Das Loveparade-Gutachten der Düsseldorfer Kanzlei Heuking und Partner hat die Stadt Duisburg noch mehr Geld gekostet, als bis jetzt bekannt war. Auf Nachfrage hat die Verwaltung nun sämtliche Kosten für das Mandat offengelegt. Insgesamt zahlte Duisburg für das Mandat 637.000 Euro.
Duisburg.
Als hätte das teure wie umstrittene Gutachten zur Loveparade-Katastrophe nicht ohnehin schon für genug Wirbel gesorgt: Die Empörung war groß, als die NRZ Anfang September 2011 die damals intern aufgeführten Gesamtkosten von 420.260,15 Euro aufdeckte.
Drei Ratssitzungen überdauerte die darauf folgende politische Debatte über die ordnungsgemäße Verbuchung der horrenden Kosten für die 130-seitige Expertise, in der die federführende Anwältin Ute Jasper (Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek) keine Fehler der Stadt für die Loveparade-Katastrophe erkennt. Jetzt stellt sich heraus: Das von der damaligen Stadtspitze freihändig vergebene Mandat an die Kanzlei Heuking und Partner kommt den Duisburger Steuerzahler noch weitaus teurer zu stehen. Der Gesamtbetrag liegt um mehr als die Hälfte höher.
Abschlag in Höhe von 47.600 Euro Die Kosten hatten sich bereits kurz nach der ersten Debatte im Rat erhöht: Am 6. Oktober 2011 überwies die Stadt der Kanzlei weitere 90.000 Euro. Die Rechnung lag zu diesem Zeitpunkt bereits seit fünf Monaten vor. Weitere Rechnungen trudelten dann zum Ende des Jahres 2011 ein: Für ihre rechtlichen Beratungen zu den „verwaltungsrechtlichen Problematiken im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft“ stellte die Düsseldorfer Kanzlei am 11. November 2011 einen Abschlag von 47.600 Euro in Rechnung, die Schlussrechnung über weitere 79.560 Euro kam dann vier Tage vor Weihnachten des vergangenen Jahres. Bezahlt hat die Stadt erst in diesem Jahr.
Am 1. September 2010 stellten die Kanzlei und Stadtdirektor peter Greulich ihren Abschlussbericht zur Loveparade-Tragödie vor.
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Unter dem Strich sind das 637.394 Euro, die die Stadt bis heute an die Kanzlei Heuking und Partner für die Beratung und das Gutachten zur Loveparade-Katastrophe überwiesen hat. Auf Nachfrage der WAZ-Mediengruppe hat die Stadt nun sämtliche Kosten für das Mandat offengelegt. Insofern ist im Rathaus mit dem neuen Oberbürgermeister offenbar eine Kehrtwende erfolgt: Denn bis vor einem Jahr wollte die Stadtspitze einen Mantel des Schweigens um die Kosten für das Gutachten hüllen und lieferte sich dazu auch einen kernigen Briefwechsel mit dem NRW-Datenschutzbeauftragten. Ans Licht kamen die Kosten damals nur durch eine Buchungspanne. Jetzt setzt die Stadt offenbar auf Transparenz.
Fraglich bleibt, ob Mehrkosten verschwiegen wurden Die Mehrkosten begründet das von Wolfgang Rabe geleitete Rechtsdezernat wie folgt: „Insgesamt ist das Mandat teurer geworden, weil es ergänzende verwaltungsrechtliche Beratungen und Begutachtungen für die Strafverteidiger der einzelnen Beschuldigten gegeben hat.“ Das Mandat Heuking im Ermittlungsverfahren Loveparade sei beendet, heißt es.
Der Sitz der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Düsseldorf-Golzheim.
Fraglich aber bleibt, ob die weiteren Mehrkosten dem Rat damals verschwiegen wurden. Denn wie das Rechtsdezernat der NRZ in seiner Stellungnahme mitteilt, sei das Mandat „zentral“ für die Rechtsberatung in Sachen Loveparade vergeben worden. Zumindest eine der weiteren Rechnungen war längst bekannt, als die Ratsfraktionen vor einem Jahr hitzig über die Kosten diskutierten. In wie weit die weitere Zahlungen an die Kanzlei für ihre Tätigkeit im Fall Loveparade hätten absehrbar sein müssen, das könne „aus heutiger Sicht nicht belastbar nachvollzogen werden“, heißt es dazu aus dem Rechtsamt.
22 Millionen Euro für Gutachten Unabhängig davon, dass die Bezirksregierung bereits vor einem Jahr attestierte, dass die Beauftragung und Bezahlung des Loveparade-Gutachtens finanzaufsichtlich nicht zu beanstanden sei, diskutiert die Politik hinter den Kulissen weiterhin über die Regeln für die Vergabe von Aufträgen an Berater und Gutachter.
Rund 22 Millionen Euro hat die Stadt in den vergangenen fünf Jahren für externe Expertisen ausgegeben. Politiker monieren, dass sie von vielen Aufträgen überhaupt keine Kenntnis gehabt hätten. Und wenn sie im Rat nachgefragt hätten, seien jahrelang Summen genannt worden, die von der Verwaltungsspitze später nach oben korrigiert werden mussten. Die kosten für das Loveparade-Gutachten sind dafür wohl das prominenteste Beispiel.
Rainer Schaller, als Geschäftsführer der Firma Lopavent Veranstalter der Duisburger Loveparade. Der Chef der Fitness-Studio-Kette McFit kündigte auf der Pressekonferenz am 25. Juli 2010 an, dass es aus „Respekt vor den Opfern“ keine weitere Loveparade geben werde.
Danach äußerte er sich erst im Dezember 2010 in einem Fernsehinterview mit Sat.1-Moderator Johannes B. Kerner. Anschließend zog sich Schaller aus der Öffentlichkeit zurück. Er erklärte den Angehörigen der Todesopfer seine „moralische Verantwortung“ und traf sich mit einigen Hinterbliebenen.
Der Gedenkfeier am ersten Jahrestag der Duisburger Loveparade blieb Rainer Schaller (hier mit Ruhr.2010-Geschäftsführer Dr. Oliver Scheytt (links), Oliver Pocher, Musikproduzent Anthony Rother und OB Adolf Sauerland vor der Loveparade) nach eigener Aussage aus Pietätsgründen fern. Gegen fünf Mitarbeiter seiner Firma Lopavent ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachtes der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Zu den Beschuldigten zählten …
… der Crowd-Manager Carsten W. und (das wurde nach einer Wohnungsdurchsuchung im Oktober 2011 bekannt) der Organisationsleiter der Loveparade. Psychologe W. hatte als erster Verantwortlicher öffentlich über eigene Fehler gesprochen. In einem Spiegel-Interview erhob er, der während des Unglücks im Container an der Rampe saß, schwere Vorwürfe gegen die Polizei. So hätten er und ein Polizist „geschätzte 45 Minuten“ benötigt, die Polizeiführung zu erreichen.
Rainer Schaller (hier im WDR-Film „Die letzte Loveparade“) dagegen zählte von Beginn an nicht zu den Beschuldigten.
Ermittlern berichtete Crowd-Manager W. zudem, Rainer Schaller und dessen Freunde hätten mit seiner Hilfe eine Pressekampagne gestartet, um der Polizei die Schuld für die Katastrophe gezielt in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich warf Lopavent der Polizei vor, die Katastrophe durch Fehlentscheidungen und mangelnden Einsatz verursacht zu haben. Die Firma veröffentlichte auch Videoaufnahmen und Dokumente.
Zudem beschuldigte W. die Loveparade-Veranstalter, bei der Sicherheitsausstattung und beim Sicherheitspersonal gespart zu haben. Ein im Brandschutzkonzept zugesagtes Lautsprechersystem zur Paniksteuerung etwa sei nicht installiert worden, auf der Rampe fehlten „Pusher“.
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Adolf Sauerland, von 2004 bis zum 15. Februar 2012 Oberbürgermeister der Stadt Duisburg. Sein Verhalten nach der Loveparade – er gab, zum Beispiel, zunächst den Loveparade-Besuchern die Schuld an den Todesfällen, machte öffentlich falsche Angaben und entschuldigte sich erst nach einem Jahr bei den Opfern – machte ihn für viele Menschen zur Symbolfigur des Versagens.
Etwa eineinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe wählten die Duisburger Adolf Sauerland bei dem von Bürgern erzwungenen Bürgerentscheid über einen Oberbürgermeister in NRW ab. Am 12. Februar 2012 stimmten 129.833 Duisburger mit „Ja“, also für Sauerlands Abwahl. Nur 21.557 stimmten mit „Nein“, also gegen Sauerlands Abwahl. Die Wahlbeteiligung war bei dem Bürgerentscheid mit 41,16 Prozent unerwartet hoch.
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Nachdem er das Ergebnis erfahren hatte, machte sich Adolf Sauerland auf den Weg zu seiner letzten Pressekonferenz als OB ins Rathaus. Dabei sagte er sichtlich angeschlagen und mit zittriger Stimme: „Ich bedaure sehr, dass es bei dieser Abstimmung zu so einem Ergebnis gekommen ist. …
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Dies ist, im Amt des Oberbürgermeisters, meine letzte Pressekonferenz und ich möchte Sie bitten, davon Abstand zu nehmen, Anfragen in den nächsten Tagen dort zu stellen. Herzlichen Dank ihnen allen. Gott schütze die Stadt Duisburg.“
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Ein kurzer Rücblick auf die Zeit zwischen Loveparade und Abwahl: Die Proteste und Rücktrittsforderungen änderten genauso wenig an Sauerlands Grundhaltung wie der Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft oder die Unterschriftensammlung der Initiative „Neuanfang für Duisburg“ für einen Bürgerentscheid zur Abwahl: …
Die Stadtverwaltung treffe nach seinem Wissen keine Schuld an der Katastrophe, behauptet Adolf Sauerland stets; ihn selbst ohnehin nicht. Zu den von der Staatsanwaltschaft Beschuldigten zählt er ohnehin nicht. Dennoch: …
Was er wusste, wie er eingriff, ist weiterhin unklar. Erst ein Jahr nach der Katastrophe äußerte sich der CDU-Politiker öffentlich zu seiner moralischen Verantwortung. Im September 2011 erklärte er dann sein „Trauerjahr“ für beendet: Seine repräsentativen Aufgaben wollte Sauerland seither wieder wie vor der Loveparade wahrnehmen.
Dr. Peter Greulich, Stadtdirektor in Duisburg, leitet das Dezernat für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Als Stellvertreter des OB steht er zumeist in der Öffentlichkeit, wenn sich die Stadtspitze zu Loveparade-Themen äußert. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn als einen „der engsten Freunde“ Sauerlands, der „sich gerne mitfühlend äußert, wenn Sauerland eine Hexenjagd gegen sich beklagt“.
Peter Greulich (Die Grünen), vom Stadtrat bis 2015 gewählt, präsentierte der Öffentlichkeit im September 2010 das umstrittene Loveparade-Gutachten der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Mitglieder seiner Partei kritisierten ihn im Sommer 2011 für die „Verschleierungstaktik“ der Stadtspitze zur Finanzierung der 420.260,15 Euro teuren Expertise.
Für Aufsehen sorgte auch Greulichs Beschwerdebrief an Ministerpräsidentin Kraft. Er verteidigte das Vorgehen der Stadt, der Gedenkfeier in der MSV-Arena 2011 die Genehmigung zu verweigern. Die Landesregierung habe die Stadt unter Druck gesetzt. Greulich wurde vom Stadtrat beauftragt, mit Investor Kurt Krieger und Loveparade-Opfern eine Lösung für die Gedenkstätte zu erarbeiten.
Nach der Katastrophe geriet Peter Greulich das erste Mal in die Negativ-Schlagzeilen, weil er als Stadtdirektor unmittelbar vor der Loveparade zeitgleich mit Verwaltungschef Adolf Sauerland im Urlaub war. Am Tag der Loveparade selbst war der Oberbürgermeister wieder in der Stadt, sein Stellvertreter brauchte dagegen sechs Tage, um seine Ferien in Spanien abzubrechen und in die von der Katastrophe gezeichnete Stadt zurückzukehren.
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Das sind die drei Männer, ohne die Adolf Sauerland möglicherweise noch heute im Amt wäre: Sie gründeten die Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ im Juni 2011 nach der Änderung der Gemeindeordnung, die die Einleitung von Abwahlverahren gegen Oberbürgermeister ermöglichte: Harald Jochums, Werner Hüsken und Theo Steegmann (von links).
Die Abwahlinitiative sammelte ab dem 20. Juni 2011 Unterschriften für einen Bürgerentscheid zur Abwahl des OB. Am 17. Oktober übergab sie dem Stadtrat nach eigener Zählung 79.193 Unterschriften. Zur Einleitung des Abwahlverfahrens waren 54.885 gültige Unterschriften notwendig. Am 14. November wurde bekannt: …
Das notwendige Quorum für eine Zulässigkeit des Bürgerbegehrens wurde nach der Prüfung der Unterschriften durch die Stadt erreicht. Die Verwaltung erkannte 67.329 Unterschriften als gültig an. Ab dem 12. Januar 2012 konnten die Duisburger Briefwahl für den Bürgerentscheid beantragen und direkt in den Bezirksämtern abstimmen (im Bild Theo Steegmann und Mitglieder der Abwahlinitiative bei der Stimmabgabe).
Werner Hüsken, Krankenpfleger, bis kurz nach Sauerlands Abwahl einer der letztlich zwei Sprecher von „Neuanfang für Duisburg“. „Der Spiegel“ nannte ihn „Anti-Sauerland“. Hüsken über den OB: „Er ist der Würde des Amtes nicht mehr gewachsen. Mit ihm werden wir die Tragödie nicht hinter uns lassen können, das Image der Stadt wird sich nicht bessern.“
Hüsken hatte bereits im Sommer 10.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Abwahl des OB sammelte. Das Vorhaben scheiterte an der Mehrheit des Stadtrates. Hüsken selbst bangte am Tag der Loveparade um seinen jüngsten Sohn. Ihm ist nichts passiert. Kurz nach der Abwahl Sauerlands beendete er sein Engagement in der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“.
Theo Steegmann, ehemaliger Betriebsrat des Rheinhausener Krupp-Werkes, Sprecher von „Neuanfang für Duisburg“. Er erklärte sein Engagement so:
„Mein Sohn war mit seinem Freund auch bei der Loveparade, und ich habe versucht, ihn über Handy zu erreichen, natürlich völlig zwecklos, da das ganze Netz zusammengebrochen war. Es war, als hätte ich ihn in den Krieg geschickt. Das ging tausenden von Eltern so. Zum anderen, weil ich mich als Duisburger fühle. Und wenn ich sehe, wie das Image der Stadt Schaden genommen hat durch die Ausmaße der Katastrophe, und wie später von den Verantwortlichen damit umgegangen wurde, kann ich nur dafür eintreten, dass Adolf Sauerland abgewählt wird.“
Harald Jochums, Architekt, von Juni bis Ende 2011 einer der drei Sprecher von „Neuanfang für Duisburg“. Warum er sich gegen Adolf Sauerland engagiert? „Das Fehlverhalten des Oberbürgermeisters und der gesamten Stadtspitze direkt nach der Tragödie war für mich ausschlaggebend. Die Pressekonferenz am nächsten Morgen war davon für mich das Unwürdigste. Und von da an ging es so weiter mit den Schuldabweisungen. Dagegen gab es gegenüber den Angehörigen und Verletzten kein einziges Signal des Mitgefühls.“
Sören Link, Duisburgs neuer Oberbürgermeister. Der junge Sozialdemokrat setzte sich am 1. Juli 2012 in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Benno Lensdorf durch. Direkt in der Ratssitzung seiner Vereidigung setzte er ein Ausrufezeichen, als der Bebauungsplan für das Krieger-Gelände beschlossen wurde, auf dem auch der umkämpfte Ort der Loveparade-Katastrophe liegt: …
Auf Initiative Links und nach einem Vorschlag der Stadtverwaltung beschloss der Stadtrat, auf dem Gelände des Möbel-Unternehmers Kurt Krieger deutlich mehr Platz für die Gedenkstätte frei zu lassen als bislang eingeplant war: 660 statt 110 Quadratmeter. Dadurch konnte ein größerer Teil der Rampe erhalten bleiben, auf der 21 junge Menschen tödlich verletzt wurden.
Der Vorsitzende des Opfer-Vereins „Loveparade Selbsthilfe, Jürgen Hagemann, bescheinigte der Stadt einen „beginnenden Wandel“ im Umgangs mit der Tragödie. Sören Links sprach bei der Gedenkfeier am zweiten Jahrestag der Katastrophe.
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Wolfgang Rabe, Beigeordneter in Duisburg, leitet das Dezernat für Sicherheit und Recht. Ob er zu den Angeklagten gehört, war zuletzt fraglich – dabei stand er im Fokus der Ermittler: Die 400 Seiten starke Akte der Staatsanwaltschaft warf ihm gravierende Verfehlungen vor. Er soll Druck auf die städtischen Bediensteten ausgeübt haben: „Herr Rabe stellt in diesem Zusammenhang fest, dass der OB die Veranstaltung wünsche und dass daher hierfür eine Lösung gefunden werden müsse. …
Er forderte 62 (das Bauamt) auf, an dem Rettungswegekonzept konstruktiv mitzuarbeiten … schließlich wolle der OB die Veranstaltung.“ So beschrieb nach einem Gespräch bei Veranstalter Lopavent Bauamtsleiterin Anja Geer auf einem Papier nieder, wie Wolfgang Rabe auf Einwände im Genehmigungsverfahren reagierte. Auf dem Blatt hatte auch Baudezernent Jürgen Dressler die Problemstellung handschriftlich skizziert.
