Telefonieren statt trauern, betteln statt beerdigen. Ein Todesfall auf einer Kreuzfahrt hat einer Familie aus Düsseldorf einen wahren Behörden-Alptraum beschert. Statt denn Trauerfall gemeinsam verarbeiten zu können, mussten sie sich mit den Ämtern herumschlagen – und das über Monate.
Der Knackpunkt: Der Deutsche starb während der Kreuzfahrt auf dem offenen Meer, auf einem Schiff unter der Flagge der Bahamas – und plötzlich fühlte sich niemand mehr verantwortlich, die nötigen Dokumente auszustellen.
Kreuzfahrt: Todesfall führt zu Behörden-Wahnsinn
Im Oktober 2022 war Willi Lehmann auf Kreuzfahrt. Die Urlaubsreise ging von Bremerhaven über Großbritannien nach Frankreich und zurück. Doch plötzlich ging es dem 94-Jährigen schlecht. Eine Magenblutung, so berichtet seine Nichte Nicole Dürr dem WDR, führte dazu, dass er noch auf dem Schiff verstarb.
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„Ich habe seine Hand gehalten und habe ihm gesagt ich bringe dich nach Düsseldorf zu deiner Frau“, hatte Dürr dem Witwer versprochen. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie nicht, welcher Alptraum auf sie wartet. Denn ihren verstorbenen Onkel zurück in seine Heimatstadt zu bringen, wurde zu einem wahren Behörden-Horror.
„Emotional war das ganz schlimm“
Die Ämter in Düsseldorf akzeptierten den auf dem Schiff ausgestellten internationalen Todesschein nicht. Weil das Schiff unter der Flagge der Bahamas fuhr, musste eine offizielle Sterbeurkunde aus Nassau her. Doch auch dort stellten sich die Behörden quer. Acht Monate lang (!) kämpfte sich Nicole Dürr mit täglichen Telefonaten und Anfragen durch den internationalen Behörden-Dschungel. Bis dahin durfte ihr Onkel nicht einmal beerdigt werden.
„Die letzten Monate waren sehr belastend, körperlich und auch psychisch. Ich und auch meine Familie konnten überhaupt nicht abschließen und nicht Abschied nehmen. Emotional war das ganz schlimm“, berichtet die Krankenschwester dem „WDR“. „Ich war absolut verzweifelt. Keine Ahnung wie oft ich mit den Behörden Kontakt aufgenommen habe, aber keiner wollte es machen.“
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Erst eine Anfrage bei der Bahamas-Botschaft in London brachte die Dinge ins Rollen. Nun konnte sie Willi Lehmann endlich nach Düsseldorf holen. Bis dahin waren alle Verträge wie Strom, Miete und Versicherungen weitergelaufen – denn es gab ja keine Sterbeurkunde.
Zeitnah soll jetzt die Beerdigung folgen. Für Nicole Dürr eine große Erleichterung. Dennoch hegt sie noch immer Groll. „Mein Onkel war Düsseldorfer mit Leib und Seele. Dass jetzt so mit ihm umgegangen wurde, hat er nicht verdient. Und ich finde, die betreffenden Leute sollten sich auch dafür schämen.“