Es war eine dramatische wie beeindruckende Szene. Vom Jagdfieber gepackt, reiten Kaiserin Sissi und Graf Andrassy durch die wilden Weiten Ungarns. Unweit des Schlosses „Gödöllö“ seien die beiden unterwegs, könnte man meinen, wenn man den Film sieht. Doch weit gefehlt. Dreharbeiten am Originalschauplatz der Szene waren nicht möglich. Der Grund ist dramatisch.
Was war geschehen? 1956 kam es in dem sozialistischen Staat zu einem Aufstand. Am 23. Oktober entwickelten sich aus Studentenprotesten ein Volksaufstand gegen das kommunistische Regime. Bei den Protesten wurde von der kommunistischen Partei die Wiederaufnahme des Reformkurses gefordert. Dazu gehörte die erneute Einsetzung Imre Nagys als Ministerpräsident sowie die demokratische Umgestaltung Ungarns durch ein Mehrparteiensystem, freie Wahlen und die Unabhängigkeit der Sowjetunion.
Blutige Proteste machen Dreharbeiten in Ungarn unmöglich
Bis zum 4. November dauerten die Proteste, dann schlugen die sowjetischen Truppen den Aufschlag blutig nieder. Ungarn hat fortan wieder eine prosowjetische Regierung, Dreharbeiten sind damit unmöglich. Die Filmcrew samt Hauptdarstellerin Romy Schneider muss nach Italien ausweichen.
Und auch das originale Schloss Possenhofen, in dem Sissi die Sommermonate ihrer Kindheit verbrachte, wurde nicht für den Film genutzt. Hintergrund: Regisseur Ernst Marischka war das Anwesen nicht romantisch genug. Stattdessen zog man ins Residenzschloss Fuchl, das einst als Sommerresidenz der Salzburger Erzbischöfe diente. Während der Dreharbeiten residierte Romy Schneider sogar im Schlosshotel. Noch heute erinnern dort eine luxuriöse Suite und ein Sissi-Museum an die berühmte Filmtrilogie.
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