Jürgen Dressler, war bis zu seinem Ruhestand, bis ins Frühjahr 2011 Planungsdezernent in Duisburg. Auf besagtem Blatt Papier stellte der Sozialdemokrat fest, dass er die Verantwortung nicht übernehmen mag: „Ich lehne aufgrund dieser Problemstellung eine Zuständigkeit und Verantwortung ab.“ Dressler zählt zu den Hauptbeschuldigten, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Er sei „sehr einverstanden“, dass auch gegen ihn ermittelt werde, sagte Dressler: „Es kann nicht sein, dass auf Weisung handelnde Kolleginnen und Kollegen auf die ,Schlachtbank’ geführt werden sollen, und bei den Leitungsebene noch nicht einmal an eine Ermittlung gedacht wird.“ Einen Monat vor der Loveparade hatte Dezernent Dressler bereits aufbegehrt, Planungsprobleme angesprochen und gewarnt: …
„Das entspricht in keinerlei Hinsicht einem ordentlichen Verwaltungshandeln.“ Er soll die Probleme laut Staatsanwaltschaft gekannt, aber nicht eingegriffen haben. Nach der Katastrophe schoss Dressler gegen Adolf Sauerland. Er warf ihm unter anderem „untaugliches Krisenmanagement“ vor. Die Duisburger Stadtspitze, so Dressler, sei nicht mehr handlungsfähig.
Hans-Peter Bölling, Leiter des Duisburger Ordnungsamtes (hier 2009, zwischen Adolf Sauerland und dem damaligen Polizeipräsidenten Rolf Cebin). Bölling zählte zu den 16 Personen, gegen die ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung bestand. Er soll es versäumt haben, „die erforderlichen Prüfungen“ vorzunehmen. Darum seien ihm weder das Fehlen der Lautsprecheranlage noch die Verengungen auf der Rampe durch Bauzäune aufgefallen.
Anja Geer, Leiterin des Amtes für Baurecht und Bauberatung. Auch sie zählt zu den elf Bediensteten der Stadt Duisburg, gegen die ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Geer hatte in einem Brief an ihren Dezernenten Jürgen Dressler Mitte Juni 2010 all ihre Bedenken zusammengefasst. „Die Knackpunkte“: das fehlende Brandschutzkonzept und die zu schmalen Fluchtwege. Die Staatsanwaltschaft wertete eine E-Mail Anja Geers so, dass sie sich vor ihren Aufgaben am Tag der Loveparade drücken wollte. Geer schrieb:
„Ich kann aber den Sinn in unserer Anwesenheit nicht erkennen. Wenn wir vor Ort sind, wird das natürlich dazu führen, dass wir bei Verstößen gegen unsere Auflagen grundsätzlich sagen müssen, dass …. nicht alle rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.“ In einer E-Mail am 11. Mai 2010 erklärte Anja Geer, Stadtbaurat Dressler und Rechtsdezernent Rabe hätten sich darauf verständigt, alles vom Betreiber der Loveparade einzufordern, was dieser gesetzlich bringen muss, um die Party durchzuführen. So sollten die Akten sauber bleiben. Und weiter schreibt Frau G. „Dafür wären wir dann aber am Tag nicht da, um das zu kontrollieren.“
Dr. Ute Jasper, Partnerin in der Düsseldorfer Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, spezialisiert auf Infrastruktur- und Großprojekte der öffentlichen Hand. Das Handelsblatt zählte die Anwältin im Juni 2010 zu den „Top-Frauen der Wirtschaft“. Jasper, die Kommunen bei Projekten wie Privatisierungen unterstützt, wirkt(e) in Duisburg an mehreren Aufträgen mit. So beriet sie das städtische Immobilienunternehmen Gebag beim Küppersmühlen-Anbau. Die kostspielige Pannenserie bei der Museums-Erweiterung sorgt(e) bundesweit für Aufsehen.
Ute Jasper war federführend an der Erstellung des Gutachtens beteiligt, das bei der Stadtverwaltung im Zusammenhang mit der Loveparade keine Fehler erkennt und die Stadtverwaltung – wie erst nach einer Buchungspanne bekannt wurde – 420.260,15 Euro kostete. Wegen des Gutachtens liegen bei der Staatsanwaltschaft drei Strafanzeigen gegen Adolf Sauerland vor. Die Anzeigensteller werfen dem OB eine Veruntreuung öffentlicher Gelder vor und vermuten hinter der Expertise ein „Gefälligkeitsgutachten“.
Unrühmliche Bekanntheit erlangte Jasper durch einen Skandal 2002: Mülheims damaliger Oberbürgermeister Jens Baganz (CDU) verkaufte – beraten von ihr – städtische Anteile an der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft an RWE. Die Aktien gingen deutlich unter Wert über die Ladentheke. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Jasper beim Stromriesen RWE einen Beratervertrag gehabt haben soll. Das Rechnungsprüfungsamt empfahl eine Anzeige, die Verantwortlichen der Stadt lehnten ab, die Staatsanwaltschaft Duisburg stellte ihre Ermittlungen ein.
Prof. Dr. Thomas Feltes, Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Der Rechtswissenschaftler kritisierte, die „Führungsebene“ der Stadt Duisburg habe bei den Bediensteten der Verwaltung eine „aktive Mauer des Schweigens aufgebaut, um mögliche Fehler oder Versäumnisse (während des Genehmigungsverfahrens zur Loveparade, d. Red.) seitens der Stadt zu vertuschen“. Darum appellierte Feltes im August 2011 an die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, „Missstände aufzudecken und im Zweifel Vorgesetzte zu denunzieren“.
Kuno Simon, der Einsatzleiter der Polizei am Tag der Loveparade. Im Duisburger Polizeipräsidium ist er für die Gefahrenabwehr zuständig. Aus den Reihen der Polizei war er der einzige Beschuldigte – doch auch er wird jüngsten Infos aus dem Februar 2014 zufolge wohl nicht angeklagt. Anfangs sah das anders aus: Dass es bei der Loveparade zu Toten gekommen ist, sei laut dem Einleitungsvermerk der Duisburger Staatsanwaltschaft auch auf das „pflichtwidrige Verhalten“ des Leitenden Polizeidirektors zurückzuführen, der am 24. Juli ab dem Mittag für das Einsatzgeschehen verantwortlich gewesen sei.
Nicht nur bei der Planung machte die Polizeiführung eine schlechte Figur. Zeugen vermitteln den Eindruck, in der Einsatzzentrale im Polizeipräsidium sei es zugegangen wie in einem Taubenschlag. Von mindestens drei Besuchergruppen ist die Rede, die in der kritischen Zeit zwischen 14.30 Uhr und 16 Uhr in der Stabsstelle aufmarschierten. Auch Innenminister Ralf Jäger (SPD) kam samt Begleitung. Er sprach mit Polizeiführer Kuno Simon und …
… dessen Stellvertreter Jörg S.. Eine Zeugin berichtete später, schon zur Zeit der Besuche sei klar gewesen, dass sich die Situation auf den Zuwegen zuspitzte. Doch Kuno Simon und Jörg S. wären nicht auf ihren Plätzen geblieben, sondern hätten sich um die Besucher gekümmert. Ein Beamter habe immer neue Meldungen in den Raum gerufen, dass sich die Massen stauten. Doch der Beamte habe nicht ausreichend Gehör gefunden. Die Zeugin sagte, zeitweise seien weder Kuno S. noch Jörg S. ansprechbar gewesen. Was Jörg S. gegenüber der Staatsanwaltschaft bestritt.
Im Februar 2012 werden die Aussagen von Crowd-Manager Carsten W. bekannt. Und mit diesen weitere Fehler der Polizei: Die Einsatzführer der Polizei begehrten gegen den Erlass des Innenministeriums auf, wonach die Kräfte höchstens zwölf Stunden arbeiten dürfen, inklusive An- und Abreise. Mehrere Einsatzführer remonstrierten bei ihren Vorgesetzten mündlich. Denn zur Ablösung käme es so auch am kritischsten Punkt (im Karl-Lehr-Tunnel und auf der Rampe) zwischen 15 und 18 Uhr.
,„Bei einer Ablösung um 16 Uhr fällt in diesen Zeitraum die Wechselzeit und damit die Zeit, in der die Polizei nur eingeschränkt handlungsfähig wäre“, erklärte der wichtigste Abschnittführer in seinem schriftlichen Protest vom 24. Juli 2010. Der Spitzenbeamte R. aus dem Innenministerium setzte den Wechselerlass jedoch gegen alle Widerstände durch. Den Polizisten blieb nur übrig, sich selbst zu helfen und den angeordneten Wechsel so früh wie möglich durchzuziehen, um zur kritischen Einsatzzeit hoffentlich voll einsatzfähig zu sein.
Doch das misslang offenbar. Als das Ordnerkonzept der Loveparade-Macher versagte, war die Polizei nicht in der Lage, die Sperrung der Eingänge durchzusetzen. Auch die Polizeiketten im Tunnel konnten den Druck der Massen nicht aufhalten. Sie wurden überrannt.
Klaus-Stephan Becker, Leiter der Ermittlungsgruppe „Loveparade“ der Polizei Köln. Anfangs koordinierte der Kriminaldirektor den Einsatz von 63, später von 80 Polizisten, die Beweismaterial sicherten, Videomaterial auswerteten, Zeugen vernahmen und Hinweisen nachgehen mussten. Die Ermittler müssen 138 Terabyte Datenmaterial auswerten (Stand: Ende Juli, ein TB = 1.000.000.000 Kilobyte).
Die Duisburger Staatsanwaltschaft erklärte in ihrem Einleitungsvermerk, ihrem Zwischenbericht vom 18. Januar 2011, auf 400 Seiten, warum gegen 16 Beschuldigte ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung besteht. Erst im Februar 2014 wurden die Ermittlungen abgeschlossen und die Anklage erhoben. Welche ihrer Ermittler an dem Fall arbeiteten, wollte die Staatsanwaltschaft geheim halten. Neuer Chef der Duisburger Staatsanwaltschaft, …
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… wurde im Frühjahr 2012 Horst Bien. Mit seinem langjährigen Vorgänger Manfred Claßen, der Ende März in Ruhestand ging, hat Bien sich kurz vor seinem Wechsel nach Duisburg ausgetauscht. Zur Loveparade sagte er: „Wir nehmen dieses Thema ungeheuer ernst und werden uns rechtzeitig zum zweiten Jahrestag mit einer schriftlichen Stellungnahme äußern.“ Sein Vorgänger …
… Karl-Manfred Claßen war zuvor über sein Pensionsalter hinaus im Amt geblieben. Einen entsprechenden Antrag Claßens genehmigte das Justizministerium. Wie es im Oktober 2011 hieß, sollten mit Claßens Verbleib die Ermittlungen um die Katastrophe „kontinuierlich“ zu Ende gebracht werden. Im Oktober 2011 bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass zu den Beschuldigte nun auch der Organisationsleiter der Loveparade zählt.
Uwe Tegtmeyer, Anwalt aus Duisburg. Den Oberbürgermeister seiner Stadt schätzte Tegtmeyer lange als Mann der Tat, als einen „Duisburger Jung“, der viel in Bewegung gebracht hat. Dennoch wagte der Rechtsanwalt einen ungewöhnlichen Schritt: Weil die Staatsanwaltschaft wegen des Loveparade-Unglücks nicht gegen Adolf Sauerland und Lopavent-Chef Rainer Schaller ermittelt, erhob er im Januar 2011 Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde.
Ralf Jäger, wurde neun Tage vor der Loveparade zum Minister für Inneres und Kommunales in der neuen Landesregierung ernannt. Jäger, auch Vorsitzender der SPD Duisburg, machte zwei Tage nach der Loveparade Veranstalter Lopavent für die tödliche Massenpanik verantwortlich. Rainer Schallers Firma habe die Vorgaben seines Sicherheitskonzeptes nicht eingehalten, sagte Jäger. Die eingesetzten Polizeibeamten …
… seien ausschließlich für den nicht abgesperrten Bereich außerhalb des Festgeländes zuständig gewesen. Erst als die Situation „außer Kontrolle“ geraten sei, habe Lopavent die Polizei um Hilfe gebeten. Im Innenausschuss formulierte Jäger nur vorsichtig Polizeikritik: Es sei „unrealistisch“, bei dem „unfassbaren Chaos auf Veranstalterseite einen fehlerfreien Polizeieinsatz zu erwarten“.
Zuvor hatte sich Ralf Jäger verärgert über die „unglaublichen Vorwürfe“ gegen die Polizei gezeigt. Die FDP-Fraktion im Landtag kritisierte den Innenminister (hier neben Dieter Wehe, Generalsinspekteur der nordrhein-westfälischen Polizei) mehrfach, weil Jäger zu wenig zur Aufklärung der Katastrophe getan habe. Eine Zeugin berichtete der Staatsanwaltschaft später, durch die Besuchergruppen in der Stabstelle der Polizei am Tag der Loveparade …
… seien Einsatzleiter Simon und sein Stellvertreter S. in der kritischen Phase nicht ansprechbar gewesen. Auch Innenminister Ralf Jäger zählte zu den Besuchern, um die sich die Einsatzleitung kümmerte.
Das Innenministerium verwies in diesem Zusammenhang auf die Aussage des Ministeriums vor dem Landtag aus dem August 2010. Demnach seien an den Minister bei seinem Besuch des Stabes keine Informationen oder „sonstige Hinweise“ herangetragen worden, „dass sich ein problematischer Einsatzverlauf abzeichnet.“
Michael Schreckenberg, Verkehrsforscher, Inhaber der Professur für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Zu seiner Rolle bei der Beurteilung des Sicherheitskonzeptes für die Loveparade gibt es verschiedene Aussagen: Nach den letzten eigenen Angaben habe er allein am Konzept der „Rückwegung vom Party-Gelände zum Hauptbahnhof“ mitgearbeitet.
Er habe von vornherein vor dem Tunnel als Zugang zum Gelände und zu dem Bahnhof gewarnt. „Man wollte mit mir aber nicht kooperieren.“ Unmittelbar nach der Loveparade hatte Schreckenberg öffentlich gesagt, die Katastrophe sei durch „individuelles Fehlverhalten einiger Besucher“ verursacht worden: „…
… Das Unglück ist nicht passiert, weil es zuvor im Tunnel zu eng und die Masse panisch war, sondern weil einige hinter dem Tunnel versucht haben, schneller auf das Gelände zu gelangen.“ Diese Aussage bedauert er seither. Auch nach der Loveparade ist der Physiker als Experte für die Bewegung von Menschenmassen konsultiert worden – etwa vom Bremer Senat, als mehrere Dutzend Menschen bei einem Fußballspiel verletzt wurden (Foto).
Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung Ruhr.2010. Der ehemalige WDR-Intendant hatte unmittelbar nach der Katastrophe gesagt, dass er nicht an den Planungen der Loveparade beteiligt gewesen sei, er sich aber im moralischen Sinne mitverantwortlich für das Unglück fühle. Kritiker argumentieren, dass Druck auf die Stadt Duisburg ausgeübt worden sei, weil die Loveparade im Kulturhauptstadtjahr unbedingt stattfinden sollte.
Bei der Duisburger Staatsanwaltschaft sind wegen der Loveparade auch Strafanzeigen gegen Pleitgen und die Ruhr.2010 GmbH eingegangen, zu den bislang Beschuldigten gehören die Ruhr.2010-Verantwortlichen aber nicht. Als Geschäftsführer der Kulturhauptstadt hatte Pleitgen noch in der Nacht der Loveparade-Katastrophe den Mut, …
… moralische Verantwortung zu übernehmen. In einem Gastbeitrag für die WAZ zum ersten Jahrestag der Duisburger Loveparade warf Pleitgen den Medien Versagen vor der Loveparade vor. Die „politische Klasse“ in Duisburg kritisierte er für ihr Verhalten nach der Katastrophe.
Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburg Marketing Gesellschaft (DMG). Gerste kämpfte mit Sauerland erfolgreich gegen das drohende Aus des Techno-Spektakels, setzte sich bei Sponsoren und der schwarz-gelben Landesregierung für die Loveparade ein. Als in Duisburg über die Finanzierung der Party gestritten wurde, richtete die DMG ein Unterstützerkonto ein, Verwendungszweck „Stichwort Partylifter“. Unmittelbar nach der Katastrophe reiste …
… DMG-Chef Uwe Gerste in den Urlaub. Dafür hagelte es ebenso viel Kritik wie für seine Aussage kurz vor der Abreise, dass es „für Duisburg zurzeit nichts zu vermarkten“ gebe. Später erklärte Gerste im WAZ-Interview: „Aus heutiger Sicht hätte ich die Reise aber abgesagt.“ Er fühle sich „moralisch so mit verantwortlich, wie es Fritz Pleitgen in einigen Interviews für sich erklärt hat.“
Detlef von Schmeling, zum Zeitpunkt der Loveparade stellvertretender Polizeipräsident in Duisburg. Polizeipräsident Rolf Cebin war im Mai 2010 in den Ruhestand verabschiedet worden. Sein Stellvertreter von Schmeling saß so am 25. Juli 2010 bei der Pressekonferenz im Rathaus neben Adolf Sauerland, Rainer Schaller und Wolfgang Rabe. Damals verteidigte er das Sicherheitskonzept.
Rolf Cebin, war bis Mai 2010 Polizeipräsident in Duisburg. Cebin hatte sich 2009 wegen großer Sicherheitsbedenken gegen Duisburg als Austragungsort der Loveparade ausgesprochen. Die Folge: …
Der Duisburger CDU-Vorsitzende Thomas Mahlberg forderte beim damaligen NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) die Absetzung Cebins. Der ging noch vor der Loveparade in den Ruhestand.
