Luisa Neubauer macht Wahlkampf. Wer glaubt, dass sie das in Deutschland macht, irrt. Kurz vor der US-Wahl treibt sich die deutsche Klimaaktivistin in Amerika herum und macht Türwahlkampf für Kamala Harris. Das Netz reagiert mit Spott.
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Sie habe in Pennsylvania mit hunderten Menschen an deren Haustüren gesprochen, leitet Luisa Neubauer auf ihrem X-Account den Bericht von ihrer US-Wahlkampftour ein. Darunter: eine Bandbreite von überzeugten Trump-Wählern bis zu Jill-Stein-Unterstützern.
Neubauer: „Richtig bitter“ sind die wohlständigen Menschen
Dabei seien es nicht die „Make America Great Again“-Haushalte gewesen, die sie bedrückten. Sondern „richtig bitter“ seien die Gespräche mit den Menschen gewesen, „die offensichtlich wohlständig sind“ und „die sich ganz offensichtlich nicht für die Wahl interessieren“. Die achselzuckend fragen würden, „warum Pennsylvania noch mal wichtig ist“ oder angeben, dass sie keinen der beiden Kandidaten mögen.
Das seien „Menschen, die augenscheinlich von einer boomenden Wirtschaft profitieren, die jede Möglichkeit haben, sich zu informieren und sich ganz offensichtlich dagegen entscheiden“.
Auch bedrückten sie die „Momente an endlosen Türen, an denen der Ehemann oder Vater aufmacht, und sich auf Nachfrage weigert, Ehefrauen oder erwachsene Kinder an die Tür zu holen, die im Wählerverzeichnis als Independent oder Democratic gelistet sind“.
Man sehe „durch die Tür die Frau in der Küche, vor der Tür wehen überdimensionierte „Take America Back“ Flaggen neben drei Autos und einem Vorgarten, der seit Jahrzehnten keinen Kontrollverlust erlebt hat“.
Viele Menschen wissen noch nicht, wen sie wählen
Jedoch gebe es auch „viele Gespräche mit Menschen, die sich über Besuch freuen, weil sie nicht wissen, wie genau sie wählen können, oder wo ihr Wahllokal ist, Menschen in kleinen Reihenhäusern, mit Trubel von Kind, Hund und Großmutter im Hintergrund, die nach mehr Informationen fragen“.
Auch wenn ihre US-Wahlkampf-Tour sicherlich gut gemeint ist, erscheint sie doch übergriffig. Keiner würde etwas dagegen sagen, wenn sie Parteitagen oder Kampagnenbüros einen Besuch abstatten würde, um zu lernen. Doch wenn sie aktiv mitmischt, mit Wählern spricht und sie zu überzeugen versucht, ist das eine Grenzüberschreitung.
Man muss es nur umdrehen: Was würde sie sagen, wenn Trump-Jünger in Deutschland für die AfD Wahlkampf machen?
Auf X findet Luisa Neubauer viel Kritik für ihre Amerika-Tour. So fragt beispielsweise NZZ-Journalistin Fatina Keilani kopfschüttelnd: „Wie selbstherrlich kann man sein?“ Welt-Journalistin Anna Schneider findet eine kurze Beschreibung dessen. Sie schreibt auf Neubauers Beitrag nur ironisch: „Deutsche Weltretter“. Ein anderer Nutzer schreibt: „Nächstes Jahr klingelt irgendein Amerikaner bei mir und belabert mich, warum ich SPD wählen sollte.“