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Hoffnung auf eine Achterbahn bei der Fronleichnamskirmes in Oberhausen-Sterkrade?

Hoffnung auf eine Achterbahn bei der Fronleichnamskirmes?

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Foto: WAZ Fotopool
In wenigen Tagen verwandelt sich Sterkrade in eine der größten Buden-Welten der Region. Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, spricht im Interview über den Reiz des Rummels, aber auch darüber, was den Schaustellern Sorgen bereitet.

Oberhausen. 

Herr Ritter, sind Sie schon in der richtigen Stimmung für die Fronleichnamskirmes?

Ritter: Die Schausteller freuen sich auf Sterkrade. Es ist eine echte Ruhrgebiets-Kirmes. Hier kommen die Leute an den Tischen wie selbstverständlich ins Gespräch. Ich mag die Herzlichkeit und die starke Mischung aus Arbeiterschaft, Industriekultur und Kirche.

Die Gema hat den Schaustellern die Stimmung aber zuletzt vermiest…

Ritter: Auch wenn die neue Verordnung mit höheren Gebühren noch nicht greift, ist das ein Problem. Wir verhandeln hart mit der Gema. Es ist schade, dass die Solidargemeinschaft im Brauchtum bröckelt. So haben die Karnevalisten eine eigene Einigung erzielt. Ich denke, dass man gemeinsam mehr erreicht.

Werden die finanziellen Belastungen der Schausteller von den Besuchern wahrgenommen, wenn diese an der Bude ihre Geldbörse zücken?

Ritter: Es geht oft unter, dass die Schausteller auch Ampelumschaltungen, Abwasser, Reinigungen, Umleitungen, Feuerwehr, Sanitäter, Verwaltungspersonal bis hin zum Feuerwerk selbst bezahlen.

Gibt es unter den Budenbesitzern einen Verdrängungswettbewerb?

Ritter: Es gibt 5000 Schausteller in Deutschland und diese Zahl steigt eher. Aber es gibt immer weniger Kirmesstandorte, weil vor allem die Kleinen kaum Aufmerksamkeit erhalten. Da werden Jahrhunderte alte Traditionen von den Kommunen plötzlich beendet.

Woran liegt das?

Ritter: Natürlich kann man den Euro nur einmal ausgeben. Und die Konkurrenz ist größer geworden. Früher gab es von der Oma Kirmesgeld und das landete dann am Autoscooter. Heute geben junge Leute das Geld auch für Handys aus.

Ist die Fronleichnamskirmes ohne Achterbahn zu klein geworden?

Ritter: Die Kirmes hat immer noch ihre Dimension. Dort, wo früher die Achterbahn stand, gibt es jetzt ein Altenwohnheim. Dagegen kann man schlecht argumentieren. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass es in Sterkrade bald wieder eine große Achterbahn geben wird. Wobei sich solch ein Großgerät wirtschaftlich tragen muss.

Sie haben die Kirmes als „Philharmonie des kleinen Mannes“ bezeichnet…

Ritter: Kirmes ist ein Stück Kultur.