Thomas Mahlberg, seit 1999 Vorsitzender der CDU Duisburg (hier mit Jürgen Rüttgers). Nachdem der damalige Polizeipräsident Rolf Cebin öffentlich Sicherheitsbedenken äußerte, schrieb Mahlberg Innenminister Ingo Wolf (FDP): „Eine Negativberichterstattung in der gesamten Republik ist die Folge. Ich frage Sie, Herr Dr. Wolf, was treibt den Duisburger Polizeipräsidenten zu einer derartigen Handlung? Der neuerliche Eklat veranlasst mich zu der Bitte, …
… Duisburg von einer schweren Bürde zu befreien und den personellen Neuanfang im Polizeipräsidium Duisburg zu wagen. Im Interesse der in Duisburg lebenden Menschen, im Interesse der Polizei.“ Polizeipräsident Cebin ging noch vor der Loveparade in den Ruhestand. Später verteidigte Mahlberg (hier mit Oliver Wittke) seine Kritik. „Natürlich ist es Aufgabe des Polizeipräsidenten, Sicherheitsbedenken anzumelden. Aber doch nicht, wenn der Veranstaltungsort noch gar nicht feststeht.“
Petra Vogt, CDU-Fraktionsvorsitzende im Duisburger Stadtrat: Sie soll Adolf Sauerland nach der Loveparade vom Rücktritt abgehalten haben. Gemeinsam mit Parteichef Thomas Mahlberg beschuldigte sie die Abwahlinitiative der „gemeinsam mit Linken und Sozialdemokraten einhellig vorgetragenen und andauernden Hetze gegen den Loveparade-Bericht“. Die Sauerland-Gegner diffamierten den OB gezielt, so die Duisburger Parteispitze.
Josef Krings, war von 1975 bis 1997 Oberbürgermeister der Stadt Duisburg (SPD). Sagt, dass er OB Adolf Sauerland (CDU) mag. Sauerland habe aber eine Geste zur rechten Zeit verpasst, wie etwa Willy Brandts Kniefall. Das Dilemma, erklärte Krings im September 2010: „Im Rathaus ist die Atmosphäre völlig vergiftet. Das ist inzwischen auch mit einem Rücktritt nicht mehr erledigt.“ Und weiter: „Menschen in Führungspositionen werden oft hofiert. Aber hat Sauerland nicht einen Menschen, der ehrlich zu ihm ist? Für mich ist er traumatisiert, braucht Hilfe.“
Vor dem ersten Jahrestag der Katastrophe mahnte Josef Krings erneut, einen Neuanfang mit Sauerland könne es in Duisburg nicht geben. Dieser werde „aus Mitleid toleriert … Wenn er schon überlegt, ob er einen Termin wahrnehmen kann oder ein Veranstalter damit hadert, ihn einzuladen, dann ist er nicht mehr haltbar.“ So war es Josef Krings, der den Bürgern der Stadt im ersten Jahr nach der Loveparade öffentlich oft eine Stimme gab, zum Beispiel …
… bei der Einweihung des von der Initiative Spendentrauermarsch realisierten Loveparade-Mahnmals. Krings engagierte sich von Beginn an in dem Bündnis, das Vorstandsmitglieder von Pro Duisburg, Lions Club Duisburg-Rhenania, Steinhof Huckingen und Stadtsportverband auf den Weg gebracht hatten. Nachdem Adolf Sauerland im Juli 2011 öffentlich erklärte, er übernehme moralische Verantwortung für die Loveparade, sagte Josef Krings: „Verantwortung übernimmt man nicht, sie gehört zum politischen Amt einfach dazu.“
Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes NRW. Die Politikerin (SPD) wurde kurz vor der Loveparade im Juli 2010 ins Amt gewählt. Am 24. Juli bangte Kraft um ihren Sohn, der die Loveparade besucht hatte. Während ihrer bewegenden Trauerrede in der Salvatorkirche war die Mülheimerin den Tränen nahe. Zur Vorbereitung hatte Kraft bereits Kontakt zu Hinterbliebenen aufgenommen. In der Rede sagte sie den Angehörigen der 21 Todesopfer schnelle und unbürokratische Hilfe zu: „Sie sind nicht allein.“
Auf Wunsch vieler Angehöriger und Verletzter übernahm die Staatskanzlei NRW die Organisation der Gedenkfeier am ersten Jahrestag der Duisburger Loveparade. Kraft selbst schloss in ihre in der MSV-Arena vorgelesenen Fürbitten nicht nur die ein, die geholfen haben, die verletzt wurden und geliebte Menschen verloren haben, sondern auch „alle, die Fehler gemacht haben, dass sie die Kraft finden, diese einzugestehen und um Vergebung zu bitten“. Nach der Trauerfeier beschwerte sich Duisburgs Stadtdirektor Peter Greulich …
… bei der Ministerpräsidentin, die Landesregierung habe die Stadt unter Druck gesetzt. Die Stadtverwaltung hatte der Trauerfeier nach einem Umbau die Genehmigung verweigert. Hannelore Kraft äußerte sich nicht zu den bekannt gewordenen Vorwürfen Greulichs. Als NRW-SPD-Chefin hatte sie vor der Loveparade von der Landesregierung unbürokratische Hilfe gefordert, damit die Loveparade nicht aus finanziellen Gründen platzt. „Die Loveparade ist ein Stück Jugendkultur, die ins Jahr der Kulturhauptstadt gehört. […] Oberstes Ziel für NRW ist: Die Loveparade 2010 gehört ins Ruhrgebiet.“
Jürgen Rüttgers, bis zum 9. Juni 2010 nordrhein-westfälischer Ministerpräsident (CDU). Auch seine schwarz-gelbe Landesregierung soll während des Genehmigungsverfahren Druck auf die Stadt Duisburg ausgeübt haben. Aus einem Besprechungsprotokoll zum ersten Planer-Treffen für die Loveparade vom 2. Oktober 2009 geht hervor, wie sich Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe auf den CDU-Poltiker berief: So habe Rüttgers „in der Vergangenheit bereits eine Aussage getroffen, dass die Loveparade in Duisburg stattfinden sollte“, so Rabe. Eine Absage könne daher „lediglich aus gravierenden Sicherheitsbedenken erfolgen“.
Wolfgang Bosbach, seit 2009 Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags. Als die Duisburger und die nordrhein-westfälische CDU sich zur Verantwortung Adolf Sauerlands ausschwiegen, ergriff der CDU-Innenpolitiker in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ die Initiative. Er legte seinem Parteifreund indirekt den Rücktritt nahe. Die Menschen hätten Anspruch darauf, dass politische Verantwortung übernommen werde. „Ob ich eine Verfügung unterschrieben habe oder nicht, ist völlig zweitrangig“, sagte Bosbach zu Sauerlands Beteuerung, er habe „nichts unterschrieben“.
Jürgen Hagemann, Gründer des Vereins „Massenpanik Selbsthilfe“, danach Vorsitzender des Vereins „Loveparade Selbsthilfe“, in dem sich Ende 2011 die Hinterbliebenen der Todesopfer und „Massenpanik Selbsthilfe“ zusammenschlossen. Den einzigen Selbsthilfeverein für Opfer der Loveparade gründete der Rheinhausener kurz nach der Entlassung seiner Tochter aus dem Krankenhaus. Sie überlebte die Massenpanik schwer verletzt und traumatisiert.
Hagemann gehört zudem zu den Erstunterzeichnern der Petition zum „den Ort des Leidens und der Trauer“ nicht zu zerstören. Er kritisierte die „Geheimniskrämerei“ von Stadt und Krieger Bau bei der Entwicklung der Pläne für die Gedenkstätte. Mehr Transparanz forderte er als Opfer-Vertreter auch von Stadt und Haftpflichtversicherer Axa. Beide hatten eine Vereinbarung zur schnellen Entschädigun der Loveparade-Opfer geschlossen, diese aber nicht offen gelegt.
Lothar Evers, freier Journalist.
Der Kölner will mit seinem Blog „DocuNews“ die Hintergründe der Loveparade-Katastrophe ans Licht bringen. Er fühlt sich dabei den Opfern und den Duisburgern verpflichtet, die beide „ein Recht auf Wahrheit“ hätten. Evers erklärt seine Erkenntnisse auch öffentlich, formulierte seine Kritik an der Stadt Duisburg, der Polizei und an Lopavent etwa in der Doku-Fiction des ZDF, in der die Mainzer die Ereignisse des 24. Juli 2010 rekonstruierten.
Klaus-Peter Mogendorf, verlor seinen Sohn Eike bei der Loveparade. Er brachte die Petition, „den Ort des Leidens und der Trauer“ nicht zu zerstören, gemeinsam mit Jürgen Hagemann und Lothar Evers auf den Weg. Mogendorf setzte sich beherzt für eine Gestaltung der Gedenkstätte im Sinne der Hinterbliebenen ein – und nahm dabei kein Blatt vor den Mund, kritisierte so etwa Duisburgs Stadtdirektor Greulich und die Projektentwickler von Krieger Bau öffentlich: …
… für deren erste Entwürfe und die Nicht-Einbeziehung der Angehörigen und Verletzten. Anfang Oktober, nach gescheiterten Verhandlungen der Hinterbliebenen mit Kurt Krieger, ergriff Mogendorf, selbst Ingenieur, die Initiative: Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber, dem Architekten Klaus-Peter Spannhoff (links), stellte er Pläne für die Gestaltung der Gedenkstätte vor. In dem Gegenentwurf ist unter freiem Himmel mehr Platz für die Trauernden; die Treppe und das Bahnwärterhäuschen bleiben stehen. Krieger Bau lehnte den Vorschlag ab.
Kurt Krieger, Möbelhändler aus Berlin. Seine Unternehmensgruppe (Höffner, Möbel Kraft, Sconto) steht mit 2,1 Milliarden Euro auf Platz zwei des deutschen Möbelhandels (Ikea: 3,48 Milliarden Euro hierzulande). Kriegers Privatvermögen wird auf 500 bis 600 Millionen Euro geschätzt. Er erwarb das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, auf dem die Loveparade veranstaltet wurde, vor der Loveparade im Frühjahr 2010. Kriegers Pläne für das Gelände hatten mit dem von Star-Architekt Norman Foster vorgelegten Masterplan für die „Duisburger Freiheit“ nicht mehr viel gemein.
Anfang 2011 noch stellte der Möbel-Riese Duisburgs Politik vor die Wahl: sein Möbelzentrum Höffner auf dem Loveparade-Gelände – oder die Ostermann-Ansiedlung in Meiderich. Während Duisburgs Stadtdirektor Greulich mit Krieger Bau und Angehörigen der Loveparade-Toten eine einvernehmliche Lösung für die Gedenkstätte am Ort der Massenpanik herbeiführen sollte, kritisierten Opfer mehrfach, sie würden nicht an den Planungen beteiligt. Erste Entwürfe sahen vor, die Reste der Rampe komplett unter der Erde verschwinden zu lassen und den Zugang für die Öffentlichkeit zu beschränken.
Im September 2011 sprach Kurt Krieger selbst mit Loveparade-Opfern über aktualisierte Entwürfe, im Oktober erstmals ohne Vertreter der Stadt. Die Opfer-Vertreter lobten seine Gesprächsbereitschaft. In einem in die Medien gelangten Schreiben an die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche teilte Krieger dann aber mit, dass er am nächsten Treffen nicht teilnehmen werde. Ihn habe das vorige enttäuscht, weil ganz neue Vorschläge zur Debatte gestanden hätten. Zudem hätten ihn die Vorwürfe irritiert, seine Vorschläge seien erpresserisch. Das bestritt Krieger. Ende Januar 2012 nahm er die ins Stocken geratenen Verhandlungen überraschend wieder auf: Krieger sprach doch wieder persönlich mit den Opfern.
Dr. Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland. Seit der Loveparade arbeitet ein 30-köpfiges Team der Notfallseelsorge mit Opfern und Hinterbliebenen zusammen. Rieske leitete mehrere Treffen der Angehörigen und der Verletzten, koordinierte die inhaltliche Gestaltung der Gedenkfeier am ersten Jahrestag. Er moderiert die Beratungen zwischen Stadt, Opfern und Krieger Bau zur Loveparade-Gedenkstätte, zu denen die Beteiligten ein Schweigeabkommen vereinbart haben.
Christian Wulff, vom 30. Juni bis zu seinem Rücktritt im 17. Februar 2012 Bundespräsident (CDU). Das Foto zeigt ihn bei der Trauerfeier in der Salvatorkirche neben (v.l.) Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Wulffs Frau Bettina und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Unmittelbar nach der Katastrophe hatte Wulff OB Sauerland an seine „politische Verantwortung“ erinnert. Als Rücktrittsforderung wollte Wulff dies jedoch nicht verstanden wissen.
Anfang 2011 sagts Adolf Sauerland in einem Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“ zum Thema Rücktrittsforderungen in die Kamera: „Er (Bundespräsident Christian Wulff, d. Red.) hat mir mehrmals geschrieben, dass er mich persönlich nicht angesprochen hat.“ Die Pressestelle des Bundespräsidenten erklärte dagegen: „Einen solchen Brief hat es nicht gegeben.“ Im Dezember 2010 zeichnete Christian Wulff etwa 200 Helfer, …
… die bei der Loveparade im Einsatz waren, im Schloss Bellevue aus. Zu den Geehrten zählte auch Jutta Unruh von der Notfallseelsorge der evangelischen Kirche, die Verletzte und Hinterbliebene seit der Loveparade betreut. Im April 2011 traf sich der Bundespräsident mit Angehörigen von 17 der 21 Todesopfer in Bonn. Bei dem Treffen verfassten die Hinterbliebenen die Petition für den Erhalt des Unglücksortes. Dabei versprach Wulff ihnen, ihr Ansinnen zu unterstützen.
Gerhart Baum, von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister (FDP, hier rechts, mit Michail Gorbatschow und Hans-Dietrich Genscher). Baums Düsseldorfer Kanzlei „Baum, Reiter & Kollegen“ vertritt etwa 80 Loveparade-Opfer und Hinterblieben in einem Sammelverfahren. Baum, der im Falle der abgestürzten Concorde eine außergerichtliche Entschädigung für seine Mandanten herbeiführen konnte, wiederholte öffentlich mehrfach die Forderung, die Schuldfrage von der Frage nach Entschädigungen für Betroffene abzukoppeln.
Baums Partner Julius Reiter (im Bild: Gerhart Baum) nahm auch das Land NRW ins Visier: „Die Polizei sollte endlich aufhören, die Schuld ausschließlich bei anderen Beteiligten zu suchen.“ Alle Beteiligten – Veranstalter, Stadt und Land – trügen eine Mitverantwortung. Nachdem der von Stadt Duisburg und Haftpflichtversicherer vereinbarte „Schadenschnelldienst“ keine großen Summen auszahlte, forderte Reiter
die Offenlegung dieser Vereinbarung: „Es ist unerträglich, dass nun im Zusammenhang mit der Entschädigung wieder etwas hinter dem Rücken der Betroffenen geschieht.“
Arno Eich, Polizist in Duisburg, Geschäftsführer des Kulturzentrums Steinhof, Mitinitiator der „Initiative Spendentrauermarsch“, engagiert sich im „Bürgerkreis Gedenken“ (hier rechts im Bild mit Mitstreiter Karl Janssen, Kulturdezernent). Auf Bitten der Angehörigen der Todesopfer übernahm die Staatskanzlei unter Hannelore Kraft die Planungen für die Gedenkfeier am ersten Jahrestag. Die Staatskanzlei übertrug die Leitung Arno Eich. In einer Erklärung hielt er fest, wie er von der Stadt Duisburg in der Folge gegängelt wurde: …
Genehmigungen seien behindert und blockiert worden. „Es schien so, dass nicht jeder in der Stadt glücklich war, dass das Land die Gedenkveranstaltung ausrichtete.“ Als Eich wegen drohender Sturmböen in Absprache mit Feuerwehr und Polizei am Tag vor der Feier Änderungen im Stadion vornehmen ließ, verweigerte die Stadt die Genehmigung. Eich: „Die zu erwartende Gefährdung der Teilnehmer interessierte offenbar nicht. Stadtdirektor Greulich verwies auf das Genehmigungsverfahren und schien die Staatskanzlei bloßstellen zu wollen.“
Ottilie Scholz, seit 2004 Oberbürgermeisterin in Bochum (SPD). Scholz sagte 2009 nach langem Ringen die Loveparade für Bochum aus Sicherheitsgründen ab – und war die „Buhfrau“ des Ruhrgebiets. „Ich habe nicht im Alleingang entschieden“, erklärte sie damals: „Ich habe mitentschieden. In einer Telefonkonferenz mit Herrn Brauser (Hanns-Ludwig, d. Red.) von der Wirtschaftsmetropole Ruhr und mit dem Veranstalter.“ Lopavent hatte auf einem Zug durch die Innenstadt bestanden.
Thomas Wenner,
war bis Oktober 2009 Polizeipräsident von Bochum.
Wenner war mitverantwortlich für die Absage der in Bochum 2009 geplanten Loveparade. In einem offenen Brief rechtfertigte er die erfolgte Absage gegen Kritik von Seiten der Landesregierung. Wenner wurde gegen seinen Willen von der Landesregierung auf Vorschlag von Innenminister Wolf in den vorzeitigen …
… Ruhestand versetzt. Nach der Loveparade 2010 kündigte Wenner an: „Ich zeige den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, die leitenden Beamten der Stadt und die Veranstalter an.“ Städte wie Duisburg mit ihren engen Bahnhöfen seien für Großveranstaltungen wie die Loveparade nicht geeignet.
Dieter Wehe, Generalsinspekteur der nordrhein-westfälischen Polizei. Er machte kurz nach der Katastrophe Veranstalter Lopavent verantwortlich für die tödliche Massenpanik: Der habe die Eingangsschleusen zwei Stunden zu spät geöffnet, weshalb es zu einem Massenandrang gekommen sei. Der Rückstau auf der Zugangsrampe sei dann entgegen der Zusage nicht aufgelöst worden: „Die vom Veranstalter zugesagten Ordner haben ihre Aufgabe nicht erfüllt.“
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft. Er nahm in den Tagen nach der Loveparade die Stadtspitze ins Visier. Im ZDF sagte er: „Wo kommen wir hin, wenn ein politischer Amtsträger nicht die Verantwortung übernimmt, wenn 21 Menschen gestorben sind.“ Wendt sprach von Schlampigkeit der Behörden: „Die Rolle des Spitzenbeamten in Duisburg gilt es auch zu untersuchen. Spitzenbeamte, die Spitzengehälter bekommen. Diese Herren Dezernenten gehören auch nicht mehr in ihre Positionen.“ Nach der im September 2010 gescheiterten Abwahl Sauerlands appellierte Wendt, …
… die „Hetzjagd“ auf den Adolf Sauerland müsse aufhören. Die CDU forderte er auf, Sauerland eine andere Aufgabe „jenseits der Stadt Duisburg“ zu verschaffen, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Der OB habe zwar politische Fehler gemacht, unmittelbar verantwortlich für Versäumnisse vor der Loveparade-Tragödie seien aber andere. „Es ist höchste Zeit, die Leiter des Bau- und Ordnungsamtes mit Disziplinarverfahren zur Rechenschaft zu ziehen.“ Mehrfach wies Wendt Vorwürfe zurück, wonach die Polizei bei der Loveparade schwerwiegende Fehler gemacht habe.
