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AfD-Ruck in Gelsenkirchen – Bundestagsabgeordneter spricht Klartext: „Besonders wehgetan“

Die AfD gewinnt die Bundestagwahl in Gelsenkirchen. Markus Töns (SPD), direktgewählter Bundestagsabgeordneter aus Gelsenkirchen, spricht über die Gründe.

© IMAGO/Rüdiger Wölk

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Die AfD erzielt ihr bestes Bundestagswahlergebnis mit 20,2 Prozent. Besonders stark schneidet sie in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Welche Folgen hat das für die Opposition?

Gelsenkirchen wählt blau: In der Pott-Stadt ist die AfD bei der Bundestagswahl die stärkste Kraft, holte mit 24,6 Prozent die meisten Zweitstimmen. Jetzt nennt Markus Töns (SPD), direktgewählter Bundestagsabgeordneter aus Gelsenkirchen, gegenüber DER WESTEN die Gründe für den AfD-Ruck in seiner Heimatstadt.

Vor allem im Gelsenkirchener Industrie-Stadtteil Scholven machten die Menschen ihr Kreuz bei der Weidel-Partei – über 33 Prozent! Am Morgen nach der Wahl hörte sich DER WESTEN bereits in Scholven bei den Anwohnern um. Wir sprachen mit ihnen über die Gründe für das AfD-Beben in ihrer Heimat>>>.

SPD enttäuscht in Gelsenkirchen

Der AfD-Sieg in Gelsenkirchen war gleichzeitig eine Klatsche für die SPD, die in der Ruhrgebietsstadt stets die stärkste Partei war. Immerhin konnte der Gelsenkirchener Kandidat der Sozialdemokraten, Markus Töns, mit 31 Prozent die meisten Erststimmen und somit das Direktmandat für den Bundestag holen.

„Die Gründe, warum die Menschen in Gelsenkirchen die AfD gewählt haben, sind vielschichtig“, betont Töns. Der Ampel-Streit habe viele Bürger verärgert. „Die Menschen haben nur gesehen, dass nicht viel Gutes dabei herauskommt. Wobei das so auch gar nicht stimmt, aber wir sind nur als streitende Koalition wahrgenommen worden.“

Töns hat kein Verständnis für AfD-Wähler

Gelsenkirchen, so Töns, habe mit Herausforderungen zu kämpfen. „Und einer der Herausforderungen ist offensichtlich die wirtschaftliche Situation. Die Inflation hat hier besonders wehgetan und es kommt noch die Migration hinzu.“ Die gebe es auch in anderen Ruhrgebietsstädten wie Duisburg, Dortmund oder Herne. „Gelsenkirchen ist aber, glaube ich, noch einmal ein richtiger Hotspot, weil wir das hier in fast allen Stadtteilen haben“, erklärt der SPD-Politiker, der selbst in Gelsenkirchen geboren wurde und auch hier zur Schule ging.

Markus Töns (SPD) spricht über die Gründe für den AfD-Ruck in Gelsenkirchen. Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk

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Müll, Zuwanderung, fehlende Infrastruktur, Arbeitslosigkeit: Die Menschen in Gelsenkirchen sind unzufrieden. Doch Unzufriedenheit sei für Töns kein Argument, um die AfD zu wählen. „Ich kann analysieren, dass es passiert, aber ich kann es nicht verstehen. Ich halte es für falsch, weil die Leute gegen ihre eigenen Interessen wählen. Es gibt kein Lösungsangebot von dieser Partei. Und das wird es auch in Zukunft nicht geben. Zumindest nicht in einem demokratischen Staat.“


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„Muss auch deutlicher zugehört werden“

Und die Demokratie sei einer der Grundwerte, die man verteidigen müsse. „Es gibt Probleme, die muss man lösen und Politik muss das auch tun. Ich finde in Berlin muss auch deutlicher zugehört werden, wenn die Probleme von Gelsenkirchen, aber auch die des nördlichen Ruhrgebiets, genannt werden.“