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Übler Juden-Hass auf Schild in Istanbul: Hetzt Erdogan sein Volk auf?

Offener Antisemitismus in der Türkei: Ein Foto entsetzt die Welt. Muss man Präsident Erdogan in die Mitverantwortung nehmen?

Erdogan und seine Rolle im Israel-Konflikt.
© IMAGO / SOPA Images, IMAGO / ZUMA Wire (Collage/Redaktion)

Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Es ist ein Foto aus Istanbul, das im Netz durch die Welt geht und schockiert. Trägt Erdogan eine Mitverantwortung dafür? Die Aufnahme ist in der Nähe des beliebten Freiluftmarktes am Beyazıt Platz aufgenommen worden.

Der Inhaber eines Ladens brachte ein heftiges Schild am Eingang an. Am 17. Oktober kam es zu einer eskalierten Anti-Israel-Demonstration mit 60 Verletzten in Istanbul. Wie schlimm steht es um den Judenhass in der Türkei?

Krasser Antisemtismus in Istanbul: Nur ein Einzelfall?

„Jews not allowed“ – „Juden sind hier nicht erlaubt“ – ein Schild, das an die Anfangszeit der Judenverfolgung der Nazis in den 1930er-Jahren in Deutschland erinnert. Tatsächlich aber 2023 in der Bosporus-Metroppole Istanbul angebracht wurde.

Ein Akt der Diskriminierung, der offensichtlich im Zusammenhang steht mit der Eskalation der Gewalt zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel, unter der die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen in massive Mitleidenschaft gezogen wird. Dafür spricht auch die durchgestrichene Israel-Flagge. Auf der Internetseite des Ladens Ragmen Sahaf ist auf älteren Fotos zudem nichts von diesem Schild zu sehen.

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Erdogan nimmt Hamas-Terroristen in Schutz

Welchen Einfluss übt in diesen Tagen Präsident Erdogan auf die Anti-Israel-Stimmung in der Türkei aus? Kann man ihn mitverantwortlich machen für so ein antisemitisches Schild? Zumindest zeigt er ein Doppelgesicht in der neuen Nahost-Krise. Zum einen gibt er den Vermittler, zum anderen ist er darum bemüht, sein Image als muslimischer Führer in der arabischen Welt zu festigen. Dem Westen wirft er vor, unfähig zu sein, „Israel zu stoppen“.


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In einem Kommentar greift unser Chefreporter Metin Gülmen das Thema auf. Er wirft Erdogan vor, die Mörderbande der Hamas als „Befreiungskämpfer“ zu adeln, die ihr Land schützen wollen. Auch in Deutschland könnten sich Tausende Erdogan-Wähler „aufgefordert fühlen, an Anti-Israel-Demos teilzunehmen und für die Hamas genauso auf die Straße zu gehen wie für ‚ihren‘ Präsidenten“, befürchtet Gülmen (den ganzen Kommentar kannst du hier lesen).

Auch Türkei-Experte Eren Güvercin, Mitglied in der Deutschen Islamkonferenz, bewertet Erdogans Rolle höchst kritisch. Im Interview mit dieser Redaktion sagt Güvercin: „Für Erdogan ist die Hamas eine Widerstandsbewegung und keine Terrororganisation. Daraus macht er auch keinen Hehl.“ Er wirft Erdogans AKP, aber auch der Opposition vor, den Terror der Hamas zu romantisieren (hier mehr im ausführlichen Interview).