Muss Prinz Harry in Afghanistan Taliban-Attacken fürchten?
Prinz Furchtlos, statt Prinz Peinlich: Harry versucht im Kampfeinsatz in Afghanistan, sein durch den Nackt-Skandal ramponiertes Image zu pflegen. Die Army betont, der Prinz sei kein Sicherheitsrisiko für die Truppe, doch die Taliban haben schon Attacken gegen den Thronfolger angekündigt.
London.
2012 soll das Super-Jahr für Großbritannien sein, und die Royals geben alles, um das Land auch nach Olympia in Wohlfühlstimmung zu wiegen. Kate und William lächeln sich derzeit durch Singapur, Prinz Andrew seilt sich von Wolkenkratzern ab – und Prinz Harry sorgt als Soldat in Afghanistan für Heldenglanz. Doch gerade sein Kampfeinsatz ist eine heikle PR-Aktion: Die Promi-Präsenz verschärft die Gefahr für andere Soldaten.
Viva, Las Vegas!
Letztens noch nackt in Las Vegas, jetzt in Uniform in Afghanistan – Harry ist die nächsten vier Monate so weit von den plüschigen Annehmlichkeiten eines Partyprinzen entfernt wie es nur geht. Captain Wales, so sein Name bei der Armee, bedient als Ko-Pilot im Apache-Kampfhubschrauber ab sofort die Bordwaffen. Das Ziel in Harrys Worten: „Terry Taliban“. Und als ordentliche Kämpfer haben die Taliban den VIP-Soldaten aus England natürlich standesgemäß mit wüsten Drohungen begrüßt: Man werde alles daran setzen, den Prinzen zu kidnappen oder zu töten, so die Willkommensbotschaft.
Keine Frage: Fürs lädierte Image des 27-Jährigen, ja, fürs ganze Königreich ist der Kampfeinsatz echtes PR-Gold. Prinz Peinlich verwandelt sich in Prinz Furchtlos, der die Brisanz locker wegscherzt: „Ich bin hier der Magnet für feindliche Kugeln.“ Was für ihn gilt, gilt aber eben auch für die Soldaten in seiner Nähe: Machen die Taliban ernst mit ihrer Jagd auf eine rothaarige Trophäe namens Harry, dann sind mehr Übergriffe, mehr Hinterhalte nicht auszuschließen. Das Verteidigungsministerium dementiert zwar: „Nach genauer Überprüfung der Lage sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko durch einen Einsatz des Thronfolgers nicht steigt.“
Mehr Sicherheitsvorkehrungen in der Provinz Helmand
Doch die Vorkehrungen und Wach-Mannschaften an dem Stützpunkt in der Provinz Helmand sind längst verstärkt worden. Afghanische Soldaten, unter denen sich getarnte Attentäter befinden könnten, haben gar keinen Zugang zu dem Briten. Harry selber soll im hochgerüsteten Apache-Hubschrauber relativ sicher sein; am Boden begleiten ihn nach Presseberichten ständig zwei Leibwächter des königlichen Haushaltes. Ein Soldat, der beschützt werden muss? Nicht alle finden das amüsant. Schon werden Klagen laut, dass sich hier ein Royal auf Kosten einer ganzen Kompanie selbst verwirklicht.
Für Harry geht mit der Entsendung nach Afghanistan ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. 2008 schon hatte der Palast ihn unter größter Geheimhaltung in den Einsatz nach Afghanistan gebracht. Als ein Klatschmagazin die Nachricht aufspürte und ausplauderte, wurde Harry augenblicklich abberufen – und der Frust über die unvollendete Mission saß seitdem tief. „Wer jahrelang trainiert hat, will sein Wissen auch anwenden“, sagte er damals, „jeder muss doch seine Rolle erfüllen.“
Gut gelaunt am Maschinengewehr
Pressefotos, die erst nach geglückter Rückholung des Prinzen veröffentlicht werden durften, zeigen den damals 23-Jährigen gut gelaunt am Maschinengewehr. Dass der Prinz im Kriegsgebiet in Watte gepackt wurde, verneinte General Richard Dannett: „Er war voll einbezogen und hat die gleichen Risiken wie andere getragen.“ Veteranen kritisierten die fröhlichen Fotos indes als unrealistisch für den Alltag der Kampftruppen.
Nach seinem Onkel Prinz Andrew, der als Hubschrauber-Pilot 1982 im Falklandkrieg diente, ist Harry der einzige Windsor mit Front-Erfahrung. Auch Charles und William haben eine militärische Laufbahn absolviert, würden aber als direkte Thronfolger der Monarchin nie in gefährdete Gebiete entsandt werden. Großbritannien hat in Afghanistan derzeit 9500 Soldaten stationiert. 425 britische Militärkräfte sind dort seit 2001 umgekommen.