Rainer Hagenacker, Vorsitzender des Personalrates Innere Verwaltung bei der Stadt Duisburg. Der Sozialarbeiter spricht für 6000 Beschäftigte und forderte Adolf Sauerland mehrfach zum Rücktritt auf. Etwa bei der Personalversammlung im Dezember 2010, bei der Sauerland ausgepfiffen wurde. Der Sauerland-Satz „Ich habe doch nichts unterschrieben“ werde in der Verwaltung als Abwälzen der Verantwortung verstanden, so Hagenacker. Für die Bediensteten wäre es eine Entlastung, wenn auf oberster Ebene jemand die Verantwortung trägt – und sei es als Sündenbock, erklärte Hagenacker im Juli 2011.
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Stephan Eickershoff
Herbert Mettler, SPD-Fraktionschef im Duisburger Stadtrat. „Wir halten diese Loveparade für absolut entbehrlich”, erklärte er Ende 2009. „Der kostspielige Aufwand, der für die Sicherheit der vielen entfesselten Teilnehmer betrieben werden müsste, bringt die Stadt in Zwänge, die völlig unnötig sind.” Seine Fraktion setzte durch, dass kein Geld der hoch verschuldeten Stadt oder städtischer Gesellschaften in die Loveparade fließen sollte. „Es sieht so aus, als würden nur die Kleinen gejagt“, kommentierte Mettler den Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft. 2011 warf er Sauerland Führungsversagen und die Spaltung der Stadt vor.
Horst Engel, seit 2000 innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Der Polizeihauptkommissar meldete sich als Kritiker immer wieder zur Aufarbeitung der Loveparade zu Wort. Direkt nach der Katastrophe nannte er Adolf Sauerland den „Untoten in der Stadtverwaltung in Duisburg“. Allerdings trage auch die Landesregierung eine Mitschuld daran, dass die Sicherheitskonzepte nicht gegriffen haben. Engel warf Innenminister Ralf Jäger (SPD) vor, vor der Loveparade in einer Pressemitteilung bekanntgegeben zu haben, dass die Sicherheitskräfte in der Lage seien, …
… „schnell zu helfen und den bestmöglichen Schutz für die Menschen zu gewährleisten“. Horst Engel rügte Innenminister Jäger (SPD) im Mai 2011 im Düsseldorfer Landtag: Jäger habe „eiskalt getäuscht“. Aussagen des Ministers zum Polizeieinsatz hätten sich nachweislich als unvollständig oder falsch erwiesen. Dreimal lehnte die Mehrheit im Landtag einen von FDP und Linken geforderten Untersuchungsausschuss ab. Im September 2009 reichte die FDP im Landtag 1600 Fragen zu den Hintergründen der Loveparade-Katastrophe als Große Anfrage an die Landesregierung ein.
Rolf Karling, Gründer des Selbsthilfevereins „Bürger für Bürger Duisburg“, machte als „Ketchup-Attentäter“ bundesweit Schlagzeilen. Am 10. November 2010 ging Karling bei der Neueröffnung eines Marktplatzes in Duisburg-Rheinhausen mit einer Ketchup-Flasche auf Oberbürgermeister Adolf Sauerland los. Er stürmte vor die Bühne und spritzte Sauerland von oben bis unten mit Tomatensoße voll. Karling sagte: „Ich wollte dem OB zeigen, dass im Leben etwas passieren kann, …
… womit man nicht rechnet. Ich habe es als die einzige Möglichkeit gesehen, ihn in seinem Gefühl zu treffen.“ Er selbst bezeichnete sich als „gewaltfreien Menschen“, darum habe er auch keine Eier oder Farbbeutel verwendet, die Sauerland hätten verletzen können. Sauerland verzichtete auf eine Anzeige. Zwei Wochen später, wieder weihte der OB einen Platz ein, schaute Karling wieder zu. Eine erneute Attacke des „Ketchup-Spritzers“ bekam das halbe Dutzend Kamerateams jedoch nicht zu filmen.
Heiligabend 2010 errichtete Karling auf der Loveparade-Rampe mit Helfern eine provisorische Gedenkstätte, stellte 21 Kreuze auf. Später berichtete er, sein Vermieter, die katholische Gemeinde Christus-König, habe ihm die Wohnung gekündigt. Im Mai 2011 verurteilte ihn das Amtsgericht zur Zahlung einer 1000-Euro-Strafe, weil er ehemalige Mitstreiter als „käufliche Hure“ beziehungsweise „alkoholkranken Streetworker“ beschimpft hatte. Kurz darauf trat er als Vorsitzender des Vereins „Bürger für Bürger Duisburg“ zurück, um den Verein „aus der Schusslinie“ zu nehmen.
Matthias Roeingh alias Dr. Motte, Erfinder und Gründer der Loveparade. Seit dem Ende der Berliner Parade und der Übernahme des Spektakels durch Rainer Schallers Firma McFit kritisierte er die Veranstaltungen im Ruhrgebiet und Schallers Profitstreben. Noch am Abend der Katastrophe von Duisburg sagte Schallers Erzfeind: „Die Veranstalter sind schuld.“ Am 1. August besuchte er die Unglücksstelle, brach vor Fotografen in Tränen aus und kniete nieder. Auf einer Pressekonferenz im November 2010 kündigte Dr. Motte an, …
… mit der neu gegründeten „L.O.V.E.“-Stiftung mindestens zehn Millionen Euro Spenden für die Loveparade-Opfer sammeln zu wollen. Allerdings kam für die Betroffenen gar kein Geld zusammen. Auf Nachfrage erklärte Dr. Motte dies im Juli 2011 so: „Jemand, der sich um Geld kümmern wollte, hat uns im Stich gelassen.“ Die Stiftung sei ihm zwar wichtig, er selbst aber könne sich „nicht kümmern.“ Kritiker sahen ihre Vermutungen bestätigt sehen: Viele hatten befürchtet, Matthias Roeingh wolle sich mit seinem Engagement vor allem wieder selbst ins Gespräch bringen.
Es sollte ein Fest der Freude und Liebe werden. Doch die Loveparade 2010 am 24. Juli 2010 in Duisburg endete …
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… in einer Katastrophe. 21 Menschen verloren bei einer Massenpanik am Eingang zum Veranstaltungsgelände ihr Leben.
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Mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Über viele Jahre …
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… hatte sich eine Welle des Drucks über Duisburg aufgebaut. Die Entscheider ignorierten jedoch alle Risiken angesichts des drohenden Imageschadens im Kulturhauptstadtjahr. Widerstände im Rathaus wurden niedergebügelt.
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Auch kritische Nachfragen von DerWesten nach dem Fassungsvermögen des Geländes und den Zuwegen wurden von Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe als übertrieben abgetan.
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Das ist die Chronik der Ereignisse am Tag der Tragödie, …
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… der nachfolgenden Schuldzuweisungen der Organisatoren, …
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… der zahlreichen Recherchen und vorläufigen Ermittlungen …
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Unsere Foto-Zeitleiste beschreibt darüber hinaus, was von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bekannt wurde und wie die Katastrophe bis heute Angehörige, Betroffene, Beteiligte und die Duisburger beschäftigt.
24. Juli 2010: Die Loveparade sollte eine friedliche und fröhliche Party werden. Doch aus dem Techno-Spektakel wurde in Duisburg ein Alptraum:
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Schon früh am Mittag waren die Straßen vom Hauptbahnhof durch die Stadt bis zum Festivalgelände auf dem ehemaligen Güterbahnhof völlig überlaufen. Die Friedrich-Wilhelm-Straße war ein Menschenmeer. Viele Techno-Fans …
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… schafften es erst gar nicht auf das Gelände. Während die Floats …
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… mit lauter elektronischer Musik für Stimmung sorgten, strömten viele Besucher …
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… zur großen Bühne, wo um 17 Uhr die Abschluss-Kundgebung mit Stars wie Tiesto und WestBam beginnen sollte. Zur gleichen Zeit kommt es an anderer Stelle zur Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten. Das Gedränge auf den Zuwegen wurde so groß, …
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…, dass sich die Massen in den Tunneln auf der Karl-Lehr-Straße massiv stauten und der Zuschauerstrom auch über die Rampe – der einzige Zugang zum Gelände – nicht mehr abfließen konnte. Die Folge:
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Gegen 17 Uhr kommt es auf der Rampe zu einer Massenpanik. Verzweifelt versuchen die Loveparade-Besucher über Masten, …
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… Container, …
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… Treppen oder …
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… durch das Umwerfen von Absperrgittern …
… aus der Menge zu flüchten. An Böschungen klettern sie genauso hoch wie …
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… am Rand der Rampe, wo einige Polizisten …
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… die erschöpften Besucher entgegennehmen und …
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… Erste Hilfe leisten. Währenddessen bereiten sich die Verantwortlichen …
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Peter Malzbender
… um 17.15 Uhr auf eine Pressekonferenz zur Loveparade vor. Darunter ist neben …
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… Loveparade-Geschäftsführer Rainer Schaller auch …
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… Fernsehmoderator Oliver Pocher, der sich mit Ehefrau Sandy auf dem Loveparade-Gelände befand. Zufrieden …
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… erklären die Organisatoren um Rainer Schaller, dass sie über den gesamten Tag verteilt mit 1,4 Millionen Besucher rechnen. Währenddessen wird das Gelände …
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… an verschiedenen Stellen wie hier an der Düsseldorfer Straße weiträumig geschlossen. Die Polizei teilt unter anderem über Lautsprecher mit, …
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… dass die Besucher wieder zurück in Richtung Hauptbahnhof gehen sollen. Dann kommt die Katastrophen-Nachricht:
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Die Polizei teilt mit: „Im Verlauf einer Massen-Panik im Tunnel der Karl-Lehr-Straße sind nach bisherigen Erkenntnissen offenbar zehn Personen getötet, zehn Personen reanimiert und etwa 15 Personen verletzt worden.“
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… wird auf dem übrigen Gelände fröhlich weiter gefeiert. Der Krisenstab hatte beschlossen, die Veranstaltung nicht zu beenden, um eine weitere Panik zu verhindern. Auf einer Pressekonferenz um 19.45 Uhr …
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… erläutert Polizeisprecher Ramon van der Maat (links), dass der Zustrom in den Karl-Lehr-Tunnel immer wieder unterbrochen worden sei. Zudem dementiert …
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… Duisburgs Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe (2.v.l.) Berichte von einer Panik im Tunnel: „Wir können nicht bestätigen, dass die Engpässe zu Panik geführt haben…
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… Die Todesopfer haben Absperrungen überklettert.“ Der Sicherheitsdezernent betont, dass die Engpässe offenbar durch Besucher ausgelöst wurden, die sich beim Zugang zum Veranstaltungsgelände vordrängeln wollten.
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Dabei sei eine Gruppe von mehreren Personen im Bereich des Tunnelaufgangs über eine Absperrung geklettert und abgestürzt.
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Peter Malzbender
Dadurch sei dann wohl eine „Kettenreaktion“ ausgelöst worden. Ein Sprecher der Stadtverwaltung weist in der Pressekonferenz den Vorwurf zurück, …
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Peter Malzbender
… das Gelände sei für die Veranstaltung zu klein gewesen. Es sei ausreichend Platz für die Besucher gewesen.
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Neben dem Haupteingang sei noch ein Nebeneingang geöffnet worden, als der Andrang zu groß wurde. Bereits kurz nachdem das Ausmaß der Tragödie klar wird, …
… meldet sich der Erfinder der Loveparade, Dr. Motte, zu Wort: Er wirft den Organisatoren einen schweren Management-Fehler vor: „Die Veranstalter sind schuld.“ Es sei ein Skandal, die Menschen nur durch einen einzigen Zugang auf das Gelände am alten Güterbahnhof zu lassen:
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„Da ging es doch nur ums Geldmachen. Die Veranstalter haben nicht das geringste Verantwortungsgefühl für die Menschen gezeigt“, so Dr. Motte. Gegen 21.55 Uhr erklärt Oberbürgermeister Sauerland, …
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… die Stadt habe „im Vorfeld mit dem Veranstalter und allen beteiligten Partnern ein stichhaltiges Sicherheitskonzept ausgearbeitet“. Aus seiner Sicht ist die Ursache für die Tragödie …
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ddp
… nicht in einem mangelhaften Sicherheitskonzept zu suchen, sondern höchstwahrscheinlich auf „individuelle Schwächen“ zurückzuführen.
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Wenig später erklärt Sicherheitsdezernet Rabe die späteren Opfer seien offenbar …
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… an einer Tunnelwand hochgeklettert und abgestürzt. Nach Angaben der Polizei wurden im Bereich des Tunnels „Menschen überrannt“. Mittlerweile wird das Aumaß der Tragödie deutlich:
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Alle verfügbaren Einsatzkräfte werden alarmiert, …
… die ersten Krankenwagen rollen auf das Veranstaltungsgelände. Die Helfer finden …
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… einen Ort des Grauens vor …,
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… überall liegen Verletzte und Tote, …
… viele, die sich retten konnten, sind traumatisiert.
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Verzweifelt versuchen sich Polizei und …
… Security einen Überblick im Chaos zu verschaffen.
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Sie sehen umgestürzte Zäune, …
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… liegen gebliebene Kleidung und Rucksäcke …
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… und treffen auf Besucher, die ihre Freunde und Verwandten suchen.
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Auf der Autobahn 59 richten die Hilfskräfte…
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… ein Not-Lazarett ein. Hier werden …
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… die Verletzten versorgt, bevor sie …
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… in die umliegenden Krankenhäuser transportiert werden. Die Bilanz ist erschütternd:
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21 Menschen verlieren bei der Tragödie ihr Leben oder sterben später an den Folgen. Mehrere hundert Besucher …
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… werden bei der Massenpanik verletzt. Während langsam …
… der Schock der Trauer weicht, verteidigt am Abend Panikforscher …
… Michael Schreckenberg das Sicherheitskonzept, an dem er selbst beteiligt war. Der Tunnel, in dem es zur Massenpanik gekommen war, sei groß genug ausgelegt gewesen, sagt Schreckenberg im WDR-Fernsehen. Nach seinen Aussagen waren im Vorfeld der Loveparade…
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… viele mögliche Notfälle durchgespielt worden. „Es gibt aber immer Menschen, die sich nicht an die Spielregeln halten…
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… Im Sicherheitsplan war nicht vorgesehen, dass Menschen von oben herunterfallen.“ Der Vorsitzende der Ruhr.2010-Geschäftsführung, Fritz Pleitgen, sagt am Sonntagmorgen, 25. Juli, im ZDF, …
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… er fühle sich im moralischen Sinne mitverantwortlich für das Unglück. Die diesjährige Loveparade ist ein Projekt im Kulturhauptstadt-Jahr. NRW-Ministerpräsidentin …
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… Hannelore Kraft sagt: „Tatsache ist, es gab ein Nadelöhr.“ Was genau passiert sei, müsse nun untersucht werden. Die Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund (DPolG) erhebt indes schwere Vorwürfe:
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Polizei, Feuerwehr und alle mit der Planung befassten Sicherheitskräfte hätten zuvor stets ihre Vorbehalte geäußert. Die Veranstalter hätten aber Druck ausgeübt. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft haben am Morgen …
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… die Planungsunterlagen der Techno-Party beschlagnahmt. Stauforscher Michael Schreckenberg sieht Anzeichen für Versäumnisse bei der Umsetzung des Sicherheitskonzeptes:
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Nach Angaben von Schreckenberg war der Tunnel auf einen Durchlass von bis zu 20.000 Gästen pro Stunde ausgelegt. Die Organisatoren hatten laut Polizei für das Gelände zwischen 300.000 und 350.000 Besucher angesetzt, …
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… dann aber hatten die Veranstalter von mehr als einer Million Besuchern gesprochen. Polizei und Feuerwehr haben offenbar Monate vor der Loveparade in Duisburg massive Vorbehalte gegen das Sicherheitskonzept geäußert. Der Direktor der Duisburger Berufsfeuerwehr …
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…. soll Oberbürgermeister Sauerland im Oktober 2009 schriftlich davor gewarnt haben, die Veranstaltung auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs stattfinden zu lassen. Ein internes Verwaltungsdokument zeigt Mängel beim Sicherheitskonzept für die Loveparade:
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Demnach war das Festgelände für maximal 250.000 Menschen freigegeben. Die Veranstalter rechneten aber mit deutlich mehr als einer Million Teilnehmern. Der Sachbearbeiter der Unteren Bauaufsicht habe die Organisatoren von der Vorschrift befreit, …
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… die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Gleichzeitig hätten die Beamten auf Feuerwehrpläne verzichtet. Zu einer peinlichen Farce wird an dem Sonntag die Pressekonferenz der Organisatoren:
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Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland und sein Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe weisen in der Pressekonferenz wie schon am Vortag jede Verantwortung von sich.
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Kurz nach der Tragödie schoben sie die Schuld auf „individuelle Schwächen“, am Sicherheitskonzept habe es jedenfalls nicht gelegen. Ansonsten haben sie auch jetzt wenig mitzuteilen – außer, dass dies die letzte Loveparade war. Für viele Beobachter ist das eine Verhöhnung der Opfer.
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Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt, nicht gegen konkrete Personen, teilt ein Sprecher mit. Zunächst müssten Fotos und Videos ausgewertet sowie Zeugen gehört werden. Wann dies abgeschlossen sei, sei noch nicht abzusehen.
