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Nordkoreanische Soldaten für Putin – „Wäre schärfste Form der Eskalation“

Die NATO hat es bestätigt: Nordkoreanische Soldaten unterstützen Putin. Es droht die schärfste Eskalation, meint Experte Rüdiger Frank.

Die nordkoreanische Unterstützung für Putin könnte zur Eskalation führen.
© Rüdiger Frank

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Die nicht abreißenden Meldungen, dass Kim Jong-un nordkoreanische Soldaten zur Unterstützung Russlands entsendet haben könnte, haben für eine weitere Zuspitzung des Ukraine-Kriegs gesorgt. Die Ukraine spricht von 12.000 Soldaten, welche Putin an der Front unterstützen sollen. Auch NATO-Generalsekretär Rutte hat am Montag (28. Oktober) die Präsenz nordkoreanischer Soldaten bestätigt. Ein Einsatz auf ukrainischem Territorium „wäre die schärfste Form der Eskalation“, sagt Ostasien-Experte Rüdiger Frank.

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Wladimir Putin soll laut Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums bereits über 640.000 Soldaten verloren haben (verletzt oder getötet). Die Unterstützung von tausenden nordkoreanischen Soldaten käme dem Kreml-Chef daher sehr gelegen. Fakt ist, dass Putin und Kim Jong-un im Juni einen gemeinsamen Militärpakt geschlossen haben.

Inzwischen sprechen auch die Vereinigten Staaten von Amerika – und somit das Schwergewicht der NATO – unverblümt von einem Einsatz nordkoreanischer Truppen. Es „liegen uns Beweise vor, dass da nordkoreanische Soldaten sind, die (…) nach Russland gegangen sind“, sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin der „Washington Post“.

Nordkorea-Einsatz könnte Putin im eigenen Land entlasten

So weit geht Nordkorea-Experte Rüdiger Frank im Gespräch nicht. Er ist Professor für Ostasiatische Wirtschaft und Gesellschaft an der Universität Wien. Seit 1991 forscht er zu Nordkorea. Frank verweist darauf, dass man sich mit Reaktionen so lange zurückhalten müsse, bis Tatsachen vorliegen. Dennoch hält er es nicht für ausgeschlossen, dass sich Soldaten dem Verlangen von Putin anschließen.


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„Ein Einsatz nordkoreanischer Truppen scheint bevorzustehen. Unklar ist aber unter anderem, wo diese eingesetzt werden. Je nach Einsatzort ergeben sich unterschiedliche Bewertungen und Konsequenzen“, so Frank. Das erste Szenario wäre seiner Meinung nach ein Einsatz in der Region Kursk, welche „unbestritten ein Teil Russlands ist“.

„Ein Einsatz dort würde Putins Truppen entlasten und den Einsatz von Truppen eines Drittstaates auf ukrainischem Gebiet vermeiden. (…) Nordkoreas Truppen hätten ein klar definiertes Ziel: die ukrainischen Truppen bis an die Grenze der Ukraine zurückdrängen und dann stehenbleiben“. Nordkoreas Medien haben bisher auch nur von einem Recht des Einsatzes in Russland gesprochen, nicht in der Ukraine.“

Einen solchen Einsatz an der Seite von Putin hält Frank für am wahrscheinlichsten. Dieser würde nicht zwangsläufig ein Einschreiten von NATO-Truppen bedeuten beziehungsweise erfordern. NATO-Generalsekretär Rutte hat einen solchen Einsatz inzwischen betätigt. Man stimme sich bereits innerhalb der NATO ab, heißt es.

Einsatz auf ukrainischem Territorium hätte „unabsehbare Konsequenzen“

Das zweite denkbare Szenario sei ein Einsatz in den Regionen Donezk und Lugansk. Diese haben ihre Unabhängigkeit von der Ukraine erklärt und sich dem Putin-Regime angeschlossen. Die westlichen Länder erkennen dies jedoch nicht an. „Nordkorea sieht diese Regionen seit 2022 zwar offiziell als Teil Russlands, ein Einsatz hier wäre aber dennoch eine für Nordkorea riskante Provokation des Westens“, so die Einschätzung.

Szenario Nummer drei hingegen wäre die „schärfste Form der Eskalation dieses Krieges“. Hierbei handelt es sich um einen Einsatz auf ukrainischem Territorium. Ein solcher „hätte sehr wahrscheinlich weitreichende Folgen, einschließlich eines Eingreifens der NATO mit eigenen Soldaten“. Sollte Nordkorea hier an der Seite von Putin kämpfen, würde dies unabsehbare Konsequenzen bis hin zum Dritten Weltkrieg bedeuten. „Auch ein Schlag gegen Nordkorea selbst wäre dann denkbar, wenn es offiziell zur Kriegspartei gegen die NATO wird. Das alles ist den Herren Kim und Putin natürlich bewusst.“ Angesicht dieser Auswirkungen hält Frank einen solchen Einsatz für „eher unwahrscheinlich“.