Es scheint eindeutig zu sein, wie die Bundestagswahl ausgeht. Auch nach dem Migrationsstreit im Bundestag und dem Eklat um den AfD-Wortbruch von Friedrich Merz, gab es keine Bewegung in den wichtigen Umfragen von ARD und ZDF. Die Union verbesserte sich sogar leicht auf 30 bzw. 31 Prozent. Es scheint alles gelaufen zu sein. Die Frage ist nun nur noch, ob es Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün wird, möglicherweise auch eine Deutschland-Koalition mit der FDP, wenn es die Liberalen in den Bundestag schaffen.
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Doch möglicherweise ist es gar nicht so entschieden, wie alle denken. Die vorgezogene Neuwahl mit dem Eiltempo-Wahlkampf hat besondere Bedingungen.
Union klarer Favorit, aber jeder Zweite hält Wahlausgang noch für offen
So gehen zwar 79 Prozent der Befragten im jüngsten ZDF-Politbarometer (7. Februar) davon aus, dass CDU/CSU die kommende Bundesregierung anführen werden. Gleichzeitig aber meinen 51 Prozent dass es nicht noch klar sei, wer die stärkste Partei wird. Jeder Zweite hält das Rennen also noch für offen – trotz des großen Vorsprungs für die Merz-Truppe.
Durch die jüngste Debatte um Migration und die gemeinsamen Abstimmungen von Union, FDP und AfD im Bundestag, scheint die Bevölkerung besonders politisiert und polarisiert zu sein. So geben 84 Prozent laut der ZDF-Erhebung an, ein (sehr) starkes Interesse an der Bundestagswahl zu haben. Im September 2021 waren es nur 75 Prozent.
Wie viele Wählerinnen und Wähler sind noch unentschlossen?
Die große Frage ist nun, wie groß der Anteil der Unentschlossen ist, die ihre Wahlentscheidung noch nicht final gefällt haben. Gegenüber der „Berliner Morgenpost“ rechnete Forsa-Chef Manfred Güllner Anfang Februar mit „rund 25 Prozent“, ähnlich wie bei der letzten Bundestagswahl. Stefan Merz, Direktor des Instituts Infratest Dimap, das für die ARD die Umfragen erstellt, geht von etwa 20 Prozent der Wahlberechtigten aus, die noch unentschlossen sind.
Im Gespräch mit der „Tagesschau“-Redaktion führte Merz aus, dass seinem Namensvetter Friedrich Merz der Wahlsieg kaum zu nehmen sei, aber auch dieser als Kanzlerkandidat „keine strahlenden Werte“ erhält. Begeisterung sehe „tatsächlich anders aus“. So gebe es im Wahlvolk zwar eine Wechselstimmung, aber nur „mit angezogener Handbremse“.
Rekord-Zugriffe beim Wahl-O-Mat vor der Bundestagswahl 2025
Ein weiterer Indikator dafür, dass viele Wählerinnen und Wähler noch unentschlossen sind, welche Partei sie bei der Bundestagswahl wählen sollen, sind die Aufrufzahlen beim Wahl-O-Mat. So berichtet das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“, dass das Tool binnen 24 Stunden schon über neun Millionen Mal genutzt wurde. Bei der Wahl 2021 kam die Wahlentscheidungshilfe innerhalb der ersten 24 Stunden auf 7,1 Millionen Aufrufe. Der Bedarf nach Orientierung scheint somit gewachsen zu sein!
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Gelingt es der Scholz-SPD, den Habeck-Grünen oder der Lindner-FDP im Wahlkampfendspurt noch viele der unentschiedenen Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren, könnten die Wahlergebnisse am 23. Februar für diese Parteien doch erträglich ausfallen als aktuell die Umfragen. Das Rennen ist vielleicht nicht mehr ganz offen, aber noch spannend. Besonders auch, was die kleinen Parteien wie FDP, BSW und Linkspartei angeht.