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Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) schließt am Montag, 26. Juli 2010, seinen Rücktritt nicht aus. „Gestern und auch heute ist die Frage nach Verantwortung gestellt worden, auch nach meiner persönlichen. Ich werde mich dieser Frage stellen, das steht außer Frage.“
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Ein alternatives Sicherheitskonzept für die Loveparade ist offenbar auch aus Kostengründen verworfen worden. Berichten zufolge hatten sich Polizei und Feuerwehr dafür eingesetzt, …
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… die Raver großflächiger auf das Veranstaltungsgelände anreisen zu lassen und bauliche Engpässe unbedingt zu vermeiden. Dieses Konzept sei wegen des weitaus größeren Personalaufwands von der Stadtverwaltung abgelehnt worden. Derweil mehren sich …
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… die Rücktrittsforderungen gegenüber Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Der behauptet, er habe keinerlei Kenntnis von Sicherheitsbedenken bei der Veranstaltung gehabt. Aus Polizeikreisen wird am 27. Juli betont, dass …
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… in mehreren Workshops und Besprechungen Bedenken geäußert worden seien. Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, fordert den Rücktritt der Verantwortlichen. Uhl sagt, „politische und persönliche Konsequenzen“ seien unausweichlich.
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Die Verantwortlichen müssten dafür geradestehen, dass die Sicherheitsstandards für die Loveparade sträflich unterlaufen worden seien, so Uhl. Ordner und Polizei waren laut einem Augenzeugenbericht mit der Situation völlig überfordert:
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„Alle warteten auf Befehle, aber es kamen keine“, sagt ein Security-Mitarbeiter, der einer von 1080 Ordnern bei der Veranstaltung war, laut einem Medienbericht:
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„Irgendwann lagen dann überall Leichen. Die Notausgänge oberhalb der Rampe wurden erst durch die Polizei geöffnet, als es schon zu spät war.“ Fast stündlich kommen neue Details zu Fehlern im Vorfeld ans Licht:
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Die Genehmigung der Stadt Duisburg für die Loveparade beruhte auf Vorgaben für Besucherzahlen, die in krassem Gegensatz zu den Erwartungen interner Planungsrunden standen.
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Die Bauaufsicht hatte die für das Partygelände zulässige Personenzahl entsprechend des Brandschutzkonzeptes und einer Evakuierungsanalyse auf 250.000 Menschen begrenzt.
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Dagegen rechneten die Planungsfachleute im Arbeitskreis Verkehr mit 700.000 bis 750.000 Besuchern. Nach Angaben der Verantwortlichen wurde in dem Expertenkreis…
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… sogar die Anreise von einer Million Besucher für möglich gehalten. Der Geschäftsführer der Loveparade Rainer Schaller schweigt weitestgehend zu den Vorwürfen der Fehlplanung.
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Zur Aufklärung des Unglücks hat die zuständige Kölner Polizei eine Ermittlungskommission eingesetzt.
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Die 20 Todesopfer des Unglücks während der Duisburger Loveparade sind ausnahmslos an Brustquetschungen gestorben.
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Dies ergab die Obduktion der Getöteten, wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mitteilt. Entgegen ersten Annahmen sei bei der Massenpanik keines der Opfer durch einen Sturz …
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… von einem Treppenaufgang ums Leben gekommen.
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Nach Einschätzung der nordrhein-westfälischen Landesregierung hat der Veranstalter der Loveparade weniger eigene Ordnungskräfte eingesetzt als angekündigt. Innenminister Ralf Jäger (SPD) berichtet dem Kabinett, …
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… der Veranstalter habe in seinem Sicherheitskonzept 150 Ordner für den Bereich der Rampe und der Zugangstunnel versprochen. Tatsächlich seien dann aber offenbar viel weniger eingesetzt worden. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland denkt trotz des zunehmenden Drucks …
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… weiterhin nicht an Rücktritt. Wenn er für die Tragödie die Verantwortung übernähme, würde er für den Rest seines Lebens für 20 Todesopfer verantwortlich gemacht.
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Wenn er sich so verhalten würde, wäre das wie ein Eingeständnis, den Tod der (zu diesem Zeitpunkt) 20 Menschen verursacht zu haben:
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„Ich muss das durchhalten“, sagt Sauerland.
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Als er in der Nähe des Loveparade-Geländes gesehen wird, wird er von Trauernden mit lauten Buh-Rufen empfangen. Für den 55-Jährigen gebürtigen Duisburger ist es auch die schwerste Krise seiner fast 30-jährigen kommunalpolitischen Laufbahn.
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Ob er sie übersteht, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Der Organisator der Loveparade, Rainer Schaller, weist Vorwürfe zurück, die Sicherheit bei dem Event in Duisburg vernachlässigt zu haben:
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Die Genehmigung sei erteilt worden. „Ohne diesen offiziellen Stempel hätten wir die Loveparade niemals stattfinden lassen“, sagt der Geschäftsführer des Loveparade-Veranstalters Lopavent. Er habe auch niemanden unter Druck gesetzt, fügt Schaller hinzu. Vier Tage …
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In der Nacht zu Mittwoch ist noch eine 25-jährige Frau aus Heiligenhaus (Kreis Mettmann) gestorben, sagt ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft.
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Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger macht den Veranstalter der Loveparade, Rainer Schaller, für die Massenpanik am Samstag verantwortlich:
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Lopavent habe die Vorgaben seines Sicherheitskonzeptes nicht eingehalten, sagte Jäger. Die bei der Loveparade eingesetzten Polizeibeamten seien ausschließlich für den nicht abgesperrten Bereich außerhalb des Festgeländes zuständig gewesen.
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Erst als die Situation „außer Kontrolle“ geraten sei, habe der Veranstalter der Loveparade die Polizei in Duisburg um Hilfe gebeten. Die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) legt Oberbürgermeister Sauerland indirekt den Rücktritt nahe:
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„Der Duisburger Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in der Stadtspitze werden sich letztlich der politischen Verantwortung stellen müssen“, sagt Kraft nach Medienberichten. Oberbürgermeister Sauerland hat die Angehörigen der Loveparade-Opfer …
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… für Fehlinformationen am Unglückstag um Entschuldigung gebeten. Er bezieht sich damit auf die Information, nach der Opfer bei der Flucht vor der Massenpanik zu Tode gestürzt seien:
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„Diese Aussage war definitiv falsch, und ich entschuldige mich für diese Aussage bei allen, vor allem bei den Angehörigen der Opfer“, sagt Sauerland. Eine Mitschuld …
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… für den tödlichen Ausgang der Loveparade weist er weiter von sich: Er habe „keine einzige Genehmigung“ für die Veranstaltung unterschrieben, sagt Sauerland. Die Zeit der Trauerns …
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… hat für viele Duisburger bereits begonnen.
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Zahlreiche Menschen legen am Ort der Loveparade-Tragödie Blumen und Kränze an der Wand nieder, an der die Opfer starben.
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Gebete und Gedichte liegen neben Fotos und Stofftieren; Not-Seelsorger stehen zu Gesprächen bereit, …
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… und an vielen Stellen sprechen die Menschen über das Geschehen. In einem Kondolenzbuch können sich Bürger unter der Brücke eintragen. Andere machen ihrem Unmut vor dem Rathaus Luft:
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Am Donnerstag 29. Juli findet am Rathaus in Duisburg eine Demonstration statt.
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Hunderte Menschen kommen, um zu trauern und …
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… um den Rücktritt von OB Sauerland zu fordern.
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Die Wut wächst in der Bevölkerung, weil …
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… sich die Organisatoren gegenseitig die Schuld für das Desaster in die Schuhe schieben wollen. Ein Teilnehmer …
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… trägt zum Beispiel ein Schild mit der Aufschrift: „Es ist eine Schande für Duisburg – Geldgier vor Sicherheit! Ekelhaft“. Andere fordern …
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… den Boykott der Fitness-Studiokette McFit von Rainer Schaller. Verkraftet haben einige Loveparade-Besucher die Katastrophe auch Tage danach noch nicht: …
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Yvonne Schroeder (links) und Dominique Pavone waren auf der Loveparade. Die junge Frau bricht während der Demonstration …
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… in Tränen aus. Auch an der Unglücksstelle trauern täglich Hunderte Menschen …
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… um die Opfer am Tunnel an der Karl-Lehr-Straße. Der Tunnel ist noch immer für den Autoverkehr gesperrt. Derweil kommt am 29. Juli ein weiterer Skandal ans Licht:
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Die veröffentlichten Zahlen der Loveparade-Teilnehmer im Ruhrgebiet sind nach Recherchen der WAZ-Mediengruppe von Beginn an gefälscht worden.
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So hieß es, in Essen seien vor drei Jahren 1,2 Millionen Menschen auf dem Techno-Event gewesen. Nach Dortmund sollen vor zwei Jahren 1,6 Millionen gekommen sein, in Duisburg war von 1,4 Millionen Menschen die Rede. Keine dieser Zahlen ist korrekt, …
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… alle sind maßlos übertrieben, wie aus einem „streng vertraulichen“ Dokument des Loveparade-Veranstalters Lopavent hervorgeht. Wie es in dem Papier weiter heißt, wird zur Ermittlung der „öffentlichen Besucherzahl“ die Zahl der tatsächlich erwarteten Besucher verdreifacht.
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Rund 1000 Fußballfans demonstrieren Geschlossenheit bei einem Trauermarsch von der Unglücksstelle zum Duisburger Stadion – in Gedenken an die Opfer der Loveparade. Die Gewerkschaft Verdi fordert OB Adolf Sauerland auf, …
… doch die Stadtspitze sei abgetaucht und stelle sich nicht schützend vor die Belegschaft.
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Selbst Morddrohungen habe es gegeben. An einem Zaun vor einem Nebenaufgang zum damaligen Veranstaltungsgelände hängen zu dem Zeitpunkt Fotos von Wolfgang Rabe und OB Adolf Sauerland, auf denen ihnen fehlende Verantwortung vorgeworfen wird. Aus Erzählungen von Beteiligten …
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… werden immer mehr schockierende Details über das Unglück bekannt: Alexander Buchholz aus Hamm geriet in die Menge am Tunnelausgang zum Gelände des Güterbahnhofgeländes als es dort zur Panik kam.
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Er erlebte das massive Gedränge an der „Todes-Treppe“, leistete Erste Hilfe und versuchte einen Loveparade-Besucher vergebens zu reanimieren. Eine große Trauerfeier soll helfen, …
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… den Schmerz zu verarbeiten. Sie findet am Samstag, 31. Juli 2010, in der Salvatorkirche in Duisburg statt.
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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, links), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, 2.v.l.), Bundespräsident Christian Wulff und dessen Frau Bettina sowie NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD, rechts) sind gekommen.
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Hannelore Kraft (SPD) hält bei dem Trauergottesdienst eine bewegende Rede …
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… für die Opfer der Massenpanik.
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Am gleichen Tag findet in der MSV-Arena und auf dem Vorplatz ein Trauergottesdienst zum Gedenken an die 21 Opfer statt.
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Doch nur etwa 2500 Menschen sind gekommen.
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Viele Menschen ziehen bei einem Trauermarsch durch Duisburg.
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Sie erinnern an die Tragödie, …
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… bei der nicht nur deutsche Loveparade-Besucher ums Leben kamen, sondern auch …
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… Gäste aus Spanien und …
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… Italien.
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Bundespräsident Christian Wulff (rechts) spricht am 31. Juli auch mit Helfern des Deutschen Roten Kreuzes, die bei der Katastrophe enormen physischen als auch psychischen Belastungen ausgesetzt waren.
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Am Sonntag, 1. August, gibt es einen Spendentrauermarsch durch Duisburg für eine Gedenktafel. Er führt von der MSV-Arena zur Unglücksstelle der Loveparade, wo ein Trauerkranz niedergelegt wird.
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Der Erfinder der Loveparade, „Dr. Motte“ besucht am 1. August die Unglücksstelle. Dabei legt er sich …
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… auf den Boden und …
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… bricht in Tränen aus.
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Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland wird entgegen aller Forderungen nicht sofort zurücktreten.
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Vielmehr wolle er sich im Rat der Stadt einem Abwahl-Verfahren stellen, gibt er am am 2. August in einer schriftlichen Stellungnahme bekannt.
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Die Landesregierung hat eine Million Euro als Soforthilfe für die Opfer der Loveparade freigegeben. Damit sollen die am schwersten betroffenen Opfer der Katastrophe unterstützt werden.
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Die Aufarbeitung der Loveparade-Tragödie stockt: Die Stadt Duisburg beschuldigt Veranstalter und Polizei, die Polizei dagegen Veranstalter und die Stadt.
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Eine Sitzung des Innenausschusses im Landtag endet am 4. August mit gegenseitigen Vorwürfen.
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Derweil fordert Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings (83) im DerWesten-Gastkommentar OB Sauerland auf, als Konsequenz des Loveparade-Dramas zurückzutreten.
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Am 6. August geht der Loveparade-Veranstalter Lopavent GmbH in die Offensive und weist Vorwürfe zurück, seine Ordnungskräfte bei der Veranstaltung nicht wie vereinbart mit Funkgeräten ausgestattet zu haben. Darüber hinaus habe Lopavent …
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… im Einlassbereich am Tunnel in der Karl-Lehr-Straße mehr Ordner eingesetzt als im Planungskonzept vorgeschrieben. „Im genehmigten Planungskonzept waren „ca. 100 Ordner“ vorgesehen. „Am 24.7.2010 waren jedoch 148 Ordner im Einlassbereich im Einsatz“, so Lopavent.
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Derweil wird die Loveparade zum Geschäft bei Ebay: Dort sind Devotionalien der Loveparade-Katastrophe zu finden: Security-Shirts, Pfandmarken, sogar ein „Kondolenz-Service“ wird angeboten. Manches wird angepriesen „als ewiges Andenken“ an die Toten.
Im Duisburger Rathaus fliegen am 7. August die Giftpfeile: Baudezernent Jürgen Dressler schießt nach der Loveparade-Katastrophe gegen Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Er wirft ihm unter anderem „untaugliches Krisenmanagement“ vor.
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„Rund 200 Anzeigen gegen alle Beteiligten – also Stadt, Polizei und Veranstalter Schaller – sind nach der Loveparade-Katastrophe inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Duisburg eingegangen“, sagt Oberstaatsanwalt Ralf Haferkamp am 9. August.
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Drei Wochen nach der Loveparade-Katastrophe, bei der 21 Menschen starben, spricht der Duisburger CDU-Oberbürgermeister Sauerland – vor allem über sich selbst:
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Einen Rücktritt lehnt er nach wie vor ab, eine persönliche Schuld sieht er nicht. „Ein Getriebener“, so nennt er sich. Er, der Morddrohungen erhalte und seine Familie in Sicherheit bringen musste.
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Er, der mit aller Kraft an der Aufklärung mitwirken, bis dahin aber im Amt bleiben wolle. Er, der jeden Abend vor dem Einschlafen über seine moralische Verantwortung grüble. Dann kommt das nächste Unheil auf ihn zu:
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In einem TV-Interview sagt Sauerland, er habe die Namen der Loveparade-Opfer nicht gekannt. Doch das Standesamt hatte die Namen für die Sterbeurkunden. Dessen Chef wiederum ist – Adolf Sauerland.
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Am Donnerstag, 19. August, möchte Kornelia Hendrix aus Oberhausen am Burgplatz etwa 3200 Unterschriften, die sie zum Verbleib einer Gedenkstätte an der Rampe im Tunnel gesammelt hat, an Vertreter der Stadt Duisburg überreichen.
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Am gleichen Tag werden Kondolenzbücher aus dem Rathaus und dem Tunnel an der Karl-Lehr-Straße an die Stadt übergeben. Die Bücher werden ab sofort im Duisburger Stadtarchiv aufbewahrt.
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Einen Tag später übergeben Werner Hüsken (rechts) und Peter Heß (Mitte) an Peter Greulich von der Stadt (links) Listen mit 10.000 Unterschriften der Duisburger Bürger mit der Rücktrittsforderung an OB Sauerland.
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Am 27. August setzen SPD, Linke und FDP mit einem Antrag an den Stadtrat Duisburg das formelle Abwahlverfahren von Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) in Gang. Gleichzeitig erklärt Stadtdirektor Peter Greulich den Einwohnerantrag für unzulässig.
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Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller veröffentlicht am 31. August Filmaufnahmen von Überwachungskameras im Internet. Zur Aufklärung tragen sie nur wenig bei.
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Die Stadt Duisburg hat sich nichts vorzuwerfen – so lässt sich der städtische Abschlussbericht zur Loveparade-Katastrophe zusammenfassen, den Vertreter der Stadtverwaltung und der beauftragten Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek aus Düsseldorf am 1. September vorstellen.
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Die Überwachungsfilme sind seit Wochen im Umlauf, nachdem sie von Schallers Büro in Medien lanciert wurden. Sie verraten nichts über die Befehlsketten und das Hilfeersuchen des Veranstalters an die Polizei.
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In Besprechungen kurz vor der Loveparade seien keine Bedenken mehr geäußert worden, heißt in dem Bericht weiter.
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Dagegen belastet wiederum ein neues Gutachten zum Unglück bei der Loveparade die Stadt Duisburg:
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Demnach sei sie allein für die Sicherheit verantwortlich gewesen sein, so das Landesinnenministerium um Minister Jäger.
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In seiner Sondersitzung zur Loveparade fordert am 6. September die Mehrheit des Duisburger Stadtrates OB Adolf Sauerland zum Rücktritt auf. Auch Angehörige von Opfern betonen, Sauerland müsse die politische Verantwortung übernehmen.
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Josef Krings, ehemaliger OB von Duisburg, fordert Hilfe für seinen Nachfolger Sauerland. Der amtierende OB sei traumatisiert, die Atmosphäre im Rathaus vergiftet. Auch ein Rücktritt könne die Probleme nicht mehr beheben.
