Phil Collins hat nach seinem Rückzug aus der Musik einen tiefen Fall erlebt. Für eine BBC-Dokumentation spricht er offen über Depressionen, Einsamkeit und regelmäßigen Alkoholkonsum. Zwar trinke er nun nicht mehr, doch einen Lebensinhalt suche er noch. Gibt es womöglich ein Comeback mit Genesis?
Essen.
Probleme mit dem Alkohol, Depressionen und Einsamkeit: Ungewöhnlich offen äußert sich Genesis-Legende Phil Collins über sein Leben ohne die Musik und im fortschreitenden Alter. Gesprochen hat er darüber mit der britischen BBC für eine Dokumentation, die am kommenden Samstag ausgestrahlt werden soll und über die der Mirror bereits berichtet.
Collins schildert eindrücklich die Rückschläge seines Lebens, erzählt von den Folgen dreier gescheiterter Ehen, den Sehnenproblemen in der Hand, die ihn zum Aufgeben des Schlagzeugspielens zwangen, und den seltenen Tagen mit seinen fünf Kindern.
Dabei hat der heute 63-Jährige als Künstler eine Karriere hingelegt wie kaum ein anderer. 250 Millionen verkaufte Platten, sieben Grammys, ein Oscar: Solo und mit Genesis hat Phil Collins Pop-Geschichte geschrieben. Und doch häufig mit dem Erfolg gehadert.
Er plante einen Leben ohne Musik, mit seiner Familie
Für Collins bedeutete offenbar besonders die Trennung von seiner dritten Ehefrau einen tiefen Fall. 2004 habe er sich bereits für sie aus dem Musikgeschäft zurückziehen wollen. „Ich dachte, ich mache es richtig: Ich brauche keine weiteren goldenen Schallplatten, keine weiteren Zuwendungen und Belohnungen. Ich möchte aufhören und meine Kinder großziehen.“
[kein Linktext vorhanden]Doch dann trennte sich seine dritte Ehefrau Orianne 2006 von ihm und zog mit den Kindern weit weg nach Miami. „Ich war dreimal verheiratet und habe fünf Kinder“, zieht nun Collins in dem Fernsehinterview Bilanz. „Ich lebe mit keiner meiner Frauen und mit keinem meiner Kinder. Das ist manchmal traurig.“
2011 schließlich hat auch sein Körper nicht mehr mitmachen wollen. Sich verschlimmernde Sehnenprobleme in der Hand – für den Schlagzeuger das Aus. Medikamente, die er dann gegen eine aufkommende Depression nahm, vertrugen sich mit anderen gegen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht. „Die Mischung hat mich oft umfallen lassen. Einmal habe ich mir den Kopf aufgeschlagen.“
„Um 11 Uhr den Fernseher eingeschaltet und Wein getrunken“
Die Familie in Miami, er selbst in der Schweiz – da sei er sehr einsam geworden. „Ich war plötzlich in Rente und hatte die Kinder nicht bei mir. Also bin ich täglich aufgestanden, habe Cricket geguckt, den Fernseher um 11 Uhr morgens eingeschaltet und eine Flasche Wein geöffnet.“ Er sei nie Alkoholiker geworden, aber „habe das an den meisten Tagen so gemacht“.
Eine Phase, in der ihm kaum jemand helfen konnte. Sein Manager habe ihm immer wieder gesagt: „Du musst etwas tun!“ Doch er fühlte sich nicht danach, Musik aufzunehmen. Sein Arzt erklärte schließlich: „Ich kann Sie vom Trinken wegbringen. Aber ich kann Ihnen keinen Grund geben, morgens aufzustehen.“ Zumindest das erste hat Phil Collins vor 18 Monaten geschafft. „Aber den Grund fürs Aufstehen suche ich noch immer.“
Am Schlagzeug klappt’s nicht mehr
Möglicherweise findet er den nun doch noch einmal in der Musik. Als es an die BBC-Dokumentation ging, für die er mit seiner Band Genesis wieder zusammen kam, ist Collins wohl neu entflammt. „Es war toll, dass wir fünf wieder zusammen waren. Es gibt nichts, was uns davon abhält, wieder Songs zu schreiben.“ Im Dezember dieses Jahres hat er bereits für seine Wohltätigkeitsorganisation für Nachwuchstalente in Musik, Sport und Kunst einen Live-Auftritt zugesagt.
Als Schlagzeuger wird es aber nichts. „Ich habe es vor ein paar Wochen wieder versucht, aber es fühlte sich an, also ob mein linker Arm und meine Hand zu jemand anderem gehörten.“ (Juwe)