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Mülheim: Frau entdeckt bitteren Aushang in Apotheke – „So weit ist es schon gekommen“

Im Schaufenster der Punkt-Apotheke in Mülheim hat eine Passantin einen Aushang entdeckt, der sie erschüttert.

Mülheim
© IMAGO / Manngold & privat

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Ein Aushang im Schaufenster der Punkt-Apotheke in Mülheim lässt tief blicken. „Wir haben Fiebersäfte“, heißt es darauf kurz und knapp. Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass in einer Apotheke schmerz- und fiebersenkende Medikamente für Kinder erhältlich sind.

Doch angesichts der Entwicklungen in den letzten Monaten (mehr hier) lässt der Aushang tatsächlich viele Menschen aus Mülheim aufatmen. „Die Eltern sind erleichtert, dass sie endlich wieder Fiebersäfte bekommen können“, berichtet eine Apothekerin der Punkt-Apotheke gegenüber DER WESTEN. Passanten lässt der Aushang dennoch fassungslos zurück.

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Mülheim: „So weit ist es schon gekommen“

Eine Mülheimerin hatte den Aushang fotografiert und ihre Entdeckung in einer lokalen Facebook-Gruppe geteilt: „So weit ist es schon gekommen“, kommentiert sie ernüchtert.

Mülheim
Eine Apotheke in Mülheim lässt Eltern aufatmen. Foto: privat

Der Aushang erinnert an die Zustände nach den Hamsterkäufen zu Beginn der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Damals räumten die Deutschen die Supermarkt-Regale leer. Wochenlang herrschte Ebbe bei Mehl, Nudeln, Hefe und Co..

Im Fall der Fiebersäfte ist die Lage allerdings deutlich beunruhigender. Denn der Mangel ist nicht mit einem irrationalen Kaufverhalten zu erklären – sondern mit tatsächlichen Lieferengpässen. So herrscht seit Monaten in deutschen Apotheken ein akuter Medikamentenmangel. Neben zahlreichen Wirkstoffen fehlte es insbesondere an schmerzstillenden Medikamenten für Kinder. Manche Apotheke sah sich deshalb bereits zu drastischen Maßnahmen gezwungen (mehr hier).

Experten haben dringende Forderungen

„Um Lieferengpässe in den Griff zu bekommen, muss die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden“, fordert deshalb der Apothekerverband Westfalen-Lippe.


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Zuletzt führte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rund 300 Meldungen zu Lieferengpässen auf. Die Behörde wies allerdings darauf hin, dass es in vielen Fällen wirkstoffgleiche Präparate gebe. Deshalb sei ein Lieferengpass nicht immer auch ein Versorgungsengpass. Fiebersäfte waren den Winter über jedoch knapp. Kein Wunder, dass die Punkt-Apotheke nun den Kunden die frohe Botschaft übermitteln konnte. Und der Vorrat sollte eine Weile halten, verspricht die Apothekerin aus Mülheim: „Wir haben eine ganze Menge bekommen.“