Anfang Februar ging ein Raunen durch die LGBTQ-Community. Denn das beliebte Dating-Portal für Schwule, Romeo, veröffentlichte die Ergebnisse einer Umfrage zur bevorstehenden Bundestagswahl, die sie unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat. Mit 27,9 Prozent konnte die AfD hier die meisten Stimmen einfahren – und das, obwohl die Partei eigentlich alles andere als LGBTQ-freundlich eingestellt ist.
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Doch nun bringt eine neue Umfrage Bewegung in die Sache. Hier liegt die AfD plötzlich nur noch bei 2,8 Prozent. Wie kann das sein?
Umfragetief für die AfD
Im Moment werden von den verschiedenen, großen Umfrageinstituten fast täglich neue Erhebungen zur Wahlabsicht der Bevölkerung veröffentlicht. Die Ergebnisse sind dynamisch und verändern sich, doch im Großen und Ganzen sind klare Tendenzen bei den einzelnen Parteien erkennbar.
Umso überraschender ist es jetzt, dass zwischen der Umfrage von Romeo und der, die von dem Verband Queere Vielfalt in Kooperation mit der Universität Gießen veröffentlicht wurde, immense Unterschiede liegen, besonders bei der AfD.
Dating-Portal Romeo | Verband Queere Vielfalt/Universität Gießen | |
CDU/CSU | 17,6 % | 3,3 % |
SPD | 12,5 % | 7,2 % |
Grüne | 19,9 % | 43,5 % |
Die Linke | 6,5 % | 24,9 % |
AfD | 27,9 % | 2,8 % |
FDP | 3,6 % | 2,0 % |
BSW | 4,5 % | 1,6 % |
Im direkten Vergleich sieht man gerade bei der AfD, Der Linke und den Grünen drastische Differenzen – und das, obwohl auch die neuere Studie aus Gießen die Umfrage unter Schwulen durchgeführt hat. Demnach ist hier nicht die AfD mit weitem Abstand am beliebtesten, sondern die Grünen. Zwei Parteien, die kaum konträrer sein könnten. Wie ist das möglich?
Umfrageergebnisse sind sehr unterschiedlich
Die Erklärung findet sich genau bei diesem Punkt. Während Romeo die eigenen Mitglieder befragt hat und der Kreis der Befragten damit überwiegend auf schwule Single-Männer, die speziell diese Plattform nutzen, beschränkt ist, wurde in Gießen die Gesamtheit der LGBTQ-Community befragt. Unter den Teilnehmenden waren also auch Lesben, trans- sowie bisexuelle und queere Menschen.
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Damit ist der Kreis der Befragten – unabhängig von der Teilnehmerzahl – breiter gefächert. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass die Universität Gießen wissenschaftliche Standards bei der Auswertung der Ergebnisse anwendet, anders als das Online-Dating-Portal, das die Studie in Eigenverantwortung ausgewertet hat
Die Stimmung in den rechten Kreise dürfte durch diese neue Umfrage ein Stück weit gedämpft werden. Nach der Veröffentlichung der Romeo-Studie wurden immer wieder Stimmen laut, die sich über den Erfolg bei der neuen Wählergruppe gefreut haben – auch, weil die Umfrage teilweise als Ende der „Woke-Ära“ verstanden wurde. Dem scheint die Studie aus Gießen nun entgegenzustehen.