Es ist eine ungeschönte und auch düstere Analyse des Stimmungsbildes in der Bevölkerung. Im ARD-Talk von Sandra Maischberger seziert der Kölner Kabarettist Jürgen Becker, wie das Wahlvolk auf die Bundestagswahl am 23. Februar und die kommenden Jahre blickt.
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Der 65-Jährige, bekannt aus dem WDR, wirft den Parteien vor, den Menschen etwas vorzumachen. Angesichts der Herausforderungen durch Donald Trump, Wladimir Putin, China, der Klimakrise und weiteren könnte die Bevölkerung mehr Realismus und Wahrheit vertragen.
„Nach sieben Jahrzehnten geht Ära zu Ende“
Er wünsche sich, so Becker, dass die Bürgerinnen und Bürger ernst genommen werden. Alle, „die ihre sieben Sinne beieinander haben“, würden schon längst spüren, dass sich etwas verändert, so seine Einschätzung bei Maischberger.
„Nach sieben Jahrzehnten ständig steigenden Wohlstandes, geht diese Ära zu Ende. Dass bisschen Wachstum, was wir noch bekommen werden, was Merz ja auch will, dass werden wir brauchen für Verteidigung, für Klimaschutz, für Klimaanpassung, für Bildung, für die Infrastruktur. Das kostet alles wahnsinnig viel Geld. Und ich glaube nicht, dass es da noch etwas zu verteilen gibt. Außer von oben nach unten, aber das will ja Merz nicht.“
Jürgen Becker bei Maischberger (ARD)
Kabarettist kritisiert „mehr Netto“-Wahlkampf bei Maischberger (ARD)
Becker geht sogar davon aus, dass viele in der abgesicherten Mittelschicht auch bereit wären, gewisse Opfer zu bringen, um diesen „Kraftakt zu stemmen“. Vorausgesetzt, es gehe insgesamt gerecht zu.
Enttäuscht zeigt er sich daher in der ARD-Sendung von Maischberger darüber, dass die Scholz-SPD, Merz-Union und andere aber stattdessen mit blumigen „mehr Netto für dich“-Versprechungen ein völlig anderes Bild der Lage zeichnen.
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ARD-Deutschlandtrend bestätigt Becker nur teilweise
Tatsächlich ergab ein ARD-Deutschlandtrend im Januar allerdings, dass zum Beispiel der Klimawandel nur für 13 Prozent zum wichtigsten beziehungsweise zweitwichtigsten Thema vor der Bundestagswahl zählt. Auch die Themen Kriege/Frieden/Außenpolitik spielen, trotz des Ukraine-Konflikts, mit 14 Prozent nur eine untergeordnete Rolle.
Stattdessen sind Zuwanderung/Flucht (37 Prozent) und Wirtschaft (34 Prozent) vorne. Besonders von CDU/CSU und AfD werden die Wirtschaftskrise und die Begrenzung von illegaler Migration in den Mittelpunkt des Wahlkampfes gerückt. Die Themenkomplexe Asyl und Wirtschaft bestimmten auch das TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz.