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Aktienrente: Ist das nicht zu riskant, was der Staat da macht?

Um das deutsche Rentensystem zu stabilisieren, plant die Ampel-Koalition die Aktienrente – Milliarden Euro sollen angelegt werden. Ist das nicht zu riskant?

Die Bundesregierung plant die Aktienrente, um das Rentensystem zu entlasten. Ist das zu riskant?
© IMAGO / Westend61

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Wir stellen einige der geplanten Sozial-Reformen der Ampelkoalition vor.

Die jüngere Generation zahlt durch ihre Beiträge in die Rentenversicherung die Renten der älteren Generation. Doch dieses System kann im Hinblick auf den demographischen Wandel so nicht länger funktionieren. Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter, es gibt immer weniger Beitragszahler.

Um dieses Problem zu bekämpfen, plant die Bundesregierung die Aktienrente. Laut Koalitionsvertrag sollen Steuermittel in Höhe von zehn Milliarden Euro breit gestreut in Aktien angelegt werden. Doch ist das nicht zu riskant, was der Staat da vorhat? Geht Spekulation vor Sicherheit?

Aktienrente „spielt für Altersvorsorge große Rolle“

„Nein, auf gar keinen Fall“, meint Norbert Kuhn, stellvertretender Leiter Fachbereich Kapitalmärkte und Leiter Unternehmensfinanzierung des Deutschen Aktieninstituts. „Die langfristige Aktienanlage hat mit Spekulation überhaupt nichts zu tun.“ Wenn man über einen Zeitraum von mindestens zehn bis 15 Jahren langfristig in Aktien investiere, dann könne man attraktive Renditen erwirtschaften – „das spielt gerade für die Altersvorsorge eine große Rolle“.

„Die Aktienanlage erwirtschaftet hohe Renditen am Kapitalmarkt“, betont Kuhn im Gespräch mit dieser Redaktion. Andere Länder demonstrieren es. In Schweden konnten beispielsweise Renditen von bis zu 14 Prozent erzielt werden – warum hat Deutschland die Aktienrente dann noch nicht viel früher eingeführt? „Leider setzen zu viele Menschen die Aktienanlage immer noch mit Spekulation und Casino gleich, dadurch ergibt sich eine große Skepsis und eine Zurückhaltung gegenüber der Aktie als Anlageform, auch in der Politik“, meint der stellvertretende Leiter Fachbereich Kapitalmärkte.

Nach Ansicht des Deutschen Aktieninstituts sei das aber völlig unbegründet, andere Länder würden es vormachen, „durchaus mit Erfolg“. Und: „Das ist eine Frage des politischen Willens, ob man das macht oder nicht“, so der 50-Jährige. Die Parteien seien bis jetzt eher zögerlich vorgegangen.

„Die Prämienrente, die stark auf Aktien setzt, wurde in Schweden 1998 eingeführt – mit großem Erfolg.“ In Deutschland tue man sich damit eher schwer. Man setze auf das Umlageverfahren, in dem die Beiträge der Arbeitnehmenden direkt zu den Rentnern gespielt würden. Dabei trete aber vor allem das Problem des demographischen Wandels auf: „Es gibt immer weniger Beitragszahler und immer mehr Rentenbezieher.“

Aktienrente ist „Investment für die Zukunft“

Das Deutsche Aktieninstitut nennt keine Prognose für Aktienrenditen. Allgemein gehe man aber von einer Rendite von sechs Prozent aus. Durch die Aktienrente soll die finanzielle Lage in der gesetzlichen Rente verbessert werden: „Die Steuerzuschüsse, die derzeit das Defizit im Umlageverfahren in der gesetzlichen Rente ausgleichen, sollen bei stabilen Rentenbeiträgen abnehmen“, betont Kuhn.

Auch soll das Umlageverfahren im deutschen Rentensystem nicht abgeschafft werden, die Aktienrente diene als sinnvolle Ergänzung. Denn: „Die Vorschläge des Finanzministeriums zur Aktienrente, beziehungsweise dem Generationenkapital, bieten die Chance, in eine aktienorientierte Altersvorsorge einzusteigen.“


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„Die Idee der Aktienrente ist es, über sehr lange Zeiträume in Aktien anzulegen. Sie ist damit für die Altersvorsorge prädestiniert“, macht Kuhn im Gespräch deutlich. Auch ist es laut Kuhn nicht gefährlich, was der Staat mit der Aktienrente plant. „Das ist auf jeden Fall ein Investment für die Zukunft und kann, wenn es richtig gemacht wird, das Umlageverfahren deutlich entlasten“, betont der Leiter Unternehmensfinanzierung des Deutschen Aktieninstituts.