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In Duisburg wird es kein Abwahlverfahren gegen Oberbürgermeister Adolf Sauerland geben. Das entscheidet am Montag, 13. September, der Stadtrat. Die nötige Zweidrittelmehrheit (50 Stimmen) für das Abwahlverfahren kam wie erwartet nicht zusammen.
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Ein schlampig abgesicherter Gullydeckel hat nach Medienangaben möglicherweise das Unglück auf der Loveparade in Duisburg mit verursacht. Eine Zeugin berichtet, dass sie bis zum Oberschenkel in das Loch abgerutscht sei.
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Duisburgs Planungsdezernent Jürgen Dressler kritisiert das Krisen-Management der Stadtführung. Auch knapp zwei Monate nach der Loveparade-Katastrophe sei die Stadt noch ohne Führung, rügt Dressler in einem Brief an OB Adolf Sauerland.
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Zwei Monate nach der Loveparade-Katastrophe läuft die erste zivilrechtliche Klage gegen Veranstalter Schaller und seine Firma. Das ist wohl erst der Anfang. Laut Polizei gibt es rund 500 Geschädigte, die Anspruch auf Schadensersatz haben könnten.
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Duisburg soll leuchten: An Allerheiligen soll in jedem Fenster der Stadt eine brennende Kerze stehen – in Gedenken der Opfer der Loveparade-Katastrophe. Dazu ruft die Initiative auf, in der sich Betroffene und Angehörige organisiert haben.
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Ende Oktober: Mit einer gefälschten persönlichen Erklärung – auch an Medien – verbreiten Unbekannte in Duisburg am Wochenende, OB Adolf Sauerland sei zurückgetreten. Im Rathaus ist man verärgert – und will Anzeige stellen.
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Höhepunkt der öffentlichen Hetze gegen OB Adolf Sauerland: Die Ketchup-Attacke am 10. November. Bei einem öffentlichen Auftritt in Duisburg-Rheinhausen wird der OB von einem Mann von oben bis unten mit Ketchup besudelt.
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Der Abschlussbericht der Essener Polizei zum Unglück bei der Loveparade bleibt vorerst unter Verschluss, heißt es am 10. November. Die staatsanwaltlichen Ermittlungen zu den Ursachen der Massenpanik dauern an.
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Auch Duisburgs Politiker protestieren gegen Adolf Sauerland: Sie wollen zum Zeichen der Kritik am Verhalten des OB nach der Loveparade der Eröffnung des Dorfplatzes in Bissingheim am 25. November fernbleiben – denn Sauerland hatte seinen Besuch angekündigt.
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Beim Jahresrückblick von Johannes B. Kerner auf Sat.1 kam es erstmals zu einer öffentlichen Entschuldigung von Loveparade-Vernstalter Rainer Schaller. Er trage „eine moralische Verantwortung, der ich mich stelle“, fügte der gebürtige Franke hinzu.
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Die Loveparade wird für die hochverschuldete Stadt Duisburg teuer: Nach der Loveparade-Katastrophe musste die Stadt bereits 461.000 Euro für Rechtsanwälte und die Erstellung von Berichten zahlen.
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Bereits im Sommer hatte die Stadt Duisburg eine halbe Million Euro in ein Soforthilfeprogramm für die Loveparade-Opfer gesteckt.
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Am 8. Dezember 2010 wird OB Adolf Sauerland bei der Mitarbeiterversammlung der Stadt Duisburg von seinen eigenen Mitarbeitern ausgepfiffen. Etwa 100 Angestellte verlassen die Mercatorhalle, als er zum Rednerpult tritt.
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Der Personalrat der Stadt Duisburg fordert Sauerland zudem erneut zum Rücktritt auf. Sauerland selbst betont, ihn und die Mitarbeiter der Verwaltung treffe keine Schuld an der Loveparade-Katastrophe.
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Am 10. Dezember stehen endlich die Helfer und Retter im Mittelpunkt: Bundespräsident Christian Wulff zeichnet in Berlin 200 Retter und Helfer für ihren Einsatz bei der Loveparade-Katastrophe aus.
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Als OB Adolf Sauerland Mitte Dezember verdiente Duisburger Kommunalpolitiker mit den neuen Ehrensiegeln und -wappen auszeichnen will, bleiben 15 SPD-Mitglieder der Feierstunde fern. Sie kritisieren Sauerlands Verhalten nach der Katastrophe. Bereits Anfang November war SPD-Ratsherr Dieter Lieske einer Ehrung für soziales Engagement (im Bild) wegen Sauerland ferngeblieben.
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18. Dezember: Gegen Adolf Sauerland wird einem Zeitungsbericht zufolge wegen der Katastrophe auf der Loveparade vorerst kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sauerland hatte in den vergangenen Monaten jede persönliche und politische Verantwortung von sich gewiesen.
Das Duisburger Finale von Ruhr.2010 am 18. Dezember setzt auf ruhige und besinnliche Momente. Wegen der Loveparade-Tragödie verzichteten die Macher auf große Effekte. Die Initiativen „Never Forget“ und „Duisburg 21“ erinnerten am Rande der Veranstaltung mit Demonstrationen an die 21 Toten.
Marina aus Duisburg ist das 21. Opfer der Loveparade. Ihre Eltern sind noch immer fassungslos, trauern noch immer. Und sie fragen nach den Verantwortlichen für die Tragödie in Duisburg. Sie fordern in einem Interview Aufklärung – wie so viele Angehörige, Verletzte, Traumatisierte zuvor.
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Am 20. Dezember gibt die Jury der „Initiative Spendentrauermarsch“ um Alt-OB Krings bekannt, welcher Künstler den Zuschlag für das Loveparade-Mahnmal bekommt: Jürgen Meister gewinnt den Wettbewerb. Sein etwa 2,50 Meter hohes Stahlrelief mit Betonfuß zeigt die Silhouette von Menschen, die ihre Hände – je nach Deutung – jubelnd beziehungsweise um Hilfe flehend in die Höhe strecken.
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Bereits einen Tag später setzen Plagiatsvorwürfe gegen Meister die Jury unter Druck: Der Künstler aus Grevenbroich soll den Entwurf bei der Online-Bildagentur Fotolia geklaut haben. Die Lizenz zur Verarbeitung der Grafik hatte er wohl. Meister verteidigt sich, er habe „zitiert, nicht geklaut“.
Am 22. Dezember beendet die Jury die Zusammenarbeit mit Jürgen Meister. Im Bild: Meisters Fotolia-„Vorlage“. Einen neuen Wettbewerb wird es nicht geben: Die acht Juroren der Initiative Spendentrauermarsch wollen sich im Januar treffen, um dann aus den übrigen 38 Wettbewerbsbeiträgen einen neuen Siegerentwurf auszuwählen.
Öffentlich will Adolf Sauerland sich nicht mehr zur Loveparade-Katastrophe äußern. In seinem „Weihnachtsgrußwort“ auf der Website der Stadt bedauert er, „der Situation“ und „den Gefühlen der Geschädigten“ nicht gerecht worden zu sein.
Anfang 2011: Auch knapp sieben Monate nach der Katastrophe kommt Adolf Sauerland nicht aus den bundesweiten Schlagzeilen heraus. In einem Beitrag des ZDF-Magazins „Frontal 21“ spricht Sauerland auch zum Thema Rücktrittsforderungen in die Kamera: „Er (Bundespräsident Christian Wulff, d. Red.) hat mir mehrmals geschrieben, dass er mich persönlich nicht angesprochen hat.“ Doch genau diese Schreiben, …
… auf die der OB anspielt, existieren nicht. Die Pressestelle des Bundespräsidenten erklärt: „Einen solchen Brief hat es nicht gegeben.“ Das Foto zeigt Wulff und Sauerland (links) am 12. September 2010 im Duisburger Landschaftspark. Auf Einladung von Fritz Pleitgen (Mitte) besuchten der Bundespräsident (2.v.r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (rechts) dort die Aufführung der „Sinfonie der Tausend“. Abseits stand Duisburgs OB Adolf Sauerland, neben ihm Gerda Pleitgen.
Am 18. Januar 2011 leitet die Staatsanwaltschaft Duisburg ein Ermittlungsverfahren ein. Gegen 16 Personen besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (rechts) und Veranstalter Rainer Schaller (Mitte) sind aber nicht unter den Beschuldigten.
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Ein Anfangsverdacht besteht dagegen gegen Duisburgs Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe und …
… Planungsdezernent Jürgen Dressler sowie gegen den …
… Leiter des Ordnungsamtes, Hans-Peter Bölling (hier 2009 rechts neben Adolf Sauerland) und gegen die …
… Amtsleiterin aus dem Baudezernat, Anja Geer. Zudem wird gegen weitere städtische Mitarbeiter, …
… den Einsatzleiter der Polizei am Tag der Loveparade, Kuno Simon, und vier Mitarbeiter …
… von Lopavent ermittelt. Zu den vier Beschuldigten zählt auch der Crowd-Manager Carsten Walter. Der Psychologe hatte im August als erster Verantwortlicher öffentlich über eigene Fehler gesprochen. In einem Spiegel-Interview erhob Walter, …
… der während des Unglücks im Container an der Rampe saß, schwere Vorwürfe gegen die Polizei. So hätten er und ein Polizist „geschätzte 45 Minuten“ benötigt, die Polizeiführung zu erreichen.
Das Problem im Container (im Bild hinten halblinks) sei gewesen, dass der Polizist „definitiv“ kein Funkgerät gehabt habe und das Handynetz überlastet gewesen sei.
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Malzbender
„Besuch ist da“, platzt Rechtsdezernent Wolfgang Rabe am 25. Januar gegen 10 Uhr in die Sitzung des Verwaltungsvorstandes im Duisburger Rathaus. Dort hätte man sich weniger Tamtam von der Justiz gewünscht. So aber sorgte die Razzia der Loveparade-Ermittler für Aufregung.
Fünf Staatsanwälte und ermittelnde Beamten der Kölner Polizei durchsuchen die Büroräume der elf städtischen Beschuldigten, gegen die in der vergangenen Woche das Verfahren wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung und Körperverletzung eröffnet worden war.
In den Fokus der Ermittlungen rückt der ausgegliederte städtische IT-Dienstleister „DU-IT“, über dessen Server die elektronischen Daten und der E-Mail-Verkehr der Stadt abgewickelt werden. Von dort seien nicht alle Daten der Staatsanwaltschaft übergeben worden, so der Vorwurf. Stadtdirektor Greulich gibt während der Razzia Interviews.
Was haben Ex-Bischof Walter Mixa, der Fußballer Kevin Prince Boateng (der, der Ballack foulte), DSDS-Sternchen Menowin Fröhlich und Duisburgs OB Adolf Sauerland gemeinsam: Sie gehörten zu den elf Kandidaten, unter denen in dem Meinungsportal „Deutschland-stimmt-ab“ bis Anfang Februar die „Unperson des Jahres 2010“ gewählt werden konnte. Sauerland kam auf den ersten Platz mit 32,8 Prozent, gefolgt vom DSDS-Mann (17,8 %) und Walter Mixa (13,2,%).
Der Unternehmerverband empört sich über den Duisburger SPD-Chef Ralf Jäger, der beim SPD-Neujahrsempfang einen „Neustart für die gelähmte Stadt“ gefordert hatte. Mit diesem Pauschalurteil kränke der NRW-Innenminister eine halbe Million Menschen, so die Kritik.
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Den Oberbürgermeister seiner Stadt schätzte Uwe Tegtmeyer lange als Mann der Tat, als einen „Duisburger Jung“, der viel in Bewegung gebracht hat. Und dennoch wagt der Rechtsanwalt einen ungewöhnlichen Schritt: Weil die Staatsanwaltschaft wegen des Loveparade-Unglücks nicht gegen OB Sauerland und Lopavent-Chef Schaller ermittelt, erhebt er im Januar 2011 Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde.
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Abseits der juristischen Aufklärung der Tragödie sucht der Duisburger Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ Anfang Februar nach Antworten. Um die Aufklärung voranzutreiben, organisierten Jürgen Hagemann und Lothar Evers Anfang Februar einen Kongress.
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Die Teilnehmer bei „Runder Tisch Loveparade“ (auf dem Bild Lothar Evers von DocuNews.org) erheben schwere Vorwürfe gegen Lopavent. Der Veranstalter habe sein eigenes Einlasskonzept nicht eingehalten. Schon gegen 15 Uhr sei erkennbar gewesen, dass es Probleme im Eingangsbereich gab. Von den 1300 für diesen Tag vorgesehenen Ordnern waren rund 40 (!) Prozent nicht zum Dienst erschienen.
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11. Februar: Die Jury der Initiative Spendentrauermarsch hat es einstimmig entschieden: Der Duisburger Künstler Gerhard Losemann gestaltet das Mahnmal, das an die Opfer der Katastrophe von Duisburg erinnert: 21 Namen, 21 Stahlstäbe, dazwischen und darunter Stahlplatten. Später, am 23. März, wird feststehen, dass das Mahnmal auf eine städtischen Grünfläche am Rande der Karl-Lehr-Straße errichtet werden soll – gegenüber von jenem Grundstück, auf dem der Glaskubus mit den Trauergaben zu finden ist.
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Der durch die Loveparade-Tragödie zu unrühmlicher Berühmtheit gelangte Karl-Lehr-Tunnel wird nicht unter Denkmalschutz gestellt. Das teilte die Verwaltung am 24. Februar dem Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr mit.
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Tobias Hajek hat ein Buch geschrieben – das einzige, das bislang zur Duisburger Loveparade-Katastrophe veröffentlicht wurde. Der 42-Jährige, der in Baesweiler bei Aachen lebt, hat diesen Tag als Rettungsanitäter miterlebt.
Er zählte zu den ersten Helferteams, die den Tunnel an der Karl-Lehr-Straße erreichten. Konfrontiert mit Tod, Chaos und Schwerstverletzten funktionierte der Profi-Retter über Stunden. Doch zurück Zuhause merkte Hajek bald, dass er selbst traumatisiert war. Und das Schreiben wurde für ihn zum Bestandteil der Therapie, um das Erlebte zu verarbeiten.
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Bundesweit verbinden die Menschen „Duisburg“ nicht in erster Linie mit der Loveparade-Katastrophe, …
… Oberbürgermeister Adolf Sauerland allerdings schon. Das ist das Ergebnis einer Studie der Fachhochschule Westküste aus Schleswig-Holstein im Auftrag des Duisburger Stadtmarketings, die Anfang März bekannt wird.
Ende März: Die Loveparade-Katastrophe prägt das Bild der Stadt Duisburg dennoch. Haniel-Chef Jürgen Kluge will dieses Bild nun ändern – mit einer Initiative der Duisburger Großunternehmen und Institutionen. Haniel und andere hätten sich „abgestimmt, etwas zu tun. Wir überlegen, wie wir das unterstützen können – und sei es nur mit günstigen Immobilien.“ Noch nicht konkreter darstellen wollte Kluge ein exemplarisches Einzelprojekt.
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258 Menschen haben nach der Katastrophe Schmerzensgeld-Ansprüche an die Stadt Duisburg gestellt. Nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ Anfang April sind darunter direkte Opfer und Angehörige der 21 Toten. Andere Opfer stehen wegen der Loveparade selbst Gericht: …
Wegen der psychischen Folgen konnte eine Frau aus Kevelaer lange nicht arbeiten gehen. Ihr Arbeitgeber kündigte ihr. Der Fall landet Anfang April vor dem Arbeitsgericht Krefeld. Bei einem Schlichtungstermin verständigen sich die beiden Rechtsanwälte zusammen mit dem Gericht auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses und die Zahlung einer Abfindung in Höhe von 3800 Euro.
13. April 2011: „Wir dürfen die Opfer nicht vergessen! Wir dürfen nicht vergessen, dass es dafür Verantwortlichkeiten gibt!“ So lauteten die Botschaften des „Szenischen Konzertes“, bei dem mehrere hundert Besucher der Loveparade-Opfer gedachten.
Neben eindrucksvollem Chorgesang bewegten und berührten die Besucher auch Tanztheater-Darbietungen, Musikstücke und Textvorträge. Diese Texte hatten junge Menschen – darunter Besucher der Loveparade – im Rahmen einer Schreibwerkstatt selbst erarbeitet und verfasst.
Was wird aus dem Unglücksort der Loveparade-Katastrophe? Ob die Rampe und der Tunnel im Rahmen der Krieger-Pläne zur „Duisburger Freiheit“ erhalten bleiben soll, ist Mitte April weiterhin unklar.
Möbelunternehmer Kurt Krieger plant auf dem Gelände ein Mega-Möbelhaus. Politik, Verwaltung und der künftige Eigentümer des Areals –
Krieger – ringen ohnehin bereits um die Vereinbarkeit der Möbelhaus-Pläne mit dem, was Star-Architekt Sir Norman Foster für die „Duisburger Freiheit“ geplant hatte. Seine Vision: viel Grün, viel Wasser, neue Wohnquartiere downtown Duisburg.
Die Frage, ob der Unglücksort überbaut werden darf oder nicht, beschäftigt auch die Angehörigen der 21 Todesopfer. Wenige Tage nach dem Unglück hatte ein Sprecher von Krieger noch angekündigt, auf dem Gelände eine Kapelle oder einen Raum der Stille errichten zu wollen. Die neuen Planungen sehen zwar Mitte April 2011 einen Standort für ein Denkmal auf der Fläche vor. Er liegt jedoch …
.. gegenüber dem Unglücksort auf der Ebene der Gesamtfläche. Schockiert sind nicht nur die Angehörigen der Todesopfer vom Planungstand wenige Wochen später, Ende Mai: …
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Der Unglücksort soll zugeschüttet und überbaut werden.
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Hinterbliebene überreichen Stadtdirektor Dr. Peter Greulich am 27. März eine Petition, „den Ort des Leidens und der Trauer“ nicht zu zerstören. Stefanie Mogendorf beschreibt unter Tränen: „Ich habe mich an dieser Stelle von meinem Sohn verabschiedet und ihm versprochen: Wir kommen immer wieder hierhin. Genau dieser Ort ist wichtig und nur dort kann man seinem Kind nahe sein. Nicht hundert Meter weiter links oder rechts.“
Zudem machen die Angehörigen Vorschläge, wie man die „historische Stätte“ angemessen gestalten könnte.
