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Max Greger, der Charmeur am Saxofon

Max Greger, der Charmeur am Saxofon

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Foto: dpa
Max Greger erliegt mit 89 Jahren einem Krebsleiden. Er hat Millionen Deutsche zum Tanzen gebracht – noch im Juli stand er auf der Bühne.

München. 

Max Greger ist tot, mit 89 Jahren gestorben in der Nacht zu Samstag an einer Krebserkrankung, von der er selber erst vor wenigen Wochen erfahren hatte. Berühmt geworden ist er in Deutschland durch die Tanzmusik, die er in den 60er- und 70er-Jahren spielte. Seine Liebe aber galt dem Swing und Jazz. Und ein nur 23 Sekunden langes Stück war sein größter Erfolg.

„Leise rausschleichen“

„Abtreten“ war ein Wort, das er nicht mochte. „Ein Musiker soll nicht abtreten, er soll auftreten“, hat Max Greger gerne gesagt. Wahrscheinlich hat er es auch deshalb nie geschafft, der Bühne fernzubleiben. Obwohl er eigentlich schon längst aufgehört haben wollte mit dem Musizieren. „Leise rausschleichen“ wollte er sich, sein Saxofon in die Ecke stellen und die Musik vergessen. „Ich hab’s ein paar Mal versucht“, hat Greger vor einiger Zeit mal gegenüber dieser Zeitung beteuert. Hat aber nie geklappt. Wie das so ist, wenn der Beruf für einen eher „bezahltes Hobby“ ist.

Obwohl er ja eigentlich Metzger werden sollte, um den Betrieb des Vaters im Münchner Stadtteil Giesing zu übernehmen. Doch dann schenkt ihm sein Opa ein Akkordeon und weckt die Liebe des Jungen zur Musik. Greger studiert Klarinette und Saxofon am Münchner Konservatorium, nicht mal 20 ist er, da spielt er zwei Wochen nach Ende des Zweiten Weltkrieges in München im Ratskeller am Marienplatz für US-Offiziere. Einmal sitzt Count Basie im Publikum. Zurück in den Staaten schwärmt er von diesem „Mäx aus Munich“. „Der Junge hat es drauf.“ Lionel Hampton sieht das offenbar ähnlich und lädt Greger als einzigen Nicht-Farbigen ein, ihn bei seiner Europa-Tour zu begleiten.

Auch in der deutschen Jazz-Szene ist der Bayer eine bekannte Größe. 1952 wird er zum besten Saxofonisten des Landes gewählt. Beim Siegerkonzert sitzt ein gewisser Paul Kuhn am Piano, ein Mann namens Hans Last, der sich später den Vornamen James gibt, zupft den Bass. Drei Legenden haben sich getroffen, doch das kann damals niemand wissen.

Ein Stück für die Ewigkeit

Das Trio aber merkt schnell, dass mit dem Jazz viel Ruhm, aber wenig Rendite zu machen ist. Deshalb greift Greger immer öfter für die „leichte Muse“ zum Instrument. Puristen werfen ihm vor, dabei seinen eigenen Stil geopfert zu haben. Nur so, kontert Greger, habe er seine Vielseitigkeit bewahren können. Und die ist unbestritten. Mehr als 150 Platten und CDs nimmt der Charmeur am Saxofon im Laufe der Jahre auf, produziert über 3000 Stücke, wird mit seiner Band zum hauptamtlichen Musiklieferanten in den großen Shows des gerade gegründeten ZDF und liefert den Deutschen Jahr für Jahr die Musik, zu der sie tanzen in den Tanzschulen der Republik.

So viele Lieder, aber auf eines ist er besonders stolz. „Die Melodie des Aktuellen Sportstudios“, sagt Greger. 1963 hat er sie komponiert. „Hat nur zehn Minuten gedauert.“ Ist aber ein Stück für die Ewigkeit geworden. „Das ist das am längsten und meist gespielte Thema auf der Welt.“

Skandale gibt es nicht um ihn herum. Aber ein Drama. Als er 1992 mit seinem Schwager in einer Garage an einem Auto arbeitetet, rutscht Greger vom Bremspedal, der Automatik-Wagen setzt sich in Bewegung, der Verwandte wird zerquetscht. Ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung wird eingestellt. Der Bandleader sei durch den „tragischen Unfall genug gestraft“, sagt die Staatsanwaltschaft.

Bewegender Auftritt bei der Trauerfeier von Joachim Fuchsberger

Ansonsten lebt Greger auf der Sonnenseite des Lebens, ist glücklich, wenn er Musik machen darf. „Auf der Bühne“, hat er stets behauptet, „sind alle Wehwehchen wie weggeblasen.“ Ja, selbst sein nach einem Sturz lädierter Arm kann ihn nicht abhalten, Musik zu machen. „Ist ja der rechte. Und beim Saxofon ist der rechte Arm unten.“ Das Wichtigste jedenfalls, das funktioniert auch im hohen Alter: „Die Puste ist noch da.“

Bei der Trauerfeier für Joachim Fuchsberger hat er das im vergangenen September mit einer bewegenden Version von „Amazing Grace“ bewiesen, und noch im Juli dieses Jahres, stand er für ein ganzes Konzert auf der Bühne. Für September war das nächste geplant, Anfang 2016 sollte ein Tour folgen. Doch zwei Tage nach dem jüngsten Auftritt diagnostizieren die Ärzte Krebs bei Greger. „Er hat vorher nicht gewusst, dass er Krebs hatte“, sagt Ehefrau Johanna, seit 63 Jahren an seiner Seite.

Hugo Strasser (93), sein ältester Freund, zeigte sich bestürzt über Gregers Tod: „Ein Jammer.“ Verabschieden will er sich von seinem Kollegen, wie es sich Greger wohl gewünscht hätte: mit Musik bei der Beerdigung.