Formell hat Julia Klöckner das zweithöchste Staatsamt in Deutschland. So traf ihre Reaktion auf den Tod von Papst Franziskus auf große Aufmerksamkeit. Zumal sich die CDU-Politiker genau zu Ostern, knapp vor der Todesnachricht aus dem Vatikan, mit den großen christlichen Kirchen anlegte. So prasselte jetzt reichlich Kritik auf die Bundestagspräsidentin ein, als sie ihre Trauer über das Ableben des Papstes bekundete.
Im Kommentarbereich auf X war die Rede von „purer Heuchelei“. Klöckner solle sich „schämen“, weil sie noch kurz zuvor den Kirchen „den Mund verbieten“ bzw. einen „Maulkorb verteilen“ wollte.
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Julia Klöcker wünscht sich weniger unbequeme Kirchen
Die Vorgeschichte: Klöckner hatte sich in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“, darüber beklagt, dass die Kirchen „wie eine NGO“ zu viele Stellungnahmen abgeben würden zu tagesaktuellen Themen. Dadurch seien die Kirchen „leider auch austauschbar“. Stattdessen sollten sich die Kirchen besser um Fragen von Leben und Tod kümmern sowie eine sinnstiftende Seelsorge in den Mittelpunkt stellen.
Insgesamt machte die Christdemokratin klar, dass ihr die Kirchen zu politisch geworden sind. Klöckner: „Klar, kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer.“ Stattdessen solle sich die Kirchen aber als starke Stimme bei den Themen Abtreibung oder Sterbehilfe zu Wort melden.
Würdigung für Papst Franziskus sorgt für Unmut
Nun aber würdigte Klöckner den verstorbenen Papst Franziskus als jemanden, der „gemahnt, ermutigt, getadelt und getröstet“ habe und als „moralische Instanz“. Er sei ein großer Papst gewesen.
Doch besonders mit seiner zweiten aufsehenerregenden Enzyklika „Laudato si'“ aus dem Jahr 2015 kritisierte der Papst ganz offen und klar die kapitalistische Wirtschaftsweise auch in Hinblick auf die Klimakrise, der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Erde sowie der globale soziale Ungerechtigkeit. Er forderte eine radikale Wende in der Wirtschaft. Auch zum Thema Ukraine-Krieg und Aufrüstung bezog der Papst eine eindeutige Position.
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Selten war ein Papst politischer als Franziskus. So heißt es unter anderem auf X in Reaktion auf Klöckners Kritik: „Er war quasi eine linke NGO in persona!“
Julia Klöckner studierte in Mainz neben Politikwissenschaft und Pädagogik auch das Fach Katholische Theologie. Sie legte das Erste Staatsexamen für ein Lehramt an Gymnasien für die Fächer Katholische Religion und Sozialkunde ab.