dem Drehbuch-Duo Martin Kluger und Maureen Herzfeld folgt den Genre-Regeln: Der Gegenspieler des altmodischen Uhrmachers ist sein böser Bruder Klaus (Heikko Deutschmann) mit China-Ramsch. Verwechslungen sorgen für Missverständnisse. Dennoch sollten Romantik-fans schon mal die Uhr stellen.