Veröffentlicht inPanorama

Kind soll Kind getötet haben

Kind soll Kind getötet haben

Bad Schmiedeberg. 

Es ist eine Nachricht, die viele Menschen fassungslos macht: In Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt ist ein Kind gewaltsam zu Tode gekommen – tatverdächtig ist ein anderes Kind. Seit Mittwoch versuchen die Menschen in der kleinen Kurstadt zwischen Leipzig und Berlin mit dieser verstörenden Erkenntnis zurechtzukommen. „Dazu kann man nicht viel sagen, weil man zutiefst erschüttert ist“, berichtet Bürgermeister Stefan Dammhayn.

Am Sonntagabend war das Opfer, der 13-jährige Fabian, nicht nach Hause zurückgekehrt. Die Polizei leitete eine intensive Suche ein. Am Montag wird Fabian gefunden. Der Junge liegt tot in einem Gestrüpp am Stadtrand. Die Ermittler schließen ein Unglück zunächst nicht aus, dann aber ergibt die Obduktion: Fabian starb an heftigen Kopfverletzungen. Es war ein Verbrechen. Am Mittwoch wurde bekannt: Ein anderer Teenager steht unter Tatverdacht. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass er mit massiver Gewalt mehrfach mit einem Gegenstand auf Fabians Kopf schlug.

Womöglich war ein Streit zwischen den Jungen eskaliert. Laut „Spiegel Online“ hatten die beiden Kinder den Sonntagnachmittag zusammen verbracht. Ihre Erziehungsberechtigten waren darüber informiert. Der tatverdächtige 13-Jährige, bei dem es sich laut Medienberichten um einen Mitschüler handelt, gab bei seiner Vernehmung zu, Fabian geschlagen zu haben. Für den Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Olaf Braun, ist das ein einzigartiger Fall. Es gibt einen Toten und einen Tatverdächtigen, zur Anklage oder zu einem Prozess wird es dennoch nicht kommen. „Wir werden ermitteln, was passiert ist, und dann den Fall einstellen.“ Der Justiz seien die Hände gebunden, weil der Tatverdächtige unter 14 Jahre alt ist.

„Die Tat bleibt nicht folgenlos“

Dass Kinder Kinder töten, sei äußerst selten, sagt der renommierte Kriminologe Rudolf Egg. Vielleicht einmal im Jahr komme so etwas in Deutschland vor.

Auch wenn sie noch nicht strafmündig seien, könnten unter 14-Jährige aber schwerwiegende Folgen ihres Handelns abschätzen. „Die Altersgrenze bedeutet nicht, dass sie kein Schuldbewusstsein hätten oder nicht wüssten, was sie tun“, so Egg. Der Gesetzgeber habe damit nur festgelegt, dass für diese Kinder nicht die Strafjustiz zuständig ist, sondern Eltern, Erziehungsberechtigte und Jugendämter.

„Folgenlos wird die Tat nicht bleiben“, sagt Egg – auch mit Blick auf die psychologischen Konsequenzen für den Tatverdächtigen, der in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung gebracht wurde. „Selbst Erwachsene brauchen Hilfe, um nicht zu verzweifeln nach solch einer monströsen Tat.“ Der stellvertretende Schulleiter von Fabians Schule, Holger Lehnert, berichtet von Trauer und Verzweiflung an der Schule. „Mit so einer Situation haben wir noch nie umgehen müssen.“ Er sei aber sehr froh, dass es professionelle psychologische Hilfe gebe.