Zu Gast in der Ausbildungswerkstatt von ThyssenKrupp: Hier entsteht das Mahnmal für die Opfer der Tragödie. Bis in den Mai hinein dauern die Arbeiten an dem Mahnmal wohl noch. Ende Juni soll es dann an seinem vorgesehenen Ort platziert werden: am östlichen Ende des Karl-Lehr-Tunnels und damit in Sichtweite zum Unglücksort.
„Unseren Bürgermeister schicken wir ins Sau-, Sau-, Sauerland“, kalauern die Duisburger Polit-Popper von „Die Bandbreite“. Das Video zum Protestsong gegen OB Sauerland drehte die Band am Rosenmontag. Es zeigt Narren als Revolutionäre. Nach der Veröffentlichung erklärt Sänger Marcel „Wojna“ Wojnarowicz, der im Video Sauerland spielt, Mitte April: Sauerland werde „gut bezahlt, dass hier alles richtig läuft. Dann ist etwas unfassbar falsch gelaufen – und er ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden.“
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Am 29. April, beim traditionellen Arbeitnehmerempfang der Stadt Duisburg, spielt OB Sauerland eine Neben- und dennoch die Hauptrolle: Die IG Metall hatte Wochen vor dem Empfang in einem offenen Brief gefordert, …
… Sauerland müsse der Feierstunde fernbleiben. Nach der Loveparade könne die Gewerkschaft ihn nicht mehr als ersten Repräsentanten anerkennen. Das löst Empörung bei CDU-Vertretern und einen verbalen Schlagabtausch in den Tagen vor dem Empfang aus. Sauerland kam zum Empfang ins Rathaus, zahlreiche Gewerkschafter protestierten dagegen – vor dem Rathaus.
Auch im umstrittenen Verein „Never forget“, der den Opfern des Loveparade-Dramas und deren Angehörigen Hilfe anbietet, gibt es Ende April Streit: Zwei der fünf Vorstandsmitglieder sind zurückgetreten und werfen der Vorsitzenden Kornelia Hendrix Fehlverhalten und Alleingänge vor. Die Inhaberin einer Veranstaltungs-Agentur in Oberhausen habe den Verein als „One-Woman-Show“ angesehen. „Das ist eine Riesenkampagne gegen mich“, erwidert Hendrix.
Anfang Mai: Die Stadt Duisburg weigert sich, Auftrag und Kosten für ihr Loveparade-Gutachten preiszugeben (im Bild: Stadtdirektor Peter Greulich mit Vertretern der Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek). Honorare und „personenbezogene Daten“ sollen geheim bleiben. Angezettelt hat den Streit ein Schwerverbrecher, ein Skinhead in Sicherungsverwahrung.
Duisburg, die gelähmte Stadt: Veranstaltungen, bei denen mehr als 100 Menschen zu erwarten sind, werden nur ungern genehmigt. Wegen Sicherheitsbedenken nach den Erfahrungen mit der Loveparade will die Stadt Duisburg den MSV-Sonderzug nach dem DFB-Pokalfinale bereits in Oberhausen enden lassen. Die Rathaus-Spitze in Oberhausen nennt diese Vorsichtsmaßnahme „blamabel“.
„Der Spiegel“ berichtet in seiner Ausgabe vom 16. Mai, der Schichtwechsel der Polizei kurz vor der Massenpanik bei der Loveparade habe ausgerechnet zum kritischsten Zeitpunkt der Veranstaltung stattgefunden. Die Gewerkschaft der Polizei bestreitet das.
Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Innenminister Ralf Jäger (SPD) wegen einer Spenden-Affäre in der Kritik ist, tauchen neue Vorwürfe gegen die ihm unterstellte Polizei auf. Der Erlass freilich, um den es geht, stammt noch aus der Zeit seines Amtsvorgängers …
… Ingo Wolf (FDP). Am 14. Juli, also zehn Tage vor der Loveparade, hatte Wolf die Höchstdienstzeit der Polizisten auf zwölf Stunden festgelegt, inklusive An- und Abfahrt. In Folge dessen, so der Spiegel-Bericht, habe der Schichtwechsel entgegen Bedenken einzelner Polizisten am Tag der Loveparade um 16 Uhr stattgefunden – also …
… in der „kritischsten Phase“ der Veranstaltung. Während des Schichtwechsels sei die Lage im Zugangsbereich laut Spiegel eskaliert. Zudem habe in dem Bereich zwischen Ost- und Westtunnel und der Rampe zum Veranstaltungsgelände lediglich eine Hundertschaft Polizisten zur Verfügung gestanden, wo zwei oder mehr nötig gewesen seien.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dementierte, der Schichtwechsel sei ursächlich für die Katastrophe verantwortlich. Der Austausch bei mehr als zwölfstündigen Veranstaltungen sei zwingend vorgeschrieben, so GdP-Chef Frank Richter. Er habe bei der Loveparade jedoch nicht um 16 Uhr, sondern früher, zwischen 14 und 15.30 Uhr stattgefunden.
Tatsächlich gibt es auch ein Foto des Duisburger Journalisten Christoph Reichwein, das um 15.29 Uhr die abfahrenden Einsatzwagen der Bielefelder Hundertschaft zeigt (siehe oben). Die Massenpanik setzte jedoch erst nach 17 Uhr ein. Auch die Fahrzeuge der ihren Dienst beginnenden Kölner Polizisten sind auf dem Foto zu sehen.
Am Donnerstag nach dem „Spiegel“-Bericht (19. Mai) befasst sich der Landtag in einer Aktuellen Stunde mit den Ermittlungen zur Tragödie. Aufgeklärt war am Ende wenig, die meisten Vorwürfe wurden entkräftet. „Es gab keine strafbare Pflichtverletzung durch Polizeibeamte im Genehmigungsverfahren“, zitierte Minister Jäger den Bericht des Leitenden Oberstaatsanwalts in Duisburg. Dennoch bleiben zentrale Fragen unbeantwortet.
Für die Anwälte der Loveparade-Opfer ist klar, dass Veranstalter, Stadt und Land Verantwortung für die Katastrophe tragen. Rechtsanwalt Dr. Julius Reiter aus der Kanzlei „Baum, Reiter & Collegen“, die 70 Hinterbliebene und Verletzte in einem Sammelverfahren vertritt, fordert, die Frage nach der juristischen Schuld von der Entschädigungsfrage abzukoppeln. Das und eine schnelle Entschädigung der Opfer fordert auch die rot-rot-grüne Mehrheit im Stadtrat Duisburg.
Das Land und Axa hatten nach der Katastrophe Notfallkassen mit je einer Million Euro eingerichtet. „Das Land hat den Betrag inzwischen auf anderthalb Millionen Euro aufgestockt, weil die Summe nicht reichte“, weiß Reiter.
Am 27. Mai geben Axa und Stadt Duisburg eine Einigung bekannt: Die Opfer sollen ab sofort entschädigt werden, auch ohne Klärung der Schuldfrage. Der Versicherungskonzern hatte dafür nach der Katastrophe zehn Millionen Euro zurückgestellt. Beide Seiten betonen, die Entschädigung erfolge „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“. Hinterbliebenen-Anwalt Julius Reiter kritisiert: „Von der ursprünglich geforderten Stiftung ist nun nicht mehr die Rede.“ Stadt und Axa wollten offenbar bei der Regulierung keine Einmischung, so Reiter.
Am 30. Mai befasst sich der Duisburger Stadtrat mit der Petition der Angehörigen der Todesopfer zum Unglücksort. Die Bitte, den Ort zu erhalten (im Bild: die Rampe am 27. Juli 2010), stößt auf Verständnis.
Ein konkreter Antrag wurde jedoch nicht gefällt. Oberbürgermeister Adolf Sauerland hofft auf eine „konsensuale Lösung“ in den Gesprächen mit Kurt Krieger. Nach letzten Plänen sollte die Rampe – hier im Luftbild am 27. Juli 2010 – bei der Erschließung des Geländes zugebaut werden.
OB Sauerland spaltet Duisburg – und auch den MSV: Zwei Tage nach der Niederlage der Zebras im DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04 am 21. Mai wird bekannt: Bei einem Empfang des Vereins mit NRW-Ministerpräsidentin Kraft und Innenminister Jäger im Hotel Ritz-Carlton stand Sauerland, der sich im Foyer des Hotels aufhielt, vor verschlossenen Türen. Er war nicht eingeladen. MSV-Aufsichtsratschef Hans-Werner Tomalak sprach von einem Eklat.
Am 4. Juni tritt die geänderte Gemeindeordnung in Kraft, die die Abwahl von Stadt-Oberhäuptern ermöglicht. „Duisburg 21″ heißt die Gruppe um Werner Hüsken (rechts), die das Abwahlverfahren koordinieren will und erstmals im Land die von Rot-Rot-Grün in Düsseldorf Mitte Mai beschlossene Möglichkeit der Direktabwahl eines Stadtoberhauptes in die Tat umsetzen will.
55.000 Unterschriften – das sind 15 Prozent der Wahlberechtigten – müssen die Organisatoren binnen vier Monaten sammeln, um das zweite Abwahlverfahren gegen Sauerland (hier beim Antrittsbesuch von Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck am 25. Mai) nach der Loveparade in Gang zu setzen. Dann brauchen die Sauerland-Gegner beim Abwahl-Urnengang 92.000 Stimmen, ein Viertel der Wahlberechtigten.
Initiator Werner Hüsken hatte bereits in den Wochen nach der Katastrophe 10.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Abwahl des OB gesammelt. Das Vorhaben scheiterte an der erforderlichen Mehrheit des Stadtrates. Hüsken selbst musste am Tag der Loveparade um seinen jüngsten Sohn, der dort seinen Geburtstag feiern wollte, bangen. Ihm ist nichts passiert.
Innenminister Ralf Jäger legt dem Landtag am 1. Juni den vorläufigen Abschlussbericht der Essener Polizei zum Einsatz bei der Loveparade vor. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor ihre Bedenken gegen eine Veröffentlichung zurückgezogen.
Bei dem Bericht handelt es sich um die zeitnahe polizeiliche Nachbereitung, wie sie bei allen Großeinsätzen üblich ist. Diese ist nicht Teil der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im Strafverfahren, die weiter andauern. Hierbei unterstützt das Polizeipräsidium Köln mit derzeit 30 Ermittlern die Staatsanwaltschaft Duisburg bei ihrer Arbeit.
Am 10. Juni lässt die Initiative Spendentrauermarsch den Glaskubus mit den Erinnerungsgaben aus dem Tunnel vom Park an der Ostseite des Karl-Lehr-Tunnels abtransportieren. Die Erinnerungsstücke werden in einen Edelstahlbehälter gelegt. Dieser ist Teil des Fundaments für das Loveparade-Mahnmal, das die Initiative auf der östlichen Seite des Tunnels aufstellen wird.
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Am 14. Juni stellen einige Angehörige der Todesopfer und Mitglieder des Vereins Massenpanik Selbsthilfe vor, wie sie der Opfer vor dem Jahrestag des Unglücks gedenken wollen: Die Angehörigen planen eine Hommage an ihre lebensfrohen Kinder. Sie wollen in den Clubs und Szenekneipen Duisburgs feiern. Die Idee stieß anfangs auf Befremden. Motto der Clubnacht: „Remind the Love“.
17. Juni: Laut Bebauungsplan für die „Duisburger Freiheit“ ist der Originalort des Unglücks nicht erhaltbar. Vertreter der Politik kritisieren diese Formulierung zwei Tage nach einem Treffen von Opfern, Angehörigen, Seelsorgern, Mitarbeitern der Stadt und des Grundstückseigentümers Kurt Krieger. Stadtdirektor Greulich sagt, man strebe eine „baulich würdige Umsetzung“ einer Gedenkstätte an. Peter Wegmann, Stadtplaner im Auftrag Kriegers, sprach bei seiner Vorstellung einer Änderung der Flächennutzungplans von der Möglichkeit einer unterirdischen Gedenkstätte.
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Sechs Tage lang, vom 19. bis zum 24. Juni, hält der Verein „Never Forget“ vor dem Rathaus eine Mahnwache gegen das Vergessen ab. Die Mitglieder vor Ort unterstützen auch die Abwahlinitiative um …
… die drei Sprecher Werner Hüsken, Theo Steegmann und Harald Jochums. Die tritt mittlerweile als „Neuanfang für Duisburg“ auf. Der Start der Unterschriftensammlung am Montag, 20. Juni, ist aus Sicht der Gruppe vielversprechend. Rund 100 Unterschriften in den ersten 15 Minuten – …
… wenn sich das fortsetzen sollte, würde die Initiative keine vier Monate brauchen, um 15 Prozent der Wahlberechtigten zu erreichen. Auf www.neuanfang-fuer-duisburg.de informiert die Gruppe über den Stand der Sammlung.
Am Wochenende des Jahrestages der Katastrophe soll der MSV Duisburg im für die Veranstaltung vorgesehenen Stadion spielen. Die Fußball-Liga (DFL) verweist bei der Bekanntgabe des Spielplans am 21. Juni darauf, dass man das Heimspiel auch am Freitag stattfinden lassen könnte. Als alternative Spieltage kämen aber weder der Samstag (Technik-Aufbau) noch der Montag in Frage, weil am 26. Juli das im Vorjahr zugesagte Benefizspiel für die Opfer der Loveparade zwischen Schalke 04 und dem MSV angesetzt ist.
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„Sie kamen, um zu feiern, und fanden den Tod.“ Das steht auf einer Glastafel des Loveparade-Mahnmals über den Namen der 21 Todesopfer. Am 26. Juni weiht die Initiative Spendentrauermarsch an der Ostseite des Unglückstunnels die zehn Tonnen schwere Skulptur des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann ein. 500 Menschen sind gekommen, OB Adolf Sauerland …
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… gehört nicht zu ihnen. Während Alt-OB Josef Krings (links) und Hermann Kewes von der Initiative zur Einweihung sprechen, verleiht Sauerland in der Oper Preise an junge Musiker. Dort erklärte er in seiner Rede, …
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… dass es nun wohl wieder einen „medialen Aufschlag“ geben werde, weil er nicht „an der Parallelveranstaltung“ teilnehmen könne. Die Worte Loveparade oder Mahnmal nahm er dabei nicht in den Mund. „Aber ich kann mich ja nicht klonen und an zwei Terminen gleichzeitig teilnehmen“, so Sauerland.
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Den Duisburger Bürgern gab stattdessen Josef Krings eine Stimme: „Unsere Stadt muss ihr Selbstbewusstsein zurückfinden.“ Der Alt-OB appellierte an alle Entscheidungsträger der Stadt, dass sie künftig noch gewissenhafter prüfen, ob sie ihre Entscheidungen auch verantworten können.
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Anfang Juli wird das Programm für die Gedenkfeier am 24. Juli bekannt. Die Evangelische Kirche im Rheinland ist für die Gestaltung verantwortlich. Die ersten Redner werden Petra Bosse-Huber, die Vizepräses der Kirche, und Franz Grave, emeritierter Weihbischof im Bistum Essen, sein. Als musikalische Untermalung hatten sich die Angehörigen einen Auftritt des „Grafen“ gewünscht. Der Sänger der Band „Unheilig“ wird ein Lied singen, dafür auch auf seine Gage verzichten.
Zeit.de veröffentlicht am 6. Juli Zitate aus einem Interview der Journalistin Eva Müller mit Adolf Sauerland. Müller hatte das Interview einige Zeit zuvor für die WDR-Dokumentation „Die letzte Loveparade“ geführt. Für das Zeit-Magazin, das am 7. Juli erscheint, schreibt sie einen Gastbeitrag und zitiert Sauerland. Der räumt Fehler im Umgang mit den Angehörigen der Opfer ein: …
„Die Übernahme moralischer Verantwortung, sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen“, das hätte von ihm kommen müssen, so Sauerland. In der Folge melden bundesweit Medien, Sauerland habe sich nun, beinahe ein Jahr nach der Loveparade, endlich bei den Opfern entschuldigt. Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews kommentiert ein Vertreter der Hinterbliebenen und Opfer die Aussagen des Oberbürgermeisters.
Jürgen Hagemann vom Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ sagt zur vermeintlichen Entschuldigung: „Von vielen Betroffenen werden Sauerlands Aussagen als geheuchelt empfunden.“ Noch dazu habe Sauerland nicht die Entschuldigung ausgesprochen, auf die Angehörige der 21 Todesopfer und viele der mehr als 500 Verletzten bis heute warten: „Er hat sich lediglich dafür entschuldigt, sich nicht entschuldigt zu haben.“
In der WDR-Dokumentation kommt auch Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller zu Wort. Er gibt tiefe Einblicke in sein Gemüt. Er erzählt, dass er lange nur verkleidet auf die Straße ging. Und er stellt die Frage, wie die Tunnel-Problematik während der Planung übersehen werden konnte. Nach der Tragödie in Duisburg krempelte Schaller sein Leben um. Er arbeitet seitdem weniger, suchte psychologische Hilfe – und er brachte den Mut auf, sich sich mit Angehörigen zu treffen: …
„Das war einer der schwersten, wenn nicht sogar der schwerste Moment in meinem Leben.“ Er habe gemerkt, was es bedeute, Verantwortung zu übernehmen und Menschen gegenüber zu stehen, die ihr Kind verloren haben. Den im Ersten gezeigten WDR-Film „Die letzte Loveparade“ schalten ab 23.30 Uhr im Schnitt lediglich 580.000 Zuschauer ein.
