Lebt Saskia Esken in einer Parallelwelt, fragen sich jetzt viele nach dieser Aussage. Die Chefin der SPD glaubt, dass fast jeder Zweite ihre Partei wählen könnte. Wörtlich sagte sie in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ am Sonntagabend (24. November): „Wir haben wahrgenommen, dass wir ein Wählerpotenzial haben, das immer noch bei 47 Prozent liegt.“
+++ Auch spannend: Olaf Scholz hat noch eine Mini-Chance – aber dafür müsste etwas Furchtbares passieren +++
Absolute Mehrheit für Olaf Scholz im Bundestag? Klingt völlig abwegig. Zur Erinnerung: In aktuellen Umfragen liegt die SPD irgendwo zwischen 14 bis 16 Prozent.
Darauf bezieht sich Esken
Doch während es im Netz direkt viel Häme und Spott für ihre Aussage gibt, sollte man fair bleiben. Denn Esken bezieht sich auf Zahlen des ARD-Deutschlandtrends. Für das Erste hatte Infratest dimap ermittelt, welche Partei für die Befragten grundsätzlich in Frage kommen. Hier waren auch Mehrfachnennungen möglich. Beispielsweise konnte jemand, der aktuell CDU wählen will, antworten, dass er sich grundsätzlich vorstellen kann auch für FDP oder SPD zu stimmen, nicht aber für AfD, BSW oder Linke oder Grüne.
So kommt der ARD-Deutschlandtrend zu dem Ergebnis, dass 47 Prozent der Befragten sich theoretisch vorstellen können, ihr Kreuz bei der SPD zu machen. Ebenfalls für 47 Prozent kommt das grundsätzlich nicht in Frage. Damit hat die SPD das zweitgrößte Wählerpotenzial, nach CDU/CSU mit 55 Prozent, aber noch vor den Grünen mit 33 Prozent.
Zweckoptimismus bei der SPD
Wie wenig aussagekräftig diese Umfrage aber in der Realität ist, zeigt sich auch am Beispiel der FDP. Die Liberalen kämpfen aktuell darum, die 5-Prozent-Hürde zu überwinden, kommen beim maximalen Wählerpotenzial aber auf 28 Prozent. Damit liegt die Lindner-Partei vor der AfD (25 Prozent), BSW (20 Prozent) und Linke (18 Prozent).
Weitere interessante Nachrichten für dich:
Es ist somit vor allem eine fiktive Fragestellung. Eskens Aussage ist purer Zweckoptimismus und soll ihrer Partei Mut machen. Hinzu kommt, dass die SPD nur noch rund drei Monate Zeit hat, die Wählerinnen und Wähler umzustimmen und wieder von sich zu überzeugen.