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NRW: Freibäder wirklich gefährlicher geworden? Polizei-Statistik spricht Bände

Wenn viele Menschen auf begrenztem Raum bei heißen Temperaturen zusammenkommen, kann es zu Eskalationen kommen. Doch sind diese in Freibädern gestiegen?

Wenn viele Menschen auf begrenztem Raum bei heißen Temperaturen zusammenkommen, kann es zu Eskalationen kommen. Doch sind diese in Freibädern gestiegen?
© IMAGO/Panama Pictures

Gewalt in Freibädern: CDU-General fordert Bestrafung am Tattag

Ob Massenschlägerei im Freibad oder Hooligan-Gewalt nach einem Fußballspiel - wenn die Beweislage klar ist, sind Schnellverfahren möglich. Der Aufwand ist allerdings groß. Staatsanwaltschaft und Richter müssten rund um die Uhr bereit stehen.

An heißen Sommertagen strömen zahlreiche Menschen ins Freibad, um sich abzukühlen. Doch die Stimmung dort ist wie das Wetter immer wieder hitzig – vor allem ein Fall machte Schlagzeilen. Im Columbiabad in Berlin-Neukölln brachen Konflikte und Auseinandersetzungen aus. Einige junge Männer zeigten sich äußerst aggressiv, was sogar zu handgreiflichen Prügeleien führte.

Nach den Gewaltausbrüchen war das Freibad eine Woche geschlossen – wer es jetzt besuchen will, wird am Eingang mit dem Ausweis kontrolliert. Doch nicht nur in der Hauptstadt gibt es Stress im Schwimmbad, sondern auch in NRW. Gewalt im Freibad ist ein Problem, das bundesweit auftritt. Doch häufen sich die Falle zurzeit wirklich?

Zahl der Gewalttaten gesunken

Das Erstaunliche: Auch wenn die aktuellen Schlagzeilen ein anderes Bild zeichnen, so ist die Zahl der Taten laut Polizeilicher Kriminalstatistik sogar gesunken. 2019, vor der Corona-Pandemie, waren es insgesamt 2.325 Fälle. 2022, als die Pandemie bereits am Ausklingen war, lagen die Fälle dann bei 2.010, wie aus einem Bericht des WDR hervorgeht.

Das Landeskriminalamt NRW hat für den WDR die Polizeiliche Kriminalstatistik ausgewertet. Das Ergebnis: 2019 begingen Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit rund 29 Prozent der Taten. 2022, drei Jahre später, waren es etwa 37 Prozent. Der WDR kommt zu dem Schluss, dass laut Statistik die Tatverdächtigen überproportional häufig Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind, da in NRW rund 17 Prozent der Menschen ohne deutschen Pass leben.

ABER: In der Kriminalstatistik des LKA gehe es nicht um Asylbewerber und nicht um das Verhalten von Menschen mit Migrationsgeschichte generell. Sondern schlichtweg um Menschen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Darunter fallen beispielsweise auch Italiener, Griechen oder Niederländer.

NRW: „Männer zwischen 12 und 25 sind Hauptverursacher“

„Das sind Menschen, die aus patriarchalischen Familienstrukturen kommen – ein System, das Menschen beibringt, sich nach oben zu beugen und nach unten zu treten“, erklärt der Psychologe Ahmad Mansour auf WDR-Anfrage. Mansour, der selbst einen Migrationshintergrund hat, beobachtet die Gewaltbereitschaft dieser Gruppen mit Sorge. Seiner Ansicht nach habe sich Deutschland zu lange davor gescheut, das Problem klar zu benennen.

Christian Mankel von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen sagt dazu: „Es ist eigentlich egal, wie man in der Kommunikation auftritt, man hat als Rückmeldung entweder man sei Rassist oder Faschist oder man sei links-grün-versiffter Systemling“. Der Bäder-Sprecher ist einer von wenigen, die zu dem Thema klar Stellung beziehen. „Junge Männer zwischen 12 und 25, nicht ausschließlich mit Migrationshintergrund, aber auch mit Migrationshintergrund, sind die Hauptverursacher, die zu Konfliktsituationen führen“, betont er im Gespräch mit dem WDR.


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Aber: „Als ich früher als Kind ins Freibad gegangen bin, gab es auch schon Rangeleien, aber was wir derzeit erleben ist eine neue Qualität“, so Mankel weiter. Auch Psychologe Mansur plädiert für einen offenen Umgang mit den statistischen Zahlen: „Sprachlosigkeit ist eine der großen Ursachen, meiner Meinung nach, für die Stärkung rechtsradikaler Tendenzen, die in unserer Gesellschaft allein diese Themen für sich beanspruchen und darüber reden.“