Die meisten Zuschauer kennen ihn als „Ulf“ aus „Stromberg“ oder „Hinnerk Feldmann“ aus „Nord Nord Mord“, doch Oliver Wnuk leistet noch viel mehr, als man im Fernsehen mitbekommt. Hinter den Kulissen ist der Schauspieler vor allem als Drehbuchautor tätig. Für die ARD hat er sogar eine ganz eigene Filmreihe namens „Das Leben ist kein Kindergarten“ entwickelt, in der er gleichzeitig als Hauptdarsteller auftritt.
Im Interview mit dieser Redaktion spricht Oliver Wnuk über den dritten „Das Leben ist kein Kindergarten“-Film, der am 27. Januar um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, was ihnen bei den Dreharbeiten überrascht hat und wie er mit Konfliktsituationen umgeht.
DerWesten: Lieber Herr Wnuk, „Vaterfreuden“ ist Ihr drittes Drehbuch, das Sie für die Filmreihe „Das Leben ist kein Kindergarten“ geschrieben haben. Was war Ihnen nach dem ersten und zweiten Film besonders wichtig zu erzählen?
Oliver Wnuk: Es geht dieses Mal mehr um die Beziehung zwischen dem an Alzheimer erkrankten Vater und seinem Sohn. Es geht also um das in Würde alt werden, Liebe im Alter und Altersarmut. Der Film handelt aber auch von diesem wirren, durchaus turbulenten und humoristischen Familienleben der Familie Kleemann. Parallel dazu geht es um die Überforderung der Hauptfigur Freddy, der versucht, es allen recht zu machen: der hochschwangeren Frau, der Arbeitskollegin, den Kindergarten-Eltern, der Schwiegermutter und vor allem seinem Vater, für den er einen Platz in einem Berliner Altersheim sucht, was sich recht schwierig gestaltet.
Sie sind selbst Vater von zwei Kindern und haben dementsprechend auch Erfahrungen mit Kindergärten aus der Sicht eines Elternteils gemacht. Hat es eine Anekdote aus dieser Zeit in die Filme geschafft?
Ich hatte das Glück, vor dem ersten Teil meinen eigenen Kindergarten in meiner Heimatstadt Konstanz besuchen zu dürfen. Die Leiterin, die damals, als ich in den Kindergarten gegangen bin, gerade dort angefangen hat, geht jetzt in Rente. Die ist jetzt also schon seit über 40 Jahren da und mit der konnte ich mich unterhalten. Das war sowohl menschlich als auch beruflich sehr ergiebig und so flossen davon natürlich auch einige Dinge mit in die Filmreihe. Aber es geht gar nicht so um den Beruf als solcher, sondern um Kommunikation und Berechtigung: Wie muss ich reden, um etwas erreichen oder wie kann ich Menschen erreichen?
Neben den zwischenmenschlichen Herausforderungen sieht sich Freddy in der Filmreihe auch noch mit einer neuen Umgebung konfrontiert. Vom sonnigen Konstanz geht es in die graue Hauptstadt. Auch Sie leben inzwischen in Berlin. Handelt es sich bei dem Vergleich um eine versteckte Kritik an Ihrer Wahlheimat?
Nein, ich beschwere mich nicht über Berlin, aber es ist natürlich ein anderer Schnack. Auch als Zuschauer wird einem vor allem im zweiten Film („Umzugschaos“) durch die Bildsprache klar, was diese zwei Städte voneinander unterscheidet. Witzigerweise war es auch für das Team so. Die letzten drei Drehtage des zweiten Films hatten wir im März in Konstanz und die Teammitglieder waren plötzlich so anders. Die sind so aufgeblüht – durch den See, durch die Luft, durch die Atmosphäre dort.
In „Vaterfreuden“ hat Freddy mit gleich mehreren gefühlsbestimmten Baustellen zu kämpfen – darunter sein pflegebedürftiger Vater und seine hochschwangere Frau, die sich von der Gesamtsituation überfordert fühlt. Woher nehmen Sie die Inspiration zu solch emotionalen Geschichten?
Ich habe diese Figuren irgendwann mal erfunden. Die werden natürlich durch die fantastischen Schauspieler angereichert und dann führen sie ehrlich gesagt so ein bisschen ihr Eigenleben in mir. Es geht immer um das „Wie“, es geht mir nicht unbedingt um das „Was“. Wenn es mir um das „Was“ gehen würde, würde ich Krimis schreiben. Mir ist wichtig, wie Menschen miteinander umgehen, welche Werte sie vertreten und wo eine Wertediskrepanz entsteht.
Wie gehen Sie denn selbst in Krisensituationen vor?
Mein erster Wert in meiner Werteliste ist die Verbindung. Wenn die Verbindung hakt, kann ich schon sehr nervös werden. Man muss also auf sich selbst Acht geben, doch ein genaues Patentrezept gibt es dafür nicht. Ansonsten ist mir Struktur relativ wichtig und aufgeräumt zu sein. Ich bin jemand, der mehrere To-do-Listen parallel führt und diszipliniert ist. Ich bin schon sehr strukturiert und das gibt einem vermeintlich Sicherheit. Natürlich kann man sich nicht darauf verlassen, denn es passiert sowieso alles anders, als man denkt. Aber das ist auch richtig so, sonst wäre es langweilig.
Sie leben also ganz nach dem Motto: „Wer seine Wohnung aufräumt, räumt auch den Kopf auf“?
Richtig, beziehungsweise wenn man keinen klaren Kopf hat, hilft es mir, aufzuräumen. Deswegen ist es bei mir auch sehr ordentlich. (lacht)
Weitere News:
„Das Leben ist kein Kindergarten – Vaterfreuden“ wird am 27. Januar um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.