- Katjes sorgt mit einer neuen Werbekampagne für Aufregung im Netz
- Der Grund: Sie zeigt ein Model mit Kopftuch
- Kritiker fürchten eine Unterstützung der Unterdrückung der Frau und eine Islamisierung des Landes
Berlin.
Mit dem Slogan „Achte mal drauf!“ wirbt Katjes in einer neuen Werbekampagne für ihre Produkte. Damit möchte das Unternehmen die Aufmerksamkeit der Konsumenten eigentlich auf seine 100 Prozent vegetarischen Produkte lenken – viele achten aber auf etwas ganz anderes.
Drei kurze Videos sind Teil der neuen Katjes-Kampagne. In einem von ihnen ist ein Model mit Kopftuch zu sehen. Das sorgt derzeit für gespaltene Meinungen im Netz.
Homogene Werbung
Zu einem großen Teil bewerben westliche Unternehmen ihre Produkte noch immer hauptsächlich mit jungen, gutaussehenden, schlanken und vor allem weißen Menschen. Eine Frau mit Kopftuch taucht nur selten auf einem der großen Werbeplakate auf.
Ist genau das doch einmal der Fall, ist der Aufschrei meist recht groß. So sorgte auch die Modekette H&M 2015 mit einer Muslima mit Hidschab in einem Werbeclip für großen Wirbel, später auch die Deutsche Bahn. Ähnlich gestaltet sich auch die Diskussion um den neuen Katjes-Clip.
Debatte um Kopftuch
Die Debatte um das Model mit Kopftuch dreht sich einerseits um die Frage, ob das Kopftuch als religiöses Symbol der Unterdrückung der Frau als unterstützenswert gilt. Andererseits wird die Kampagne von rechtsgesinnten Usern und Parteien ausgeschlachtet, um damit die von ihnen befürchtete Islamisierung Europas zu belegen.
Während es in den Sozialen Netzwerken wie Facebook unter dem Video-Post zahlreiche Kommentare von Muslimas gibt, die sich für eine Werbung dieser Art bedanken, reagieren andere Nutzer darauf etwa so: „Kopftuch freiwillig? Das denkst du meine Liebe!! Aber du trägst es trotzdem aus Zwang!“
Rede von Boykott und Islamisierung
Auf Twitter gibt es zahlreiche User, die nach dieser Werbung gar einen Boykott von Katjes-Produkten fordern. „Nie wieder #Katjes!“ heißt es da, oder „#Katjes wird ab heute rigoros von mir boykottiert!“ Teil einiger Kritik: Katjes würde mit dieser Werbung spiezell für eine muslimische Zielgruppe werben, weil „veggie“ eben auch „halal“ heiße. „Halal“ bezeichnet im arabischen Dinge und Taten, die nach islamischem Recht zulässig sind.
In die Anbringung einer großen Plakatwerbung am Frankfurter Hauptbahnhof mit einem Bild des Models mit Hidschab mischt sich auch die AfD Offenbach-Land ein und schreibt zum Foto des Werbebanners: „Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die muslimischer Unterdrückung entfliehen wollen.“ und fragt ironisch: „Eine #Islamisierung findet nicht statt. Oder doch?“
Doch diese Argumentation kennt auch viele Gegner, die in ihren Tweets direkt darauf reagieren: „Nicht immer den Tunnelblick nutzen. Auch mal über den Tellerrand hinaus schauen. Die Kampagne wird mit mehreren Frauenmotiven durchgezogen. Und #Katjes wirbt nicht mit #Halal, sondern mit #Veggie“, schreibt Nutzer @noah_effdee. Und weiter: „Außer Hetze könnt ihr nichts: AFD.“
Aufmerksamkeit und Hetze
Das Magazin „Horizont“ prophezeite bereits vor Veröffentlichung, dass „der Spot der neuen #Katjes-Agentur Antoni Jellyhouse definitiv für Aufsehen sorgen“ wird. Damit sollte das Magazin recht behalten.
Die Werbung löste jedoch nicht nur eine generell wichtige Diskussion zu den Themen Kopftuchverbot und Unterdrückung von Frauen aus, sondern gleichzeitig ungerechtfertigte Hetze gegen Muslime im Netz. (alka)