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Nach Bombensprengung in München stehen Dachstühle in Flammen

Nach Bombensprengung in München Dachstühle in Brand

Eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Dienstagabend im Münchner Stadtteil Schwabing kontrolliert gesprengt worden. Dabei sind nach Angaben der Feuerwehr München mehrere Dachstühle in Brand geraten. Versuche, die hochgefährliche Bombe zu entschärfen, waren gescheitert.

München. 

Dramatischer Einsatz in München: Nach der gezielten Sprengung einer 250-Kilo-Fliegerbombe sind am Dienstag abend mehrere Dachstühle im Stadtteil Schwabing in Flammen geraten. „Es gab auf jeden Fall Gebäudeschäden“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Durch die Detonation seien Splitter und Stroh durch die Luft gewirbelt, die anliegende Häuser entzündet hätten.

Den Angaben zufolge rückten mehr als 100 Feuerwehrleute aus. Es seien noch weitere Feuermeldungen aus dem Viertel eingegangen. „Es geht bei uns drunter und drüber“, sagte der Sprecher. Die genaue Lage sei nicht abzuschätzen, sagte er am späten Abend. Berichte über Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur dapd von Rauchsäulen, die über dem Viertel aufstiegen. An den Absperrungen führten Anwohner, die zurück in ihre Wohnungen wollen, hitzige Gespräche mit den Einsatzkräften.

Mehrere Entschärfungsversuche gescheitert

Rund 35 Stunden nach dem Fund des 250 Kilogramm schweren Blindgängers und mehreren gescheiterten Entschärfungsversuchen war das hochexplosive Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg am Dienstagabend gezielt gesprengt worden.

Die Bombe war Montagmittag bei Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Szenekneipe „Schwabinger 7“ gefunden worden. 3.000 Anwohner wurden in Sicherheit gebracht. 600 Menschen verbrachten die Nacht auf Dienstag in Notunterkünften. Viele Betroffene dürften erst am Mittwoch in ihre Wohnungen zurückkehren, da die Häuser bei Tageslicht auf Schäden begutachtet werden müssten, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Besonders gefährliche Bauart

Der aus Brandenburg angereiste Sprengmeister Günther Sobieralski bezeichnete die Bombe aufgrund ihres komplizierten chemischen Langzeitzünders auf einer Pressekonferenz als besonders gefährlich. „Schon ein kleiner Schlag könnte für eine Explosion ausreichen“, sagte er.

Nachdem Entschärfungsversuche mit einem ferngesteuerten Spezialgerät fehlschlugen, wurde trotz der früh einsetzenden Dunkelheit die kontrollierte Sprengung in die Wege geleitet. Dazu wurde ein Wall aus 10.000 Sandsäcken um die Bombe aufgebaut, der die Splitter der Detonation abfangen und die Druckwelle in den Boden ableiten sollte.

Wegen der großen Sprengkraft der Bombe war das Gebiet schon am Montagabend weiträumig gesperrt worden. In drei Schulen und einer Akademie wurden Notunterkünfte eingerichtet. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lobte die „unglaubliche Gelassenheit“ der Bevölkerung. Der SPD-Politiker lebt ebenfalls in der Gefahrenzone.

Massive Verkehrsbehinderungen

Das Bayerische Rote Kreuz sprach von einer Ausnahmesituation. Mitarbeiter Sascha Neumeier erklärte, in seinen elf Jahren bei der Organisation habe er selten vergleichbare Einsätze gehabt. „Der letzte in der Art war der Papstbesuch“, beschrieb Neumeier die Dimension.

Am Dienstag blieben alle Läden und Geschäfte in der Gefahrenzone geschlossen. Für den Verkehr wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt. Dies sorgte für erhebliche Behinderungen. Auf vielen Straßen in München gab es kein Durchkommen mehr. Am Nachmittag wurden zusätzlich zur Münchner Freiheit auch die U-Bahnhöfe Bonner Platz, Dietlindenstraße und Giselastraße geschlossen.

Auf dem Areal des früheren Szenelokals „Schwabinger 7“ werden zurzeit Dutzende Luxuswohnungen errichtet. Gegen den Abriss der Kultkneipe hatte es massiven Proteste gegeben. Mit Blick auf den Bombenfund sprach ein User auf Facebook von der „Rache der ‘Schwabinger 7’“.

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Bayern laut Innenministerium rund 340 Tonnen Blindgänger und andere Munitionsgegenstände gefunden. 2011 kam der bayerische Kampfmittelbeseitigungsdienst rund 1.000 Mal zum Einsatz. Dabei wurden mehr als 60 Tonnen Blindgänger beseitigt sowie 214 Spreng- und Splitterbomben mit insgesamt sieben Tonnen Explosivstoff entschärft. (dapd)