Nach Recherchen der „Welt“ gehen Menschen mit türkischer, serbischer und libanesischer Nationalität in Deutschland deutlich häufiger früher in Rente als der Schnitt der Bundesbürger. Dieser Trend deckt sich in Teilen mit Zahlen aus Dänemark, die Anlass für die Recherche der Zeitung auch hierzulande waren.
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Es gibt auch eine Theorie, woran das liegen könnte könnte. Die Zahlen lassen aber noch Raum für Interpretationen.
Höhere Frührentnerquote bei Deutsch-Türken und anderen Gruppen
Laut den Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bekommen 13 Prozent aller Bundesbürger im Alter zwischen 50 bis einschließlich 65 Jahren eine gesetzliche Rente. Das sind rund 2,36 Millionen Menschen. Diese Zahl bezieht sich auf alle, die vorzeitig oder wegen einer Erwerbsminderung in Rente sind. Die kleine Anzahl derer, die unter 66 Jahren schon eine Regelrente erhalten, ist nicht enthalten.
Aufgeschlüsselt in verschiedene Einwanderungsgruppen zeigt sich eine Auffälligkeit. Demnach erhalten 20 Prozent der Türken zwischen 50 bis 65 Jahren bereits eine Rente, sowie 20,8 Prozent der Serben und 18,6 Prozent der Libanesen. Hinzu kommt, dass weitere 18 Prozent der Türken in dieser Altersgruppe Bürgergeld erhalten, unter deutschen Staatsbürgern bekommen dagegen nur vier Prozent die staatliche Grundsicherung.
Der Trend zur früheren Rente trifft allerdings nicht auf alle Einwanderungsgruppen zu. Afghanen (6 Prozent), Iraker (5 Prozent) und auch Kosovaren (4 Prozent) arbeiten länger als der Schnitt der Bundesbürger.
Eher in Rente: Liegt es am körperlichen Verschleiß?
Doch woran könnte es liegen, dass zum Beispiel Deutsch-Türken vergleichsweise oft früher in Rente gehen oder mit über 50 Jahren häufiger Sozialleistungen beziehen? In Dänemark, wo es eine Debatte um diese Frage gibt, hat der Arbeitgeberverband eine Theorie.
Demnach könnte die vergleichsweise häufige Beschäftigung der Migranten in Berufen, die besonders körperlich belastend sind, eine Erklärung sein. Da viele Menschen in den 1960er und Anfang der 1970er-Jahre als junge Arbeitsmigranten („Gastarbeiter“) nach Deutschland kamen, um in der Industrie, am Bau, in der Pflege oder im Handwerk tätig waren, könnte dies tatsächlich ein Grund sein, dass sie frühzeitig aus dem Berufsleben ausschieden. Auch die Kinder der ersten Generation der Gastarbeiter arbeiten überdurchschnittlich oft in körperlich anstrengenden Berufen mit eher geringer schulischer Qualifikation.
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Der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen ordnete die Zahlen für „Welt“ ein. Demnach sei in Dänemark, ebenso wie in Deutschland, „klar erkennbar, dass die Arbeitsbeteiligung einiger außereuropäischer Einwanderergruppen im gehobenen Alter relativ schwach ist“.