Bereits einen Tag nach dem Medienrummel um seine Worte im WDR-Film kündigt Sauerland eine Erklärung zur Frage seiner Verantwortung an. Die folgt am 11. Juli. Der OB nutzt die letzte Sitzung des Stadtrates für seine Stellungnahme. Das Foto zeigt ihn im Paternoster des Rathauses kurz vor seinem Auftritt, den …
… im Saal etwa 15 Kamerateams und 50 Journalisten erwarten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung sollen sich alle Anwesenden erheben. Sauerland beginnt, mit zittriger Stimme: „Dies ist die letzte Sitzung vor dem Jahrestag der Loveparade. 21 junge Menschen fanden den Tod in einer beispiellosen Tragödie. …
… Ungezählte wurden verletzt und leiden zum Teil noch heute unter den Folgen“, sagt Sauerland. Auch noch nach einem Jahr schmerze die Erinnerung sehr, die Wunden seien noch längst nicht verheilt. Dann geht er zum Rednerpult und liest die Erklärung ab, auf die alle gewartet haben: …
„Als Oberbürgermeister dieser Stadt trage ich die moralische Verantwortung für dieses Ereignis. Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, mich an dieser Stelle bei allen Hinterbliebenen und Geschädigten zu entschuldigen.“
Länger als die eigentliche Entschuldigung dauern seine Dankesworte: „Ich danke allen, die im Jahr nach der Loveparade-Tragödie Opfer und Angehörige begleitet und Betroffene gestärkt haben. …
… Ich danke allen, die als Polizeibeamte oder in Ordnungs-, Sicherheits- und Hilfsdiensten ihr Bestes gegeben haben und das Erlebte nicht vergessen können. Ich danke allen, die sich für einen würdigen Umgang mit der Erinnerung engagieren und allen, die das Geschehene verstehen wollen und Gerechtigkeit suchen. Ich danke allen, die mithelfen, dass unsere Stadt wieder nach vorne blicken kann.“
Im Anschluss kommentiert er Medienberichte vom Tage über Ermittlungsergebnisse: Er kritisiert, dass in den Berichten Namen genannt wurden. Nach wie vor gelte die Unschuldsvermutung für alle Beschuldigten: „Ich stelle mich an dieser Stelle ausdrücklich vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die heute wieder zitierten ersten Ermittlungserkenntnisse der Staatsanwaltschaft nehmen keine gerichtliche Bewertung vorweg.“
Nach Berichten von WDR und „Rheinischer Post“ war die Genehmigung der Loveparade formal rechtswidrig. Das gehe aus dem 400 Seiten umfassenden Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft Duisburg hervor. Der Bericht werde von der NRW-Landesregierung bislang geheim gehalten. Wörtlich …
… heißt es laut „Rheinischer Post“ darin: „Es bestehen mithin in jedem Falle zureichende tatsächliche Anhaltspunkte, dass die seitens des Bauordnungsamtes erteilte Genehmigung auch materiell rechtswidrig war.“ Nach den Erkenntnissen des Berichts lasse sich die bisherige Darstellung der Stadt Duisburg von einem fehlerfreien Handeln der Stadtverwaltung nicht aufrechterhalten, so die Zeitung.
Demnach belaste das Ermittlungsergebnis vor allem den Stadtentwicklungsdezernenten Jürgen Dressler sowie die Mitarbeiter seines Bauordnungsamtes. Sie hätten nicht das „notwendige sicherheitsbehördliche Einvernehmen“ erzielt und stattdessen das Sicherheitskonzept des Veranstalters unkritisch übernommen – …
… „obschon es unter nicht unerheblichen Mängeln litt“. Die Staatsanwaltschaft werfe ihnen unter anderem vor, dem Techno-Festival bewusst fern geblieben zu sein, um ihren Verpflichtungen nicht nachkommen zu müssen.
Was im Medienrummel am Tag der „Sauerland-Erklärung“ unterging: Im Beisein von Investor Kurt Krieger entscheidet der Ausschuss für Stadtentwicklung im Rathaus, dass der Ort der Loveparade-Tragödie auf dem ehemaligen Duisburger Güterbahnhofs-Gelände erhalten bleiben soll.
Dieser Beschluss ist seit dem 11. Juli Bestandteil des Bebauungsplanes. Den entsprechenden Änderungsantrag hatten die Grünen eingebracht.
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In der Sitzung nach Sauerlands Stellungnahme beschließt der Stadtrat zur „Erinnerung und auch zur Mahnung“, dass die Stadtverwaltung mit den Angehörigen der Opfer über „eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung im würdigen Rahmen am 24. Juli“ sprechen soll.
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Haben maßgebliche Mitglieder der Verwaltung, die mit der Planung der Loveparade befasst waren, dramatische Warnungen ignoriert? Gewarnt hatte sie wohl der Dortmunder Feuerwehr-Chef Klaus Schäfer. Journalist Lothar Evers (Docunews.org) berichtet Mitte Juli von einem Seminar am 22. März 2010, an dem auch ein Teil der jetzt Beschuldigten Mitarbeiter der Stadtverwaltung teilgenommen hat.
Der damalige Dortmunder Feuerwehrchef habe die Planungen als „Irrsinn“ bezeichnet und vor Verletzten und Toten gewarnt. Schon bei den Loveparades 2007 und 2008 seien Besucher in lebensgefährliche Situationen geraten: In Dortmund (im Bild) gab es gefährliche Situationen am Hauptbahnhof. Schäfer zeigte dazu eine Reportage des WDR.
Schäfer, der Monate später wegen seiner offen zur Schau getragenen Sympathie für die rechte Szene in Dortmund suspendiert wurde, war zuvor Gutachter im Prozess um den Tod eines jungen Mädchens bei einem Konzert der „Toten Hosen“ 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion. In Dortmund war er Mitglied im Krisenstab für die dortige Loveparade. Zudem arbeitete er am Sicherheitskonzept anlässlich des Papstbesuches 2005 mit.
Am 17. Juli meldet die Abwahl-Initiative „Neuanfang für Duisburg“ um die drei Sprecher (von links) Harald Jochums, Werner Hüsken und Theo Steegmann und Harald Jochums, dass sie ihr selbst gestecktes Ziel übertroffen habe: Seit dem 20. Juni hat sie mehr als 30.000 Unterschriften für einen Bürgerentscheid zur Abwahl von OB Adolf Sauerland gesammelt. Bis zum 19. Oktober müssen es 55.000 sein.
Auf Wunsch der Hinterbliebenen hat die NRW-Staatskanzlei von Ministerpräsidentin Kraft die Organisation der Gedenkfeier übernommen (im Bild: die Trauerfeier im MSV-Stadion 2010). Am 18. Juli gibt sie Details bekannt. Von den Angehörigen wurde auch der Wunsch an sie herangetragen, dass Adolf Sauerland und Rainer Schaller nicht teilnehmen sollen. In einem Medienbericht erklärt Schaller, er komme aus Respekt vor den Angehörigen nicht. Er gesteht ein, er habe „Angst vor dem Tag“. „Ohne die Veranstaltung wären die Menschen nicht gestorben“, sagt Schaller in einer VOX-Doku
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Für viele Hinterbliebene und Angehörige ist der Jahrestag ein ganz besonderer und besonders wichtiger Tag. Die Familien reisen zum Teil aus Australien, Spanien und China an, werden von Seelsorgern und Dolmetschern am Flughafen empfangen. Jutta Unruh vom Landespfarramt für Notfallseelsorge koordiniert die Betreuung von rund 130 Personen aus dem Kreis der Hinterbliebenen, die über das gesamte Wochenende in Duisburg sind.
Wenige Tage vor der Gedenkfeier werden neue Vorwürfe gegen Veranstalter und Stadtverwaltung laut. In einer Dokumentation von „Spiegel TV“, die der Sender Vox am Samstag um 22.15 Uhr ausstrahlt, berichtet der Leitende Notarzt von unfassbarer Schlamperei.
Er sei trotz mehrfacher Anfragen nie zu den Planungsgesprächen im Vorfeld der Loveparade eingeladen worden, sagt Laurentius Kolodziej. „Als ich morgens ankam, wurde mir mitgeteilt, dass ich keinen Piepser und kein Funkgerät zur Verfügung gestellt bekomme.“ Als es dann ernst wurde, war das Handy-Netz längst zusammengebrochen. Im Interview für die Dokumentation räumt Veranstalter …
… Rainer Schaller offen ein: „Da haben Menschen Fehler gemacht“, sagt er und übernimmt „moralische Verantwortung“. Mit der Übernahme von Verantwortung tut sich Duisburgs Oberbürgermeister indes auch in diesem Interview schwer. „Kaum eine Loveparade ist so mit Sicherheitskonzepten hinterlegt worden“, behauptet Adolf Sauerland.
„Gibt es einen Neuanfang in Duisburg ohne OB Sauerland?“ Eine Gesprächsrunde mit dieser Fragestellung erhitzt am Freitag vor dem ersten Jahrestag der Katastrophe die Gemüter im Babasu (im Bild v.l.: Eckhard Preßler, Roland Wolf und Theo Steegmann). Mit dieser Diskussion beteiligt sich der Club an der Musik- und Clubnacht „Remind the love“. Hinterbliebene der Todesopfer und …
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… Verletzte hatten die Idee zu dieser Form des Gedenkens, an der sich zahlreiche Gaststätten in Duisburg beteiligen: „Wir haben damit keine große Party auf die Beine gestellt, sondern eine Möglichkeit geschaffen, Emotionen auszudrücken und Solidarität zu zeigen“, erklärt Jürgen Hagemann von „Massenpanik Selbsthilfe e.V.“, dessen Tochter am 24. Juli 2010 schwer verletzt wurde. „Die Musik hat die Loveparade-Besucher verbunden, daher nutzen wir auch die Musik, um der Toten und Verletzten zu gedenken.“
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Am Wochenende des Jahrestages sperrt die Stadt den Tunnel der Karl-Lehr-Straße von Samstag- bis Montagmorgen für den Straßenverkehr.
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Den Unglückstunnel lassen Mitglieder der Initiative „Never forget“ und andere Trauernde mit Kerzen und …
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… Grablichtern erleuchten.
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Bis in die Nacht des 24. Juli 2011 hinein besuchen am Samstag mehrere hundert Trauernde die Rampe, …
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… auf der 21 Menschen tödlich verletzt wurden.
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Am späten Samstagabend gedachten etwa 200 Menschen am Loveparade-Mahnmal der 21 Toten. Sie zündeten auch dort Kerzen an und legten Blumenkränze nieder.
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Mitglieder des Selbsthilfevereins der Hinterbliebenen und Verletzten, „Massenpanik Selbsthilfe“, projizierten am Samstagabend im Rahmen einer szenischen Performance Fragen auf das Loveparade-Mahnmal.
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Die Trauernden legten auf der Rampe, an der Treppe – am Ort, den die Hinterbliebenen als historischen Ort des Leidens erhalten möchten -, Blumen nieder, …
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… zündeten Kerzen an und ließen …
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… Luftballons steigen.
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Auch die Gedenkfeier im Stadion des MSV Duisburg am Nachmittag des Jahrestages geht zu Herzen.
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Die Katastrophe, die Trauerzeit und Duisburg danach: Unsere fortlaufend aktualisierte Bilderchronik illustriert die Nachrichten zur Loveparade vom 24. Juli 2010 bis hin zum Jahrestag und darüber hinaus – den Unglückstag, die Schuldzuweisungen danach, den Ketchup-Angriff auf OB Sauerland, das Ermittlungsverfahren, den Einsatz der Bürger in Duisburg.
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Die Katastrophe, die Trauerzeit und Duisburg danach: Unsere fortlaufend aktualisierte Bilderchronik illustriert die Nachrichten zur Loveparade vom 24. Juli 2010 bis hin zum Jahrestag und darüber hinaus – den Unglückstag, die Schuldzuweisungen danach, den Ketchup-Angriff auf OB Sauerland, das Ermittlungsverfahren, den Einsatz der Bürger in Duisburg.
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Dr. Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge, tröstet Ella Seifer, die als Verletzte von der Massenpanik berichtet.
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Während der Feier werden die Namen der 21 Todesopfer verlesen. Rettungskräfte legen für jeden der bei der Massenpanik tödlich verletzten Menschen …
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Der Graf, Frontman der Gruppe „Unheilig“, singt auf Wunsch der Angehörigen …
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… „Geboren um zu leben“.
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Nach der Trauer werden die Hinterbliebenen der 21 mit Bussen an den Ort der Katastrophe gebracht, an dem ihre Kinder, Geschwister, Lebensgefährten und Verwandten ihr Leben ließen. Von 16.30 bis 18.30 Uhr sperrt die Polizei den Tunnel und die Rampe, damit sie in Ruhe trauern können.
Noch am Wochenende des Jahrestages bahnt sich neuer Streit um den Ort der Katastrophe an, dessen Erhaltung die Hinterbliebenen mit einer Petition und öffentlichem Druck durchgesetzt haben. Es zeichnen sich Auseinandersetzungen darüber ab, wie die Gedenkstätte aussehen soll: …
Wie Stadtdirektor Peter Greulich bei einem Besuch des Tunnels am 23. Juli 2011 der NRZ berichtet, soll nach den Vorstellungen der Stadt die Treppe (im Bild am 25. Juli 2010) und ein schmaler Streifen zwar erhalten bleiben, aber nicht den Charakter einer öffentlichen Gedenkstätte haben. Der Unglücksort solle zwar zu sehen sein, aber nicht jedermann offen stehen.
Greulich sagt, ihm schwebe eine Lösung vor, bei der ein kleiner, unmittelbar betroffener Personenkreis die Gedenkstätte beispielsweise mittels Schlüssel jederzeit begehen könne. Für alle anderen soll nur der Blick darauf möglich sein. „Das ist eine in jeder Hinsicht unterirdische Lösung“, kritisiert Journalist Lothar Evers („DocuNews“).
Darüber müsse bei weiteren Treffen von Opfer-Initiativen und Stadt gesprochen werden. Von den zu diesem Thema von der Stadt angekündigten „intensiven Verhandlungen“ könne übrigens keine Rede sein, ärgert sich Lothar Evers.
Am Wochenende des Jahrestages warnt Opfer-Anwalt Julius Reiter die Betroffenen beim Treffen des „Netzwerkes Loveparade“ davor, unbesehen Vereinbarungen über Entschädigungszahlungen zu unterzeichnen. Wer Geld aus dem gemeinsamen Fonds von Axa-Versicherung und Stadt Duisburg annehme, unterschreibe eine „umfassende Verzichtserklärung“. Der Verein „Massenpanik Selbsthilfe“ will alle Parteien im Rat auffordern, für die Offenlegung des Vertrages zwischen Stadt und Axa-Versicherung zu sorgen.
Zur Rolle der Polizei bei der Loveparade werden am Tag nach dem Jahrestag neue Details bekannt: „Der Spiegel“ berichtet in seiner Ausgabe vom 25. Juli, dass der Schichtwechsel der Polizei auf der Rampe um 15.30 Uhr fehlerhaft verlaufen sei.
Das Nachrichtenmagazin stützt sich auf die Aussagen von Jörg S. – der leitete am Tag der Loveparade den Einsatzstab der Polizei und war somit „zweiter Mann“ hinter Polizeiführer Kuno Simon, gegen den die Staatsanwaltschaft Duisburg als einen von insgesamt 16 Beschuldigten ermittelt.
Im 138 Seiten umfassenden Vernehmungsprotokoll äußerte S., der laut WAZ-Informationen nicht dem Polizeipräsidium Duisburg, sondern dem ständigen Stab des Düsseldorfer Präsidiums angehört, …
… dass die Polizeieinheit auf der Rampe fälschlicherweise mit ihren fünf dort abgestellten Fahrzeugen abgerückt sei. Der Konvoi hätte zusätzlichen Druck auf die Massen erzeugt.
Die nachrückende 15. Hundertschaft, so S., sei mit Dienstbeginn sofort mitten ins Gedränge und unter Druck geraten. Dem Hundertschaftsführer Thorsten M. seien auf der Rampe sofort Entscheidungen abverlangt worden, obwohl er sich zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Überblick über die Lage vor Ort verschafft hatte.
S. stellte zudem klar, dass er nicht über die Polizeiketten informiert gewesen sei, die im Tunnel und auf der Rampe die nachströmenden Massen aufhalten sollten. Von deren Errichtung, Verlegung und Durchbrechung will er erst am nächsten Morgen erfahren haben. Dabei hätten wichtige Informationen wie diese eigentlich bei ihm als Stabschef zusammenlaufen müssen.
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Marcel van Hoorn
Brisanten Stoff enthalten laut „Spiegel“ auch die Aussagen Carsten W. – der Crowd-Manager des Veranstalters, der im Container am Fuße der Rampe saß. Er erklärte in seiner Vernehmung, dass er mehrere Ordner vom Kopf der Rampe abziehen musste. Dort sollten diese als „Pusher“ dafür sorgen, dass die Besucherströme nicht im Eingangsbereich stehen bleiben, sondern weiter durch aufs Veranstaltungsgelände gehen.
Zwei Ordner seien abgestellt worden, um ein Fernsehteam des WDR zu begleiten. Sechs weitere für Oliver Pocher. Der Comedian hatte als Reporter für die Live-Übertragung des Spektakels auf der Internet-Homepage einer Tageszeitung fungiert. Die Ordner sollten ihm vor aufdringlichen Besuchern schützen. Sie fehlten dafür an der Rampe.
Am 26. Juli empfängt der MSV Duisburg den FC Schalke 04 zu dem lang angekündigten Benefizspiel zu Gunsten der Loveparade-Opfer und der Hinterbliebenen. Beide Klubs haben sich bewusst dazu entschieden, günstige Eintrittspreise anzubieten. Stehplätze kosten fünf Euro, Sitzplätze in allen Kategorien sind für 15 Euro zu haben. Der Einnahme-Überschuss wird vom MSV und Schalke an die Opfer und ihre Angehörigen gespendet.
Rund 9000 Zuschauer sind letztlich beim 2:1 (1:1)-Sieg des Zweitligisten live dabei, leisten ihren Obolus für den guten Zweck – wenngleich sicherlich stimmt, was MSV-Idol Bernard Dietz feststellt: „Kein Geld, das nach dem heutigen Abend überwiesen wird, kann gutmachen, was geschehen ist.“ MSV-Trainer Milan Sasic sagt: „Wir können das Leid der Leute nicht lindern, aber wir können mit diesem Benefizspiel unseren Respekt zeigen.“