Bei der Europawahl 2024 war Volt eine große Überraschung gelungen. Die liberale Partei erreichte 2,6 Prozent – und ist seitdem mit drei Abgeordneten aus Deutschland im EU-Parlament vertreten. Es war der größte Wahlerfolg der Pro-Europa-Partei hierzulande. Doch bei der Bundestagswahl dürfte es nun deutlich weniger Stimmen werden. Auch weil ein Clip im Netz kursiert, in dem Spitzenkandidatin Maral Koohestanian kein souveränes Bild abgibt.
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Koohestanian war zuletzt zu Gast bei Journalist Tilo Jung. In einem langen Video-Interview für den Kanal „Jung & Naiv“ fühlte er der Volt-Spitzenkandidatin auf den Zahn. Diese Gespräche in dem Format sind anstrengend, gleichen manchmal fast einem Verhör. Nach über zwei Stunden ging es dann um das Thema Aufrüstung, Bundeswehr und Waffenexporte. Die Politikerin wirkte da schon etwas müde und inhaltlich nicht sattelfest.
Volt-Spitzenkandidatin alles andere als sattelfest
Im Netz geht nun genau dieser Ausschnitt viral. Viele fragen sich seitdem: Wofür steht die Partei Volt eigentlich? So fordert die Partei, dass Deutschland „seine Verteidigungsausgaben auf mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes“ erhöht. Das wären rund 130 Milliarden für die Bundeswehr jedes Jahr. Koohestanian nickt, wirkt aber unsicher und sucht nach Argumenten. „Das ist richtig viel“, räumt sie ein, aber es würde nun mal „eine krasse Bedrohung innerhalb von Europa“ geben.
„Muss ehrlich zugeben: Kenne den Beschluss nicht“
Darüber hinaus will Volt eine europäische Armee parallel zum NATO-Bündnis aufbauen und französische Atomwaffen zusätzlich zu den US-Nuklearwaffen auf deutschem Boden. Koohestanian ist irritiert, ihr scheint diese Atomwaffen-Position nicht bekannt zu sein. „Wenn du mich fragst: Ich bin komplett gegen Atombomben, ich bin komplett gegen nukleare Waffen“, erklärt sie grinsend. Tilo Jung bohrt weiter nach. „Ich muss auch ehrlich zugeben, ich kenne den Beschluss nicht. Ich kann dir das leider gar nicht sagen“, macht sie klar. Das ist zwar offen und aufrichtig, aber als Spitzenkandidatin sollte sie eigentlich bestens informiert sein.
Es geht weiter: Jung will wissen, wie die Haltung von Volt zu Rüstungsexporten ist. Dazu hat er nichts gefunden im Wahlprogramm der Partei. Koohestanian ist ratlos. „Ist auf jeden Fall ein Thema. Wenn du mich persönlich fragst, würde ich sagen: lass‘ es nicht machen! Bitte, lass einfach nicht weiter aufrüsten. Lass es nicht so ein Riesenbeitrag zu unserer Wirtschaft sein.“ Aber man wisse, es gebe „krasse Themen“, mit denen man sich aktuell auseinandersetzen müsse. Man müsse sich darüber Gedanken machen, so die Spitzenkandidatin.
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Kritik vor Bundestagswahl: „Volt ist für mich raus“
Die Reaktionen auf Instagram und X sind heftig. Die politische Konkurrenz teilt den Clip selber nur allzu gerne. Andere kommentieren die Szenen kritisch:
- „Immer wieder überrascht vom eigenen Wahlprogramm.“
- „Ich habe körperliche Schmerzen, wenn ich das sehe.“
- „Krass ahnungslos, krass idealistisch, krass undurchdacht. Nette Person, aber auf dieser Basis ist Volt echt unwählbar.“
- „Danke für die Infos: Volt ist für mich raus!“
- „Habe selten so was Peinliches gesehen, habe das Video nicht fertig schauen können vor Fremdscham. Etwas seltsam, dass die Spitzenkandidatin ihr Wahlprogramm nicht kennt (?) und inhaltlich das Gegenteil von sattelfest ist.“
- „Das bin ich bei mündlichen Prüfungen!“
Laut allen Umfragen hätte Volt bei der Bundestagswahl keine Chance, die 5-Prozent-Hürde zu schaffen. Bei der Wahl 2021 waren es 0,4 Prozent. Vermutlich dürfte dieser Clip in den Sozialen Netzwerken auch eher dazu führen, dass viele junge Leute sich zweimal überlegen werden, Volt ihre Stimme zu geben.