Nach den Massenschlägereien in Castrop-Rauxel und Essen ist die Lage im Ruhrgebiet weiter angespannt. In ganz NRW ist die Polizei in maximaler Alarmbereitschaft. Viele Bürger sind verunsichert. Zumal sich nach der Massenschlägerei am Freitag (16. Juni) in Essen auch am Wochenende beunruhigende Szenen abgespielt haben.
So musste die Polizei Essen auch am Sonntagnachmittag erneut zu einem Großeinsatz an einer Mosche im Norden der Stadt ausrücken. Jetzt gehen die Beamten einen drastischen Schritt.
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Essen: Polizei-Großeinsatz in Moschee
Eine große Menschenansammlung an einer Moschee in Altenessen hat am Sonntagnachmittag die Polizei auf den Plan gerufen. Die Polizei sprach von rund 200 Personen und etlichen Fahrzeugen aus unterschiedlichen Städten. Es habe sich um eine Vielzahl von Menschen aus dem libanesischen Lager gehandelt, teilte ein Sprecher der Polizei Essen auf Nachfrage von DER WESTEN mit. Ob möglicherweise auch eine Delegation der syrischen Seite vor Ort war, ist unklar.
Auch über die genauen Hintergründe des Treffens gebe es bislang keine Informationen. Ein Ermittlungsansatz: Möglicherweise könnten beide Streit-Parteien einen Friedensrichter eingesetzt haben, um über die Familienfehde zu urteilen. „Das haben wir in der Vergangenheit bei Clan-Streits bereits beobachtet“, so der Sprecher der Polizei Essen. Man habe die Personalien der Beteiligten im Nachgang aufgenommen. Die Moschee selbst hätten die Einsatzkräfte nicht betreten. Ohne den Verdacht auf Straftaten sei es nicht möglich, ein Gotteshaus zu stürmen, erklärte der Polizeisprecher.
Polizei Essen mit klarer Ansage
In Richtung der Streit-Parteien machen die Behörden angesichts möglicher Friedensgespräche eine klare Ansage: „Als Polizei dulden wir keine Paralleljustiz und lehnen den Einsatz möglicher sogenannter Friedensrichter kategorisch ab. Mit dem Einsetzen solcher ‚Friedensrichter‘ wird der Rechtsstaat wissentlich missachtet und das rechtstaatliche Ermittlungsverfahren massiv erschwert.“
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Die Polizei Essen kündigt weiterhin eine hohe Präsenz auf der Straße an und bittet weiter um Hinweise zu den Ereignissen. Pikant: Der Zeugenaufruf richtet sich auch explizit auf die libanesische und syrische Community: „Wir wissen, dass der Großteil von Ihnen dieses Verhalten nicht toleriert. Sie können uns jederzeit über das Hinweisportal anonym Hinweise und Videos zukommen lassen, um uns bei den weiteren Ermittlungen zu unterstützen. Sie können, müssen ihren Namen hierbei aber nicht nennen.“ Sollte ein Hinweis aus dem erweiterten Umfeld der betroffenen Familien eingehen, dürfte dies als Hochverrat der Beteiligten gesehen werden.
Die Lage am Montag (19. Juni) sei bislang ruhig, so der Polizeisprecher am Nachmittag. Es habe keinerlei nennenswerte Beobachtungen gegeben. Dennoch richtet die Polizei Essen einen Appell an alle Bürger der Stadt: „Wenn Sie feststellen sollten, dass sich Personen im Stadtgebiet zusammenrotten, scheuen Sie sich nicht, den Polizeinotruf 110 zu wählen.“