Sowohl bei den Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken als auch bei den Privatbanken wie Postbank, Deutsche Bank, Commerzbank & Co. ist dieser Trend ungebrochen: Die Institute verringern ihre Filialnetze, wandeln Geschäftsstellen mit Mitarbeitern in reine SB-Automaten-Standorte um oder streichen sie gleich komplett. Gleichzeitig steht Bargeld in Deutschland aber immer noch hoch im Kurs. Und um dies zu bekommen oder wieder abzugeben, braucht man Filialen. Ein Widerspruch, der immer mehr Kunden Kopfzerbrechen bereitet.
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Jedoch erledigen immer mehr Menschen ihre Geldgeschäfte online, schließen auch Kredite im Internet ab. Vor Ort in den Filialen sinkt also die Kundenfrequenz. Gleichzeitig vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo in Deutschland Geldautomaten bei Sparkasse, Postbank & Co. gesprengt und geplündert werden – in der Regel verbunden mit gewaltigen Schäden.
Postbank setzt auf Supermärkte
Auf der Suche nach Möglichkeiten, den Wegfall von Filialen zu kompensieren, gehen die Institute unterschiedliche Wege. Einige Sparkassen schicken zum Beispiel einmal pro Woche rote Sparkassen-Busse in Regionen, in denen es keine Filiale mehr gibt. Darin können die Menschen ihre Geldgeschäfte erledigen. Andere Banken wie auch die Postbank haben Supermarkt-Ketten wie Rewe und Edeka oder auch Tankstellen als Kooperationspartner gewonnen. Dort können Kunden beim Einkaufen Bargeld an der Kasse abheben.
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Doch was ist mit der Gegenrichtung? Wie werden Menschen ihr Geld wieder los? Ob es um Kinder geht, die einen Berg Taschengeld angesammelt haben, oder um Leute, die zum Beispiel bei „Kleinanzeigen“ ihr Auto oder ein Möbelstück für Hunderte oder gar Tausende Euro verkauft haben – wie und wo können sie ihr Geld einzahlen, damit es sicher auf einem Konto ruht, anstatt zu Hause in der Schublade zu liegen? Diese Frage zu beantworten, fällt immer schwerer. Denn die Möglichkeiten, Geld einzuzahlen, werden mit jeder Filialschließung knapper. Erst recht dann, wenn es nicht um Scheine, sondern um Münzen geht.
Sparkasse in Hessen nimmt kein Bargeld mehr an
Für Aufsehen sorgte zuletzt die Entscheidung der Sparkasse Hanau, an ihrem Standort in Niederdorfelden bei Frankfurt/Main gar kein Bargeld mehr anzunehmen. Weder von Gewerbetreibenden noch von Vereinen oder von Kindern, die ihre gesparten „Kröten“ einzahlen wollen. Wegen der geringen Personalausstattung könne diese Dienstleistung nicht mehr angeboten werden. Eine Sparkasse, die kein Geld mehr annimmt? Verkehrte Welt – sollte man meine. Aber keine Seltenheit.
Die Postbank zum Beispiel hat in den vergangenen Jahren nicht nur zahlreiche eigene Filialen geschlossen, sondern auch technische Möglichkeiten reduziert, Geld einzuzahlen. Gab es bis vor einigen Jahren noch an vielen Postbank-Standorten sogenannte „Cash Recycler“-Automaten, an denen Kunden Geldscheine und Münzen gebührenfrei auf ihr Konto einzahlen konnte, wurde zumindest die Annahme von Münzen inzwischen gestrichen. Allzu oft seien die Geräte defekt gewesen, weil Menschen absichtlich oder fahrlässig Fremdkörper in die Geräte geworfen haben – entsprechend groß war der Wartungs- und Reparaturaufwand. Seither ist das Einzahlen von Münzen nur noch am Schalter in „echten“ Postbank-Filialen möglich (also nicht etwa Post-Filialen im Einzelhandel).
Etwas breiter ist das Angebot beim Einzahlen von Scheinen. Denn dafür stehen einerseits an vielen (nicht allen) Postbank-Standorten entsprechend ausgerüstete Geldautomaten zur Verfügung, andererseits auch bei Standorten der Deutschen Bank. Denn beide Institute gehören zum selben Konzern.
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Erheblich mehr Filialen haben zwar die Sparkassen in Deutschland. Doch das heißt nicht automatisch, dass das Einzahlen von Geld deshalb einfacher ist. Die Sparkasse Bochum zum Beispiel nimmt zwar in allen Geschäftsstellen Geld entgegen – je nach Kontomodell gegen eine entsprechende Gebühr. Doch einen Münzzählautomaten gibt es nur noch in der Hauptstelle in der Bochumer Innenstadt.
Münzen einzahlen – bei Berliner Sparkasse per Tüte
Mehr Möglichkeiten, sein Münzgeld einzuzahlen, bietet zum Beispiel die Berliner Sparkasse. Allerdings ist Berlin mit etwa 3,6 Millionen Einwohner auch ziemlich genau zehnmal so groß wie Bochum. Dennoch bieten auch in der Hauptstadt „nur“ knapp 30 der insgesamt mehr als 140 Beratungs- und Privatkunden-Center der Sparkasse die Möglichkeit, Münzgeld einzuzahlen. Dies geschieht bei der Berliner Sparkasse mit einer sogenannten „SafeBag“, also einer speziellen Tüte, die mit dem Geld befüllt und dann abgegeben wird.
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Wie handhaben andere Institute in anderen Städten das Thema? Die Volksbank Hamburg zum Beispiel hält keine Zählautomaten für Münzen vor, aber dafür 16 Automaten im Stadtgebiet, an denen Geldscheine eingezahlt werden können. Und was machen Banken, wie gar keine Filialen betreiben, wie zum Beispiel die ING? Dort greift man wiederum auf den Einzelhandel zurück. Unter anderem bei Rewe, Penny, dm, Rossmann und Toom können ING-Kunden Geld an der Kasse einzahlen – auch ohne dort eingekauft zu haben. Sie müssen die ING-Banking-App zur Legitimation besitzen – und damit leben, dass die Bank 1,5 Prozent des Betrages als Gebühr einbehält.
Immerhin zeigt dieses Beispiel, dass es auch in Zeiten, in denen Bankfilialen immer weniger und Geldgeschäfte immer digitaler werden, durchaus Möglichkeiten gibt, Geld auf das eigene Konto einzuzahlen.