Zum ersten Mal in der Geschichte kommt es in der Türkei zu einer Stichwahl. Denn am 14. Mai konnte weder Recep Tayyip Erdogan noch sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu mehr als 50 Prozent der Stimmen für sich gewinnen. In Deutschland dürfen die rund 1,5 Millionen Wahlberechtigten bereits den Gang zur Urne gehen – hierzulande kann vom 20. bis 24. Mai gewählt werden.
In der Türkei dürfen die Menschen ihre Stimme in knapp einer Woche, am 28. Mai, abgeben. Verschiedene Experten rechnen in dieser Zeit mit Ausbrüchen von Gewalt. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass, wenn die Wahl am 14. Mai knapp ausgehen sollte, es zu großen Ausschreitungen, Konflikten und Verwerfungen in der Türkei kommen kann – mit der Gefahr innertürkischer Konflikte in Deutschland“, betonte Politikwissenschaftler und Türkei-Experte Burak Copur im Interview mit dieser Redaktion vor dem ersten Wahlgang.
Erdogan: Imam „hetzt und droht“ in Gebet
Die Gewalt in der Türkei verschärfte sich vor allem vor der Wahl. Der Istanbuler Bürgermeister İmamoğlu, ein politischer Gegner Erdogans, wurde beispielweise angegriffen. Es sei nicht absehbar, „was das Erdogan-Regime an Gewalt noch ausüben wird, um die Opposition weiter zu unterdrücken und das Ergebnis für sich zu entscheiden“, erklärte Copur weiter.
In den Sozialen Netzwerken ist nun ein Video aus der Türkei aufgetaucht, in dem ein Imam hetzt und der Bevölkerung droht. Der Journalist und Publizist Eren Güvercin schreibt dazu auf Twitter: „Ein Imam der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Istanbul hetzt und droht in seiner Freitagspredigt“. Dazu gibt Güvercin die Worte des religiösen Würdenträgers wider: „Haltet eure Waffen für die Nacht am 28. Mai bereit. Meine Waffen stehen mit vollen Magazinen bereit. Was hat dieses Land 80 Jahre lang unter der ‚armenischen Brut‘ gelitten?“
Erdogan: Protestler wird aus Moschee geworfen
Diyanet bilde darüber hinaus laut Güvervin auch die Imame des Moscheeverbands Ditib aus. Und dieser Verband trage unter anderem zu einem großen Zuspruch für Erdogan in Deutschland bei. „Erdogan kann sich bei Ditib bedanken für den Zugang in die Gemeinden und dass er so frei Wahlkampf in zahlreichen Moscheen der Ditib führen konnte“, sagte Güvercin im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“. Der türkische Machthaber konnte hierzulande 65 Prozent der Stimmen für sich gewinnen.
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Weiter berichtete Güvercin über einen Mann, der beim Freitagsgebet gegen „diese Hetze des Imams“ protestierte. Die Konsequenz: „Die Gemeinde warf ihn aus der Moschee heraus“.