Wenn auf Mallorca Hochsaison ist, dann wimmelt es an der Playa nicht nur vor Touristen, sondern auch vor Helmuts. So werden die illegalen Straßenverkäufer genannt, die den weiten Weg vom Senegal bis auf die Baleareninsel gemacht haben.
So auch der „kleine Abdou“, wie ihn jeder auf Mallorca nennt. Abdou ist 2016 mit einem kleinen Schiff auf die Insel gekommen. Damals war er gerade einmal 15 Jahre alt, als seine „Karriere“ als Helmut begann. Kurz darauf traf er auf eine deutsche Touristin – diese Begegnung sollte sein Leben für immer verändern.
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Mallorca: Helmut bekommt einmaliges Angebot
An der Playa de Palma entdeckte Abdou seine vermeintliche Kundschaft. Doch das Verkäufer-Gespräch entwickelte sich plötzlich anders, als er gedacht hätte. „Ich war mit meinem Mann hier und der Abdou war der jüngste und kleinste von allen Helmuts. Er konnte nur sagen „Deutschland gut“ und mein Mann hatte dann die Idee, dass er mal zu uns nach Deutschland zu Besuch kommt“, verrät Bärbel Poppitz im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Der damals 15-jährige Senegalese zögerte nicht lange und nahm das großzügige Angebot kurzerhand an. Die Inhaberin eines Reisebüros kaufte dem jungen Straßenverkäufer ein Flugticket und eine Woche lang durfte Abdou bei der Familie wohnen. Schnell merkte er, dass seine Vorstellung von Deutschland nicht der Realität entsprach.
„Damals habe ich gedacht, dass jeder eine Geldmaschine zu Hause hat, weil sie hier ohne Ende Sachen kaufen. Und ich dachte, dass alle betrunken sind, aber es ist nicht so, weil die Deutschen arbeiten auch hart für ihr Geld“, stellte Abdou fest. In der Zeit habe er den gleichaltrigen Sohn von Bärbel Poppitz zur Schule und zum Fußballtraining begleitet.
Außerdem hätten sie gemeinsam an seinen Deutsch-Kenntnissen und den Benimmregeln gearbeitet. „Alle Menschen sind nett und ich habe von Mutti gelernt, dass man alte Menschen grüßen muss. Deshalb war ‚Guten Morgen‘ auch mein erstes Wort“, erinnert sich der heute 23-Jährige.
Auch die 59-Jährige hat es nie bereut, den Senegalesen einen Einblick in ihre Welt zu geben. „Er war ein ganz feiner Mensch und hat immer ‚Mama‘ und ‚Papa‘ zu uns gesagt. Und unser Sohn hat sich direkt mit ihm angefreundet.“
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„Helmut“ trifft Entscheidung
Nach einer Woche musste Abdou wieder zurück zu den anderen Helmuts, da er sonst seinen Schlafplatz verloren hätte. Doch für den Teenager stand damals schon fest, dass er wiederkommen wollte. „Ich habe Deutschkurse gemacht und den spanischen Pass bekommen, deshalb konnte ich zurück. Jetzt wohne ich in Deutschland und arbeite in einer Firma und bin als Fliesenleger oder auch als Maler tätig“, berichtet er weiter.
Dennoch ziehe es ihn im Sommer immer wieder nach Mallorca zurück. Um hier als Helmut Geld zu verdienen, nehme er sich in Deutschland im Sommer unbezahlten Urlaub. Und auch „Mutti“, wie er Bärbel Poppitz nach wie vor nennt, trifft Abdou auf der Baleareninsel regelmäßig wieder.