Achim Kobsch, Kneipier aus dem Kronenstuben in Essen ist tot. Noch im Mai hatte der Kult-Wirt der urigen Kneipe an der Rüttenscheider Straße seinen 60. Geburtstag gefeiert. Bis zu seinem Tod am 9. Oktober hatte Kobsch hinter dem Tresen gestanden.
„Wir verlieren eine sehr markante Persönlichkeit und ein Stück Ruhrgebietsgeschichte“, trauert die Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) um das Ur-Gestein aus der Kneipen-Szene in Essen. Vor Jahren brachte es der Kneipier mit einer spitzfindigen Aktion zu überregionaler Bekanntheit.
Essen trauert um Kult-Wirt: Das passiert mit seiner Kneipe
Nach IGR-Angaben soll Achim Kobschs Lebensgefährtin den Kronenstuben an der vorerst weiterführen. Kobsch hatte die Kneipe vor 26 Jahren von seiner Mutter übernommen. Zuvor hatte an dem Standort bis 1958 eine Wäscherei geöffnet.
„Solche Traditionskneipen gibt es kaum noch und solche Ur-Gesteine schon gar nicht. Zusammen war es wie ein Museum. Ein Stück Ruhrgebietsgeschichte. Heimat für Stammgäste, die trauern“, zeigt sich die IGR bestürzt.
Rü-Kneipier verstorben – diese Aktion bleibt unvergessen
Nicht nur in Essen war Achim Kobsch bekannt. Auch überregional sorgte der Kneipier 2014 für Aufsehen. Ein Jahr zuvor war das strikte Nichtrauchergesetz in NRW in Kraft getreten. Während Kneipen sich zuvor noch als „Raucherclubs“ listen konnten, sah das neue Gesetz keine Ausnahmen mehr für den Gaststättenbereich vor. Doch der Essener machte damals ein Schlupfloch aus und wollte damit das Nichtraucherschutzgesetz unterwandern.
So rief Achim Kobsch die sogenannten „Helmut-Partys“ ins Leben – in Anlehnung an den damals 95-jährigen Helmut Schmidt. Der mittlerweile verstorbene Ex-Bundeskanzler galt mit seiner Nichtbeachtung von Rauchverboten als Galionsfigur von Gegnern des Nichtraucherschutzgesetz. In Anlehnung an den Politiker ließ er seine Gäste im Kronenstuben munter weiterrauchen. Dabei berief sich der Wirt damals auf das Versammlungsrecht (Grundgesetz, Artikel 8) und sprach von spontanen Zusammenkünften seiner Gäste.
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Doch die Behörden akzeptierten das Vorgehen seinerzeit nicht. Achim Kobsch kassierte zahlreiche Bußgelder, gegen die er erfolglos vor dem Essener Amtsgericht vorging. Am Ende musste er die „Helmut-Partys“ aus finanziellen Gründen einstampfen. 2017 zog er in der „WAZ“ ein Fazit: „Das Rauchverbot hat sich auf jeden Fall negativ ausgewirkt – ich habe rund 37 Prozent weniger Umsatz.“
Seine Kneipe betrieb er trotz aller Widrigkeiten bis zu seinem Tod weiter.