Im ganzen Land sind die „Ein Traum von einem Schiff“-Bücher aus den Regalen geräumt worden. Umstrittene Passagen in dem Bestseller von Christoph Maria Herbst müssen geschwärzt werden. Wer die einstweilige Verfügung erwirkt hat, blieb unklar.
Frankfurt am Main.
Im ganzen Land sind die „Ein Traum von einem Schiff“-Bücher aus den Regalen geräumt worden. Umstrittene Passagen in dem Bestseller von Christoph Maria Herbst müssen geschwärzt werden. Wer die einstweilige Verfügung erwirkt hat, blieb unklar.
War „Stromberg“-Schauspieler Christoph Maria Herbst in seinem ersten Buch zu frech? Hat er mit seiner „Traumschiff“-Satire überzogen und Schauspieler-Kollegen beleidigt, bloßgestellt und somit gegen das Gesetz verstoßen? Ein Berliner Richter sah das so und gab dem Antrag eines Betroffenen auf eine einstweilige Verfügung statt. Der Roman „Ein Traum von einem Schiff“ darf ab sofort nicht mehr verkauft werden. Im ganzen Land räumten die Händler die Bücher gestern aus den Regalen und schickten sie zum „Scherz-Verlag“ nach Frankfurt. Die umstrittenen Zeilen müssen jetzt geschwärzt werden. Der Verlag will sich wehren und kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.
„MS“: Mumien-Schlepper
Fünf Wochen war Christoph Maria Herbst im vergangenen Jahr auf dem „Traumschiff“ unterwegs. Weil Produzent Wolfgang Rademann aber nur fünf Drehtage für den Schauspieler eingeplant hatte, schrieb er aus lauter Langeweile ein Buch. Und da zieht Herbst in bester „Stromberg“-Manier vom Leder. Das „MS“ in „MS Deutschland“ deutet er als „Mumien-Schlepper“, und den Erfolgsproduzenten Wolfgang Rademann nennt er eine „fleischgewordene Knoblauchzwiebel“. Für den 78-jährigen TV-Kapitän Siegfried Rauch, so mutmaßt Herbst, sei die Kommando-Brücke eine Art Sterbeklinik.
Den Film zeigte das ZDF am Neujahrsabend. Neun Millionen sahen zu. So viele Zuschauer hatte Christoph Maria Herbst, der eine kleine Nebenrolle spielte, noch nie. Sein Verlag hatte den Verkaufsstart mit gutem Gespür passend zum Ausstrahlungstermin und zum Weihnachtsgeschäft in den Dezember gelegt. Die Kalkulation ging auf. Das Buch ist ein Bestseller. 100.000 Exemplare wurden bis heute verkauft, und es steht immer noch auf Platz 12 der Bestseller-Liste. Der neue Streit um geschwärzte Passagen dürfte den Verkauf jetzt wieder ankurbeln.
Neue Auflage ab 10. Februar zu kaufen
Der Verlag bestätigte im Gespräch mit der NRZ den Eingang der einstweiligen Verfügung. Die Auslieferung sei gestoppt, ein Rückruf der Bücher erfolgt, sagte Verlagssprecher Martin Spieles. Und er kündigte an: „Eine neue Auflage mit eingeschwärzten Textstellen wird ab 10. Februar 2011 lieferbar sein.“
Erst dann wird die Öffentlichkeit sehen können, um welche Passagen des Buches es sich handelt und möglicherweise Rückschlüsse daraus ziehen können, welcher Prominente gegen das Buch geklagt hat. Herbst selbst sagt dazu nur, dass es sich um wenige Zeilen handelt. Außerdem sei das Buch ja in weiten Stellen eine Fiktion, also eine Erfindung.
Produzent Rademann und „Kapitän“ Rauch scheiden als Kläger wohl aus. Beide hatten sich schon im Dezember zu Wort gemeldet, den schlechten Stil kritisiert, aber keine gerichtlichen Schritte angekündigt. Vielleicht wehrt sich ja ein alter Schauspieler, den Christoph Maria Herbst einen „Rentenverweigerer“ nennt, der sich wegen arg fortgeschrittenen Alters seinen Text nicht merken kann und der den Betrieb weiter aufhält, weil vor jeder Szene das schlecht sitzende Toupet erneut festgeklebt werden muss…