Tausende Menschen flüchten aus der Ukraine, aus Angst im Krieg getötet zu werden. In Deutschland erhoffen sie sich Schutz.
Doch genau das Gegenteil war zuletzt in Düsseldorf der Fall. Eine junge Frau soll auf einem Hotelschiff am Sonntag (6. März) von zwei Männern vergewaltigt worden sein. Hier mehr dazu >>>
Was muss sich ändern, damit ein solches Verbrechen wie in Düsseldorf nicht mehr passiert? Diese Redaktion hat Andrea Kothen von der Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ gefragt.
Düsseldorf: Schrecklicher Missbrauchsvorfall kein Einzelfall
Laut „Bild“ soll es sich beim 18-jährigen Opfer um eine Ukrainerin handeln. Auf wiederholte Nachfrage von der Redaktion konnte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf die Nationalität von Opfer und auch der vermeintlichen Täter aus ermittlungstechnischen Gründen nicht bestätigen.
Andrea Kothen von „Pro Asyl“ erklärt dieser Redaktion, dass solche Vorfälle immer wieder in Flüchtlingsunterkünften vorkämen: „Es gibt unterschiedliche Täter – Männer von außerhalb, Security und Bedienstete.“ Im Fall in Düsseldorf soll es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Flüchtlinge handeln.
Für Kothen begünstigen die äußeren Bedingungen bereits die Gefahr eines sexuellen Missbrauchs. „Diese Massenunterkünfte sind das Problem. Es sind viele Menschen, die sich nicht kennen, es ist eine erzwungene Gesellschaft, es gibt keine Privats- und Intimsphäre. Wenn Männer und Frauen zusammenwohnen, heißt es immer wieder: ‚Meine Tochter traut sich nachts nicht alleine ins Bad auf die Toilette‘.“ Auf dem betroffenen Hotelschiff sind laut der Stadt 88 Geflüchtete untergebracht, davon 58 weibliche und 30 männliche Personen. Früher hätten die Massenunterkünfte zur Abschreckung der Menschen gedient, damit nicht zu viele nach Deutschland flüchten.
Düsseldorf: „Massenunterkünfte sind das Problem“
Kothen sieht ein, dass man aktuell nicht auf die Unterbringung von Flüchtlingen in großen Unterkünften verzichten könne. Doch ihrer Ansicht nach gebe es noch ein ganz anderes Problem. „In NRW gibt es ein Landesgewaltschutzkonzept, aber das gilt nicht für die Flüchtlingsunterkünfte der Kommunen. Das ist ein Teil des Problems, dass ein solcher Flickenteppich besteht“, betont sie. Zu einem Gewaltschutzkonzept gehöre eine Anlaufstelle für Beschwerden, Notruftelefonnummern in der Muttersprache und Sicherheitsmaßnahmen wie Security-Personal.
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Zudem komme, dass viele Frauen an ihre Unterkunft gebunden seien. „Frauen dürfen nicht ausziehen. Die können nicht sagen: ‚Ich fühle mich unwohl mit dem Mann. Ich möchte meinen Wohnort wechseln.‘ Das ist eine behördliche Auflage und das erschwert die Sicherheit der Frauen.“ Für die ukrainischen Frauen würden derzeit Ausnahme-Regeln gelten. Dank der „Massenzustrom“-Richtlinie könnten sie ihren Wohnort frei wählen, wenn sie einen privaten Anlaufpunkt haben. Wenn nicht, dann greife wieder die Zuständigkeit der Kommune. Da sei die Handhabung rechtlich noch unklar.
Düsseldorf: Andrea Kothen mit klarerer Forderung
„Das politische Ziel muss sein, wegzukommen von diesen ganzen Massenunterkünften. Und nicht Gewaltschutzkonzepte zu entwickeln und Probleme zu bekämpfen, die man ohne diese Unterkünfte gar nicht hätte“, lautet die Forderung von Kothen an die Politik.