Riesen-Wirbel um das sexualpädagogische Konzept in einer Kita in Kerpen (NRW). Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zuerst berichtete, hat eine katholische Einrichtung im Stadtteil Türnich den Kindern einen „geschützten Raum“ angeboten haben, damit sie sich „körperlich entdecken und befriedigen“ können.
Das dazugehörige Konzept hat die Kita in NRW auf ihrer Internetseite beworben. Dort wurde es allerdings mittlerweile entfernt. Auch das Jugendamt hat sich eingeschaltet.
Kita in NRW: Wirbel um Masturbationsraum
In dem Konzept, das DER WESTEN vorliegt, heißt es unter anderem, dass Sexualität zur gesunden Entwicklung von Kindern dazugehöre und deshalb schon lange kein Tabuthema mehr sei. Es gehe dabei in keiner Weise um sexuelle Aufklärung. Stattdessen solle jedes Kind Erfahrungen machen können, zum Beispiel durch „Doktorspiele, bei denen es natürlich klare Regeln geben muss und die immer mit einem wachsamen Auge der Erzieher/innen in den Blick genommen werden.“
Zur Umsetzung heißt es weiter: „Kinder werden im geschützten Raum, vor den Blicken anderer verborgen umgezogen“. Es sind Formulierungen, die zu Missverständnissen führen können und wohl deshalb auch vom Kirchengemeindeverband Kerpen Süd-West offline genommen wurde.
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Sexualpädagogische Konzepte in Kindergarten stehen dabei nicht grundsätzlich zur Debatte. In vielen Einrichtungen sollen Kinder bei Fragen zur Sexualität nicht sich selbst überlassen werden. Stein des Anstoßes in Kerpen ist vor allem der Raum als Rückzugsort zur Selbstbefriedigung.
Nicht der erste Fall
Die AfD hat den Fall deshalb auf die Tagesordnung im NRW-Landtag gestellt. Das führte dazu, dass die Stadt das Jugendamt eingeschaltet hat. „Weder dem örtlichen noch dem überörtlichen Jugendamt sind Kitas im Stadtgebiet Kerpen bekannt, die über Rückzugsräume zur Umsetzung von Sexualpraktiken verfügen“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Zeitung mit. Auch aus Sicht der Landesregierung seien separate Räume in Kindergärten allein zur „sexuellen Selbsterkundung“ nicht als Teil der frühpädagogischen Praxis vorgesehen.
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Dem Konzept des Pädagogen Jörg Maywald zufolge gehe es darum, kindliche Sexualität zu begleiten, um Missbrauch, sexuelle Gewalt und problematisches Verhalten vorzubeugen. Doch in der Umsetzung sehen Jugendämter Probleme. Ein ähnliches Projekt hat das Jugendamt in Niedersachsen daher im Sommer letzten Jahres gestoppt. Auch in der betreffenden Awo-Kita in Hannover sorgte ein „Körpererkundungsraum“ für Aufregung.