Bei Borussia Dortmund so durchstarten wie Jadon Sancho oder Jude Bellingham – den Traum haben viele Jugendspieler. Einst träumte auch Colin Kleine-Bekel davon, der von 2016 bis 2022 der BVB-Jugend angehörte. Trotz A-Jugend-Meisterschaft, die er unter anderem an der Seite von Jamie Gittens holte, reichte es nicht zum Durchbruch.
Kleine-Bekel verschlug es nach Kiel, wo er zur Stammelf der Aufstiegsmannschaft gehörte, ehe ihn eine schwere Verletzung außer Gefecht setzte. Noch immer ist er in der Reha, verpasst deshalb das erste Bundesligaspiel seines Vereins gegen Borussia Dortmund. Im Interview mit DER WESTEN spricht er über die Verletzungspause, das Verpassen des Duells gegen seinen Ex-Klub und packt schonungslos offen aus, woran er beim BVB scheiterte.
Borussia Dortmund: Ex-Juwel Kleine-Bekel verpasst direktes Duell!
DER WESTEN: Hallo Colin! Die wichtigste Frage vorneweg: Wie lange dauert es noch, bis du endlich dein Comeback feiern kannst?
Colin Kleine-Bekel: Auf den Tag freue ich mich natürlich auch schon, aber ich habe mir jetzt kein Datum gesetzt, wann ich wieder zurück sein möchte. Ich gehe Schritt für Schritt durch meine Reha und weiß, dass ich noch ein bisschen Arbeit vor mir habe.
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Wie weit bist du denn mit deiner Reha?
Ich darf mittlerweile wieder Zeit auf dem Platz verbringen. Das läuft zwar alles noch mit dem Reha-Trainer und mit individuellen Einheiten, aber ich arbeite täglich an meinem Comeback. Da bin ich auf einem guten Weg.
Am Dienstag empfängt Holstein Kiel Borussia Dortmund, für die du sechs Jahre in der Jugend gespielt hast. Hättest du dir gewünscht, zu diesem besonderen Duell wieder fit zu sein?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe ja noch nie gegen Borussia Dortmund gespielt (lacht). Natürlich wäre das besonders gewesen. Ich bin mit dem Verein immer noch verbunden und sehr dankbar für die Ausbildung, die ich bekommen habe. Aber es war leider absehbar, dass sich meine Verletzung ziehen wird. Von daher war mir klar, wahrscheinlich erst im Rückspiel gegen den BVB antreten zu können. Daher freue ich mich jetzt, das Hinspiel als Zuschauer zu verfolgen.
Die Frage, ob du im Stadion bist, erübrigt sich, oder?
Ja, auf jeden Fall. Das lasse ich mir nicht entgehen!
„Ich war einfach nicht gut genug“
Wenn du an die Zeit in Dortmund zurückdenkst und sagst, dass du noch eine Verbindung zum BVB hast – blickst du insgesamt positiv zurück, auch wenn es mit dem Durchbruch bei den Profis nicht funktioniert hat?
Absolut. Ich bin mit 14 Jahren zu Borussia Dortmund gewechselt und habe nicht nur für den Fußball viel gelernt, sondern mich auch als Mensch und Charakter weiterentwickelt. Ich hatte dort viele gute Trainer, die mir enorm geholfen und mir viel beigebracht haben. Ich würde da gar nicht eine Sache herausheben, aber natürlich war das Ende mit der Deutschen Meisterschaft in der U19 ein Highlight.
Kann man rückblickend denn an einer Sache festmachen, warum es mit dem Sprung zu den BVB-Profis nicht geklappt hat?
Am Ende ist das simpel. Ich war mit 18 oder 19 Jahren für die erste Mannschaft des BVB einfach nicht gut genug, so ehrlich muss ich sein. Ich durfte damals unter Marco Rose einmal mit ins Trainingslager nach Bad Ragaz und habe da auch ein Testspiel absolviert. Das war eine unfassbar coole Erfahrung. In der Woche habe ich aber trotzdem gemerkt, dass die Jungs, die da gespielt haben, schon noch auf einem ganz schönen Level kicken, wo ich zu dem Zeitpunkt halt auch einfach noch nicht war.
Auch wenn du selbst nicht spielen kannst am Dienstag – deine Einschätzung: Worauf muss der BVB als Favorit in Kiel aufpassen?
Wir reden hier häufig über die Underdog-Rolle. Für uns ist klar, dass wir als Gruppe zusammenhalten müssen und nur als Mannschaft in dieser Liga gute Leistungen zeigen können. Wir müssen alles raushauen. Dass da gute Spieler und ein großer Verein auf uns zukommen, ist uns klar. Aber wir suchen alle den Wettbewerb und wollen uns messen. Deswegen bin ich echt gespannt, wie das Spiel verlaufen wird.
Borussia Dortmund: Für Ex-Juwel kommt es knüppeldick
Du warst Stammspieler der Aufstiegsmannschaft in der letzten Saison. Dann verletzt du dich schwer, verpasst den Rest der Spielzeit genauso wie die erste Bundesliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte. Jetzt ist im Winter noch ein neuer Spieler für die Innenverteidigung gekommen, während du immer noch nicht spielen kannst und dein Vertrag im Sommer ausläuft – ist das nicht alles irgendwann zu viel auch für den Kopf?
Ja, das stimmt alles und das ist meine aktuelle Situation. Aber im Moment komme ich gut damit klar, weil ich mich einfach auf meine Gesundheit konzentriere. Das ist für mich das Wichtigste. Mein Ziel ist, wieder gesund zu werden und Fußball spielen zu dürfen. Und ich glaube, dann klären sich die anderen Sachen auch von allein.
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Wie optimistisch bist du, noch in dieser Saison wieder Stammspieler sein zu können?
Das ist mir gar nicht so wichtig. Wichtig ist mir, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind. Über die Spielzeit entscheidet der Trainer. Dafür muss ich ohnehin erst wieder aufs Wettkampfniveau kommen. Das probiere ich und werde dann alles dafür geben, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind. In welcher Rolle das sein wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen.
Blicken wir noch auf deine persönliche Zukunft: Wie schon erwähnt, läuft dein Vertrag im Sommer aus. Hat man während der Reha den Kopf für, sich auch noch damit zu beschäftigen?
Wie gesagt: Mein Fokus liegt komplett darauf, wieder gesund zu werden und auf den Platz zurückzukehren. Trotzdem gab es schon Gespräche. Mehr gibt es da aber nicht zu sagen.