700 von 980 Stromanbietern haben wegen der gestiegenen Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien seit Januar 2011 die Preise erhöht, im Schnitt um sieben Prozent. Das Verbraucherportal Verivox rechnet ab Herbst auch beim Gas mit Preissteigerungen.
Essen.
Verbraucher müssen sich einmal mehr auf steigende Kosten für Energie einstellen. Nach Angaben des Verbraucherportals Verivox haben zum 1. Januar 2011 von 980 Stromanbietern 700 die Preise im Schnitt um sieben Prozent erhöht. Bis Juni werden 60 weitere folgen.
„Strom-Versorger, die bisher nicht oder nicht viel an der Preisschraube gedreht haben, werden das wohl im Herbst tun“, sagt Veri-vox-Sprecher Jürgen Scheurer. Der angeführte Grund sei immer gleich: die in diesem Jahr von 2,047 auf 3,530 Cent je Kilowattstunde gestiegene Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom müsse etwa 60 bis 80 Euro mehr bezahlen.
60 bis 80 Euro im Jahr
Beim Gas haben im Januar dieses Jahres 73 von 800 Versorgern die Preise angehoben, im Mittel um sieben Prozent. 53 weitere wollen bis Juni nachziehen. Verivox rechnet damit, dass ab September – zu Beginn der Heizperiode – die Preise dann „auf breiter Front steigen werden“. Die Begründungen dürften lauten: Gasverknappung wegen gut laufender Konjunktur und ein höherer Großhandelspreis, der nach wie vor an den Preis für Rohöl gekoppelt sei. Der Ölpreis war zwar zuletzt gesunken, zuvor aber wegen der Krisen im Nahen Osten und Nordafrika auf immer neue Rekordhöhen geklettert.
Die Verbraucherzentrale NRW sieht keinen Grund, die Strom- oder Gaspreise weiter zu erhöhen. Atommoratorium hin, Energiewende her – „die Preise an den Strombörsen sind nicht auffällig nach oben gegangen“, sagt Energieexperte Peter Blenkers. Zudem hätten viele Versorger die höhere Umlage für erneuerbare Energien eins zu eins in Preiserhöhungen umgesetzt, die niedrigeren Bezugspreise an der Strombörse in Zeiten der Wirtschaftskrise aber nicht an den Kunden weitergegeben.
Laut Verbraucherzentrale-Bundesverband gilt auch beim Gas: keine Signale für eine Knappheit oder andere Gründe für einen Preisanstieg in Sicht. Die meisten Versorger hätten in Krisenzeiten langfristige Lieferverträge zu guten Konditionen abgeschlossen. Energieexperte Holger Krawinkel: „Hier wird sich im Herbst die Spreu vom Weizen trennen.“ Sollten Versorger Preiserhöhungen versuchen, sollten die Verbraucher ihnen das nicht durchgehen lassen und den Anbietern wechseln.