Die Essener Verkehrs-AG (Evag) setzt auf Selbstbedienung – auch für Schwarzfahrer: Wer ohne Fahrschein erwischt wird, kann sein 40-Euro-Knöllchen an 43 neuen Ticketautomaten bezahlen. Die verheißen mehr Service auch für ehrliche Kunden, so das Nahverkehrsunternehmen.
Essen.
Die Essener Verkehrs-AG (Evag) macht Schwarzfahrern das Leben leichter: Wer erwischt wird, muss sich künftig nicht mehr mit schamrotem Gesicht am Schalter in die Schlange stellen, um sein 40-Euro-Knöllchen zu bezahlen. Das geht künftig per Knopfdruck, und zwar an 43 neuen Fahrscheinautomaten, die bis zum Jahresende aufgestellt werden.
Die Automatisierung schreitet also voran. Nicht nur in Bankfilialen, wo man als Kunde Daueraufträge oder Überweisungen selbst eingibt, sondern auch im öffentlichen Nahverkehr. Customer self care, auf deutsch Kundenselbstbedienung, heißt das in der Fachwelt. „Da wollen auch wir hin“, sagt Unternehmens-Sprecher Olaf Frei. Die Evag denkt dabei nicht zuallererst an die 38 500 Schwarzfahrer pro Jahr – so viele waren es 2013. Gleichwohl sollen die Mitarbeiter in den Kunden-Center durch die neue Automatengeneration entlasst werden. Das Kassieren des „Erhöhten Beförderungsentgeldes“ (EBE) sollen sie sich sparen.
Automat spuckt Beleg aus
Dafür verfügen die neuen Fahrscheinautomaten der Serie „Dualis 2000 IS“ eigens über eine EBE-Funktion. Und so geht’s: Wer den Kontrolleuren als Schwarzfahrer ins Netz geht, erhält per Post eine Zahlungsaufforderung. Darauf befindet sich ein Barcode und diesen muss der Fahrgast am Ticketautomaten vor das dafür vorgesehene Lesegerät halten. Dann darf er 40 Euro zahlen. Als Nachweis spuckt der Automat einen Beleg aus.
An drei Ticketautomaten am Berliner Platz und am Hauptbahnhof kann man das heute schon ausprobieren. Drei weitere werden im Oktober an der Straßenbahnlinie 109 aufgestellt; mit Eröffnung des neuen Gleisstücks auf dem Berthold-Beitz-Boulevard gehen sie in Betrieb.
Automaten nicht der Schwarzfahrer wegen angeschafft
Damit niemand aufs falsche Gleis gerät: Angeschafft werden die neuen Automaten nicht der Schwarzfahrer wegen. Sie lösen ein technisch veraltetes Vorläufermodell ab, das den neuen Zehn-Euro-Schein, der am 23. September eingeführt wird, nicht lesen kann und dessen Software sich auch nicht auf den neuesten Stand bringen lässt – anders als bei den anderen 200 Ticketautomaten zwischen Karnap und Kettwig.
Freundlich bedient werden auch ehrliche Kunden: Die neuen Geräte verfügen über diverse weitere Funktionen etwa für den bargeldlosen Zahlungsverkehr oder für das so genannte elektronische Ticketing. Wer seinen Fahrschein lieber auf konventionelle Art bezahlen möchte: Als Wechselgeld gibt es nicht nur Münzen, sondern auch Fünf- und Zehn-Euro-Scheine. Das Bedienungsfeld bleibt international, mit niederländisch und spanisch sind zwei neue Sprachen hinzugekommen. Aufgestellt werden die Automaten nicht nur in Essen; im Verbund mit Mülheim und Duisburg hat die Via-Verkehrsgesellschaft 186 Stück bestellt.